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Seite 138

internationale Sammler-Zeitung

Nr. 16

dem eisernen Kreuz und der Umschrift: „Aus eiserner
Zeit!“ Doch ist es nicht ausgeschlossen, daß jemand
auch das sammelt, aber wahrscheinlich ist es nicht,
da, wer Sammler ist, seine Wohnung denn doch nicht
zur Schreckenskammer ausstaffieren will. In diesem
Sinne kann man die Gruppe klein nennen, trotzdem sie
auch Abzeichen umfaßt, die bei Blumentagen und
dergleichen verkauft wurden. Noch kleiner ist die
Gruppe „Gips“, einige Büsten und kleine Figuren
sind das Um und Auf.
Dafür aber das Papier, das wohl am meisten ge-
sucht wird, das den geringsten Raum beansprucht,
Lagergeld, Ansichtskarten, Bücher, Briefpapier, Kriegs-
zeitungen, Verlautbarungen, Kundmachungen, Druck-
sorten aller Art, Postmarken, Stempel, Verschluß-
marken, Bilderbogen, Karikaturen, Flugblätter,
Propagandaschriften, Plakate der Kriegsanleihen, der
Kriegsausstellungen, die verschiedenen Diplome und
Belobungen, Tagesberichte, Sonderausgaben, Flug-
zettel, Lebensmittelkarten — eine Fülle, vor der
einem bange wird und die sicherlich oft und oft zu
Unterabteilungen zwingt. Gleich die Ansichtskarten
zum Beispiel. Denn es gibt so viele, die von verschiede-
nen Anstalten, Aktionen, Lokalausschüssen, Regi-
mentern, dann zu bestimmten Anlässen herausgegeben
wurden, daß einem einzelnen, der nicht in einer An-
sichtskartenzentrale sitzt, die Übersicht ganz un-
möglich ist. Ich kenne zum Beispiel in Kärnten Karten
der Kriegsbauherstellungs-Patenschaft mit reizenden
Bildern zerschossener Orte in Kärnten, sehr schöne
des Infanterieregiments Nr. 7, dann eine Karte für
einen Votivteppich, eine andere für den Wehrschild
in Villach, weiters solche, welche die Kriegszeitung
der 10. Armee herausgegeben hat und die, da sie fast nur
in Kärnten und an der Front vertrieben wurden, im
Hinterlande fast unbekannt sind. Ferner gibt es Karten
des Besuches des Kaiserpaares in Kärnten, von Ge-
nerälen, die an der Front kommandierten, von Ba-
taillonen, die an der karnisch-julischen Front standen,
auf die dasselbe zutrifft, und es wird die Leser viel-
leicht interessieren, zu erfahren, daß die Kriegs-
zeitung der 10. Armee, deren Anschrift T. P. 580
lautet, alle herausgegeben hat.
Zunächst kommt die Kriegszeitung selbst als
Sammelobjekt in Betracht, ein dankbares Sammel-
objekt nebenbei, da sie reich illustriert erscheint und
Bilder sowohl von der alten als auch von der neuen
karnisch-julischen Front bringt. Schon ihre Sonder-
hefte, von deren noch etliche Exemplare vorhanden
sind, sind erwähnenswert, insbesondere das Kheven-
hüllerheft, das dem berühmten und bewährten Infan-
terieregiment Nr. 7, dem kärntnerischen Hausregiment,
gewidmet ist.
Zu Beginn des Krieges mit Italien entstanden,
steht die Kriegszeitung der 10. Armee nun im vierten
Jahrgange, als eine der wenigen Soldatenzeitungen, die
sich solange gehalten haben. In der ersten Zeit vertrieb
sie die Abzeichen der 10. Armee, Ansichtskarten und
Bilderbogen, die alle vergriffen sind. Dann ließ sie
die Bilderbogen fallen, brachte noch mehr Ansichts-
karten heraus und schritt später an die Herausgabe
einer Büchersammlung, die den Namen Feldbücherei
erhielt, um den Soldaten an der Front gute und billige
Lektüre zu bieten. Bis nun sind rund 40 Bändchen
zum Preise von 20 bis 60 h erschienen, die aus-
schließlich österreichische Autoren, wie Grillparzer,
Zedlitz, Walter von Molo, Kory Towska, Hagenauer,
Hohlbauer, Gagern usw., bringen, so daß gleichzeitig
die österreichischen Schriftsteller im Volke selbst

