1973, 84). Abgesehen einmal von den biographischen Zufällen, die bei ihrer Wahl eine Rolle
gespielt haben dürften, ist sie schon deswegen ein geeignetes Verfahren, weil sie explizit fordert,
Zusammenhänge zu formulieren, die „wie die meisten interessanten und wichtigen Fakten ...
weder direkter Observation zugänglich, noch ... durch irgendwelche der uns bekannten induk-
tiven Prozeduren aus gesammelten Daten extrahiert werden" können (Chomsky 1969, 32), und
weil sie der oben mit anderen Worten beschriebenen Methode entgegenkommt, grammatische
Strukturen semantisch zu interpretieren.
Die Ausgestaltung der Theorie der Generativen Transformationsgrammatik auf einen
„idealisierten kompetenten Sprecher" hin stellt allerdings der Anwendung ernsthafte Hinder-
nisse entgegen. Der Ägyptologe kann - wie der Linguist bei seiner Sprache — den kompetenten
Sprecher in keinem Fall ersetzen (s. Gragg 1973, 88): Es ist nicht „seine" Sprache, und sie ist
nicht so vollständig bekannt, daß sie jemals bis zu dem Grade gelernt werden könnte, bei der
„Intuition" vielleicht einsetzen mag. Wenn man auch im Prinzip die Texte als Alternative zum
kompetenten Sprecher ansetzen könnte, so ist dagegenzuhalten, daß Texte „Performanzakte"
sind. Sie sind als Kontrollinstanz an sich deswegen wenig geeignet, weil man bestreiten kann,
daß der in Frage stehende Schreiber „... in einer völlig homogenen Sprachgemeinschaft lebt,
seine Sprache ausgezeichnet kennt und bei der Anwendung seiner Sprachkenntnisse ... von
solchen grammatisch irrelevanten Bedingungen wie - begrenztes Gedächtnis / — Zerstreutheit
und Verwirrung / - Verschiebung in der Aufmerksamkeit und im Interesse / - Fehler (zufällige
oder typische) nicht affiziert wird" (Chomsky 1969, 13 f.), und weiterhin seine Sprache Ab-
weichungen von der Standardsprache zeigen dürfte, seien es etwa traditionsbezogene, stilistische,
poetische, rhetorische oder solche eines denkbaren Dia- oder Soziolekts.
Bis zu einem nicht geringen Grade kann dies von der Verallgemeinerung der Aussage-
strukturen aufgefangen werden, die eine gewisse Voraussagbarkeit von Aussagen ermöglicht.
Die semantische Interpretation geschieht praktisch durch Übersetzung. Es ist dabei von
vornherein nicht wahrscheinlich, daß die Struktur eines Satzes der Übersetzungssprache der des
ägyptischen Satzes entspricht; die Form des Übersetzungssatzes ist prinzipiell ganz unwichtig,
solange man davon ausgehen kann, daß er seiner Aussage nach die angenommene Aussage
des ägyptischen Satzes widerspiegelt. Soll daher eine formale Eigenschaft des übersetzungs-
sprachlichen Satzes eine formale Eigenschaft des ägyptischen Satzes illustrieren, so ist dies
ausdrücklich anzugeben.
Dem Zustand der Kenntnis gemäß, nehmen dabei Erörterungen zu Bedeutung und Leistung
einen breiten Raum ein — einen breiteren Raum vielleicht als ihnen zukommen dürfte. Das mag
den theoretischen Zielen der Darstellung abträglich sein, kommt aber dem heuristischen Inter-
esse, dem diese wiederum dienen sollen, entgegen: Der Philologe wird manche Ergebnisse
heuristischer Überlegungen zur Theorie oft mehr von Nutzen finden als die theoretischen Fol-
gerungen selbst. In der Heuristik stehe ich aber auch nicht an, da und dort Anleihen bei anderen
Methoden als den geschilderten zu machen: es hieße die praktischen Schwierigkeiten verkennen,
nach Lage der Dinge noch auf „Methodenreinheit" zu bestehen (wie Callender, „Grammatical
Models in Egyptology", Orientalia 42, 1973, 47ff.; s. dazu Junge, „Linguistik und Ägypto-
logie", Göttinger Miszellen 10, 1974, besonders 68 ff.).
