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täten der Heimat und ferner Länder, dazu Himmels-
und Erdgloben und mathematische Instrumente aus
Bronze und Messing, die damals oft aufs reichste mit
figürlichem und ornamentalem Schmuck versehen
waren. Nur ausnahmsweise findet sich bronzene Klein-
kunst in diesem bunten Durcheinander. So in der um-
fangreichen und berühmten Sammlung des Erzherzogs
Ferdinand von Tirol (1520 bis 1595), eines Groß-
neffen der Margarete von Österreich. In seiner großen
Kunstkammer im Schloß Ambras befanden sich nach
dem nicht allzu ausführlichen Inventar 18 große
Schränke aus Zirbelholz; der dreizehnte enthielt
moderne und antike Bronzewerke, die zum Teil
erstaunlich naiv beschrieben sind. Immerhin hat man
mit seiner Hilfe manches Stück identifizieren können,
obwohl die Sammlung mannigfache Schicksale erlebte
und nur ein Teil von ihr ins Wiener Hofmuseum ge-
kommen ist.
Um die Wende zum 17. Jahrhundert war Fer-
dinands Neffe/Kaiser Rudolf II., einer der eifrigsten
Sammler diesseits der Alpen. Besonders in seinen
letzten, umdüsterten Lebensjahren füllten ihn diese
Interessen aus. In denselben Jahren baute Albrecht V.
von Bayern seine reichhaltigen Sammlungen im Mar-
stallgebäude zu München aus. Fast 400 Bronzen,
darunter viele antike und angeblich antike, befanden
sich hier.
Berühmter noch und älter war die Kunstkammer
der sächsischen Kurfürsten zu Dresden, deren Kunst-
schätze unter August dem Starken, von der Natu-
raliensammlung getrennt, im grünen Gewölbe unter-
gebracht wurden.
Der Beginn der Berliner Kunstsammlungen geht
auf den großen Kurfürsten zurück. Sein prachtliebender
Sohn, der erste König, bereicherte die Kunstkammer
durch kostbare Prunkstücke und erwarb die Samm-
lung Bellori aus Rom, die nicht weniger als 80 Bronzen
enthielt.
Die wichtigste Sammlung neuerer Bronzen ent-
stand in jenen Jahren in Salzdahlum, einem Lust-
schloß in Braunschweig, und Anton Ulrich (gest. 1714),
der auch in der Literaturgeschichte als tätiges Mitglied
der fruchtbringenden Gesellschaft bekannt ist, war der

Begründer. Neben kostbaren Gemälden, Majoliken,
Porzellan und anderem Kunstgewerbe brachte er
eine reiche Auswahl italienischer und niederländischer
Bronzen zusammen, die heute dem Braunschweiger
Museum zum Ruhme gereichen. Von älteren Samm-
lungen bronzener Kleinkunst ist nur die von Modena
der Braunschweiger an die Seite zu stellen.
In der Folgezeit waren Kunstsammlungen uni-
versaler Art sehr selten. Die wichtigste ist ohne Zweifel
die Goethes in Weimar gewesen. Neben seinen natur-
wissenschaftlichen Sammlungen, seinen Kupferstichen,
Zeichnungen und Gipsabgüssen besaß er auch antike
Kleinkunst, mittelalterliches Kirchengerät und Statu-
etten der italienischen Renaissance sowie die kleine
Büste Napoleons von Posch.
Im vorigen Jahrhundert sind die meisten großen
und kleinen Museen begründet worden. Bei vielen
war der Grundstock fürstlicher Privatbesitz; Funde
bei Ausgrabungen und der Kunsthandel, der bedeutenden
Aufschwung erlebte, sowie Geschenke privater Sammler
sorgten und sorgen für ständige Vermehrung. Unter
den Bronzen stand antike Kleinkunst — dem Ge-
schmacke des späten 18. Säkulums gemäß —durchaus
an erster Stelle, und die Literatur läßt erkennen, daß
man durch Generationen hindurch zumeist für sie
Interesse gehabt hat. Bronzen der christlichen Epochen
kamen meist auch in öffentlichen Sammlungen vor: aber
man legte auf solchen Besitz, der zum Teil durch Zu-
fall erworben war, nicht allzuhohen Wert. Ein Wandel
ist erst hier durch Wilhelm von Bode geschaffen worden,
der als erster die künstlerische Schönheit der Bronzen
aus der italienischen Renaissance erkannte und sie
systematisch mit glücklichem Erfolg für sein Museum
zu sammeln begann. Dem Beispiel der Berliner Kunst-
sammlungen folgten auswärtige Museen sowie die
Liebhaber in Deutschland, England, Frankreich, Öster-
reich-Ungarn und Amerika. Ein Blick in das Orts-
verzeichnis des Bodeschen Corpus der italienischen
Bronzen genügt, wie Frau Dr. Schottmüller, deren
trefflichen Werk wir diese interessanten Ausführungen
entnommen haben, bemerkt, um das rasch erwachsene
Interesse für diese vornehme Kleinkunst zu er-
kennen.