bekannt werden. Die ersten zehn Büchlein sind der-
zeit ganz vergriffen, ein Nachdruck aber eingeleitet.
Um den Soldaten ferner Gelegenheit zu geben, ihre
Unterstände zu schmücken, brachte sie Sonderab-
drücke von Originalholzschnitten heraus, die ebenfalls
zu Preisen von ungefähr 40 bis 60 h an die ' Front
abgegeben wurden, und um das Andenken an die alt-
karnisch-julische Front zu erhalten, veröffentlichte
sie ein Album mit 186 Bildern, das den Titel „Die
karnisch-julische Front“ führt und den Alpenkrieg
von der Etappe bis in die Höhenstellungen, zu denen
man im Winter nur in Schneetunnels gelangt, festhält.
Auch ein lithographisches Plakat existiert.
Man sieht, die Kriegszeitung der 10. Armee bietet
dem Sammler viel Material, das zudem zumeist in
jeder Hinsicht einwandfrei ist. Merkwürdigerweise
werden sie und ihre Publikationen besonders in Deutsch-
land gesammelt, die österreichischen Sammler scheinen
sie noch nicht recht entdeckt zu haben.
Neben diesen nach den Materialien oberflächlich
gesonderten Gruppen — denn es hat auch genügend
Gegenstände aus Stroh, Holz, Glas, Gummi usw-
gegeben — gibt es noch einige kleinere, andere, die man
nicht recht unterkriegen kann. Zu denen gehören z. B-
die Andenken, die aus Steinen von Befestigungen und
einem Geschoßsplitter zumeist an der Front hergestellt
wurden, wie Holzschnitzereien, die uns zu einer anderen
Art Sammelobjekten führen, nämlich zur sogenannten
Schützengrabenkunst oder, vielleicht besser, Hand-
fertigkeit. Die Kriegsausstellung der zehnten Armee,
die in Villach, Klagenfurt und Salzburg gezeigt wurde,
enthielt einige schöne Beispiele derselben, so selbst-
gefertigte Stöcke der Menageträger, ein „Service“
aus Konservenschachteln, eine aus Bretter gemachte
Baßgeige, acht gezeichnete Ansichtskarten, in denen
sich der stark ornamentale und farbige Sinn unserer
Bevölkerung zeigte, Denkmalentwürfe, aus Gips, Moos,
Zweiglein und Brettern geschnitzte Tiere und der-
gleichen.
Die hier gegebene Einteilung der Gegenstände ist
natürlich eine ganz willkürliche und unwissenschaft-
liche. Sie erlaubt es, den Stoff in einem Artikel
übersichtlich zu gestalten und die Fülle desselben
hervortreten zu lassen. Die Erwähnung noch anderer
Gesichtspunkte ist vielleicht geeignet, die Fülle noch
besser vor Augen zu führen. Man könnte demnach
die Sammelgegenstände in solche einteilen, die mit
den Kriegshandlungen selbst Zusammenhängen, und
hier wiederum mehrere Unterabteilungen, etwa Front,
Etappe, Hinterland, machen. Jede dieser Gruppe11
ließe sich weiterteilen, etwa in eigene Stellungen
(Kampfmittel, Ausrüstung, Verpflegung, Kommando-
mittel, Befehle, Verlautbarungen, Ereignisse, Photos,
Hilfsplätze, besondere Andenken, Geschoßstücke, Tro-
phäen usw.) und feindliche (wie früher). Die Etappe
wieder könnte man in Verpflegs- und Munitions-
nachschübe, Spitäler, eigene Heeresbetriebe usW-
gliedern, während dem Hinterlande Zeitungen, Ansichts-
karten, Kriegsfürsorgeartikel usw. Vorbehalten blieben-
Wenn man bis hierher ziemlich logisch vorgehen
konnte, so löst sich jetzt die Logik auf. Denn in welch
innerem Zusammenhang soll man die Aschenschalen,
Kriegsbücher, Lautenbänder, Zigaretten dosen, Uhren-
anhänger, Lesezeichen, Plakate, Vasen, Briefbeschwerer,
Mörsermodelle, Bronze plastiken, Brieftaschen, V^ehr-
männer, Kriegsschilde, Manschettenknöpfe und ’ der-
gleichen bringen. Soll man Gebrauchsgegenstände,
Hausgreuel und Kunstgewerbe trennen ? Soll man
jeden Gegenstand, der das eiserne Kreuz, das Porträt
eines Monarchen oder eines Heerführers trägt, als
 
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