Bei der Übersetzung selbst nehme ich mir nun doch gelegentlich die Freiheit, meine „In-
tuition" walten zu lassen (s. Seibert 1967,29f.). Die angegebenen Übersetzungen bewegen sich
daher von mehr oder minder wörtlichen bis zu sehr freien; man darf dessen versichert sein, daß
mir die wortgetreue Übersetzung, für die, wenn nicht anders vermerkt, man auf die Gram-
matiken oder gängigen Übersetzungsanthologien (eine der m.E. zur Zeit besten: Lichtheim
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gespielt haben dürften, ist sie schon deswegen ein geeignetes Verfahren, weil sie explizit fordert,
Zusammenhänge zu formulieren, die „wie die meisten interessanten und wichtigen Fakten ...
weder direkter Observation zugänglich, noch ... durch irgendwelche der uns bekannten induk-
tiven Prozeduren aus gesammelten Daten extrahiert werden" können (Chomsky 1969, 32), und
weil sie der oben mit anderen Worten beschriebenen Methode entgegenkommt, grammatische
Strukturen semantisch zu interpretieren.
Die Ausgestaltung der Theorie der Generativen Transformationsgrammatik auf einen
„idealisierten kompetenten Sprecher" hin stellt allerdings der Anwendung ernsthafte Hinder-
nisse entgegen. Der Ägyptologe kann - wie der Linguist bei seiner Sprache — den kompetenten
Sprecher in keinem Fall ersetzen (s. Gragg 1973, 88): Es ist nicht „seine" Sprache, und sie ist
nicht so vollständig bekannt, daß sie jemals bis zu dem Grade gelernt werden könnte, bei der
„Intuition" vielleicht einsetzen mag. Wenn man auch im Prinzip die Texte als Alternative zum
kompetenten Sprecher ansetzen könnte, so ist dagegenzuhalten, daß Texte „Performanzakte"
sind. Sie sind als Kontrollinstanz an sich deswegen wenig geeignet, weil man bestreiten kann,
daß der in Frage stehende Schreiber „... in einer völlig homogenen Sprachgemeinschaft lebt,
seine Sprache ausgezeichnet kennt und bei der Anwendung seiner Sprachkenntnisse ... von
solchen grammatisch irrelevanten Bedingungen wie - begrenztes Gedächtnis / — Zerstreutheit
und Verwirrung / - Verschiebung in der Aufmerksamkeit und im Interesse / - Fehler (zufällige
oder typische) nicht affiziert wird" (Chomsky 1969, 13 f.), und weiterhin seine Sprache Ab-
weichungen von der Standardsprache zeigen dürfte, seien es etwa traditionsbezogene, stilistische,
poetische, rhetorische oder solche eines denkbaren Dia- oder Soziolekts.
Bis zu einem nicht geringen Grade kann dies von der Verallgemeinerung der Aussage-
strukturen aufgefangen werden, die eine gewisse Voraussagbarkeit von Aussagen ermöglicht.
Die semantische Interpretation geschieht praktisch durch Übersetzung. Es ist dabei von
vornherein nicht wahrscheinlich, daß die Struktur eines Satzes der Übersetzungssprache der des
ägyptischen Satzes entspricht; die Form des Übersetzungssatzes ist prinzipiell ganz unwichtig,
solange man davon ausgehen kann, daß er seiner Aussage nach die angenommene Aussage
des ägyptischen Satzes widerspiegelt. Soll daher eine formale Eigenschaft des übersetzungs-
sprachlichen Satzes eine formale Eigenschaft des ägyptischen Satzes illustrieren, so ist dies
ausdrücklich anzugeben.
Dem Zustand der Kenntnis gemäß, nehmen dabei Erörterungen zu Bedeutung und Leistung
einen breiten Raum ein — einen breiteren Raum vielleicht als ihnen zukommen dürfte. Das mag
den theoretischen Zielen der Darstellung abträglich sein, kommt aber dem heuristischen Inter-
esse, dem diese wiederum dienen sollen, entgegen: Der Philologe wird manche Ergebnisse
heuristischer Überlegungen zur Theorie oft mehr von Nutzen finden als die theoretischen Fol-
gerungen selbst. In der Heuristik stehe ich aber auch nicht an, da und dort Anleihen bei anderen
Methoden als den geschilderten zu machen: es hieße die praktischen Schwierigkeiten verkennen,
nach Lage der Dinge noch auf „Methodenreinheit" zu bestehen (wie Callender, „Grammatical
Models in Egyptology", Orientalia 42, 1973, 47ff.; s. dazu Junge, „Linguistik und Ägypto-
logie", Göttinger Miszellen 10, 1974, besonders 68 ff.).
Bei der Übersetzung selbst nehme ich mir nun doch gelegentlich die Freiheit, meine „In-
tuition" walten zu lassen (s. Seibert 1967,29f.). Die angegebenen Übersetzungen bewegen sich
daher von mehr oder minder wörtlichen bis zu sehr freien; man darf dessen versichert sein, daß
mir die wortgetreue Übersetzung, für die, wenn nicht anders vermerkt, man auf die Gram-
matiken oder gängigen Übersetzungsanthologien (eine der m.E. zur Zeit besten: Lichtheim
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