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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 1.1829

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Anzeige eines praetischen und populairen Handbuchs der Landbaukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.19234#0045

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eines

practischen und populairen

Handbuchs der Landbaukunst.

Di

'ie Bedürfnisse, welche durch das Bauen befriedigt werden, gehören unstreitig zu
den allgemeinsten und notwendigsten, und zugleich zu den kostbarsten. Das Bauen
hält, -von dem einfachsten geselligen Zustande an, in Ausdehnung und Manuichfallig-
keii> mit der Cullur gleichen Schritt, und ist ein Zeichen und Befriedigungsmittel des
Rehagens und der Wohlfahrt. Jedermann bedarf einer Wohnung; der Landmann be-
darf mancherlei Gebäude für Vieh und Vorräthe, der Fabricant Werkstätten, der Staat
Gebäude für seine Einrichtungen, der Handel und Verkehr Chausseen und Canäle;
die Ströme und Flüsse macht das Bauen schiffbar und nutzbarer. Es bildet den Schif-
fen Häfen und verwandelt unfruchtbare und ungesunde Gegenden in fruchtbare; es be-
reitet Bequemlichkeit und Gemächlichkeit; es ist nöthig für den Unterricht, für die
Wissenschaften und Künste; es dient dem Luxus; und die Monumente der Baukunst
zeugen noch in den entferntesten Zeiten von der Gröfse und der geschichtlichen Be-
deutung der Völker. Das Bauwesen greift also auf unendlich mannichfache Weise
in alle Verhällnisse ein. Auch verursacht es eine der bedeutendsten Ausgaben. Der
Landwirlh weifs, welchen namhaften Theil seines Erwerbes die Kosten des Bauens
und der Erhallung seiner Wohn- und Wirlhschafls - Gebäude hinwegnehmen. Der
Städte-Bewohner weifs, dafs ihn seine Wohnung, mag er sie miethen oder ein eigenes
Haus besilzen, vielleicht den fünften oder vierten Theil seiner gesammten Ausgaben
kostet. Die Kosten der allgemeinen und öffentlichen Anlagen von Strafsen, Canälen
und andern Bauwerken mufs Jeder an seinem Theil, auf indirectem Wege ebenfalls
tragen, und es ist vielleicht nicht zu viel, wenn man annimmt, dafs für Jeden ohne
Ausnahme, das was das Bauen koslel, den vierten oder dritten Theil seiner gesammv
ten Ausgaben für Lebens-Unterhalt und Luxus-Artikel beträgt. Das Bauwesen ist
also unstreitig einer der wichtigsten Gegenstände für das gesammle gesellige Leben.
Das Bauen für die Pracht, den Cultus und die Würde der Völker ist nur ein Theil
davon, und nicht der bedeutendste. Das gemeinnützige Bauen, welches Jeden ohne
Ausnahme berührt, und dessen Jeder bedarf, ist bei weitem der wichtigste Theil.

Dieser ungemeinen Wichtigkeit und der Allgemeinheit des Bedürfnisses unge-
achtet, ist aber die Kunst des Bauens noch keinesweges so sorgfältig dem Nachden-
ken und einem von Erfahrungen ausgehenden Urlheil unterworfen worden, wie ver-
hnltnifsmäi'sig andere Künste. Es fehlt zwar nicht an guten Unterrichts-Mitteln, und
an vielen und kostbaren Schriften über die Baukunst, als schöne Kunst betrach-
tet, allein es fehlt daran gar sehr in der gemeinnützigen Baukunst. Besonders man-
geln popnlaire Schriften, aus welchen der Bauende selbst, mit dem Baumeisier zu-
 
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