Die Auktion Franz Tliill, Wien.

Im nachstehenden bringen wir den Schluß der bei
der Auktion Franz Thill, Wien*), erzielten Preise:
Arbeiten in Elfenbein, Email, Glas usw. Nr. 495,
Drei Schachfiguren aus Elfenbein, deutsch, 17. Jahrh., K 1550;
Nr. 497, Zwei Elfenbeingriffe, 18. Jh., K 500; Nr. 499, Elfen-
beinhammer, erste Hälfte 19. Jh., K 210; Nr. 500, Elfenbein-
scheibe mit Darstellung im Kostüm der Florentiner Früh-
renaissance, 17. Jh., K 3000; Nr. 525, Pilgerflasche, deutsch,
17. Jh., K 800; Nr. 526, Wappen-Glasscheibe, 14. Jh., K 700;
Nr. 528, Schweizer Scheibe mit dem Wappen der Stadt Damm,
15. Jah., K 1584; Nr. 530, Zwei Miniaturen, darstellend Brust-
bilder der Beatrice Estense, K 450; Nr. 531, Elfenbeinfächer,
letztes Viertel 18. Jh., K 300; Nr. 533, Acht Pergament-
Kartenblätter, Empirezeit, K 220; Nr. 535, Vier Steinplatten,
deutsch, 17. Jah., K 850; Nr. 536, Runde Kelheimer Platte,
K 550; Nr. 543, Drei geschnitzte Gemmen und Kameen und
zwei geschliffene Achate, Empirezeit, K 280; Nr. 544, Tabatiere
aus buntem Email, 18. Jh., K 480; Nr. 546, Emailplatte, Stil
17. Jh., K 480.

*) Siehe Nr. 14 der ,,Internationalen Sämmler-Zeitung“.

Arbeiten in Holz und Stühle. Nr. 571, Buchsrelief,
1719, K 800; Nr. 572, Wappen, 18. Jh., K 750; Nr. 573, Adels-
wappen, 18. Jh., K 1550; Nr. 574, Zwei Hofnarren als Scheiben-
figuren, K 2400; Nr. 575, Zwei Komödiantenfiguren, 18. Jh-,
K 3500; Nr. 576, Stuhl aus Nußbaumholz, italienische Spät,
renaissance, K 3100; Nr. 577, Desgl., K 4800; Nr. 578, Desgh-
K 1450; Nr. 579, Sieben Stühle, 19. Jh., K 1100, Nr. 580,
Zwei schreitende Löwen, 18. Jh., K 280, Nr. 581, Desgl-,
K 340; Nr. 587, Zehn Wappenschilder, K 210.
Textilien: Nr. 605, Goldstickerei, 1604, K 640; Nr. 606,
Roter Wandbehang aus Seidendamast, Barock, K 850; Nr. 607,
12 Reste eines Seidenbrokats, 17. Jh., K 440; Nr. 613, Futter
einer Casula, K 420; Nr. 615, Streifen eines Wolldamastes,
Ende 17. Jahr., K 300; Gürtelketten: Nr. 639, Gürtelkette
aus Messing, 17. Jh., K 150; Nr. 643, Desgl., 18. Jh., K 160;
Nr. 646, Desgl., K 180; Nr. 653, Desgl., K 100.
Arbeiten in Schmiedeeisen: Nr. 693, Schraubstock,
1762, K 360; Nr. 694, Armspreize für Kerzen, 16. Jh., K 230;
Nr. 696, Gitter, 16. Jh., K 650; Nr. 698, Eisenrost, zweite
Hälfte 16. Jh., K 420; Nr. 701, Doppelgitter, 17. Jh-,
K 520; Nr. 704, Baumschere, Ende 16. Jh., K 900; Nr. 71L
 
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