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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0021
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2. Ausgangsbasis: Emphatische und prädikative Verbalformen
Eine Untersuchung, die sich ein Ziel steckt wie diese, kann nicht ohne einige als zutreffend
angenommene „Axiome" auskommen, auf die sie ihre Schlüsse aufbaut. Neben den Standard-
grammatiken des Mittelägyptischen, deren Material hier nach Natur der Textgrundlage zum
Teil neu geordnet wird, sind es vor allem die Arbeiten von H. J. Polotsky, denen diese „Grund-
annahmen" entnommen worden sind. Da im allgemeinen bei der Interpretation der Beispiele
solche Ergebnisse nicht mehr diskutiert werden, ist es vielleicht von Wichtigkeit, sie hier kurz
aufzuführen:
Da ist einmal das Inventar der Formen, die den „Umstandssatz" bilden: Pseudopartizip
(PsP), hr/m/r plus Infinitiv, sdm=f (und sein passives Gegenstück sdm.tw=f), sdm.n=f und
passives sdm; mit Hilfsverben oder Partikeln stellen sie „indikativische", „prädikative" Formen
des selbständigen Satzes (Polotsky 1965, §§4ff. und 41 ff.). Ihnen gegenüber stehen Formen
verbalen Anscheins mit der Eigenschaft, die Umstandsangabe des ägyptischen Satzes ins Zen-
trum der Aufmerksamkeit zu rücken: das geminierende, sog. „emphatische" sdm=f (Polotsky
1944, 69 ff.), das „emphatische" sdm.n=f und sein passives Gegenstück sdm.n.tw=f (Po-
lotsky 1965 und 1957). „Umstandsangabe", „adverbielle" Bestimmung umfaßt dabei neben
den genannten Formen des „Umstandssatzes" die eigentlichen sog. Adverbien sowie jede Art
von präpositions- oder konjunktionshaltigem Syntagma (s. Polotsky 1944, 30 und Gardiner
1947, 96 n. 1; dies steht im Gegensatz zu Satzinger 1967, 84ff.); jedes einzelne dieser Syn-
tagmen kann die von ihm eingenommene Satzposition — wie alle anderen Satzglieder die ihren —
beliebig oft mehrfach besetzen („beliebig" im Rahmen der durch Atemhub, Spannbogen o.ä.
begrenzten Möglichkeiten, s. Junge 1972; Gardiner 1957, § 505: „Multiple Sentences and
Clauses").
Wo nicht formal durch Präpositionen/Konjunktionen gekennzeichnet und durch ihre
Stellung im Satz als syntaktisch eindeutig beschreibbar angesehen, segmentiert das Zusammen-
spiel von „emphatischer" Form und ihr notwendig folgendem „betonten" Syntagma die Um-
standsangaben als Klasse im Regelfall so hinreichend genau (Polotsky 1965, § 16), daß die von
Hintze (1950/52, 39 ff.) aufgeworfene und von Westendorf (1962, §432) aufgegriffene
methodische Frage als gegenstandslos angesehen und eine so als ägyptische Umstandsangabe er-
kannte Form nach den in der Einleitung dargelegten Prinzipien durch deutsche Umstands-
angaben wiedergeben wird; nach „logischen Gesichtspunkten" zu entscheiden, welche deutsche
Umstandsangabe angemessen wäre, sehe ich als legitimes, ja allein als legitimes Verfahren an
(s. Polotsky 1965, §§ 9; 10; 15). Daß das, was hier „Satz" heißt, dann nicht in allen Fällen
dem entspricht, was die Grammatiken so nennen, versteht sich von selbst (s. auch Seibert
1967,32).
Diese allgemeinen Voraussetzungen müssen in einigen Punkten präzisiert werden. Während
bei emphatischem sdm=f - um die Anfechtbarkeit der Interpretation niedrig zu halten — bis auf
weiteres nur das morphologische Kennzeichen der Gemination der veränderlichen Verben als
Kriterium gelten soll, scheint bei sdm.n=f eine weitergehende Generalisierung möglich, weil
hier neben eine unveränderliche Form deutliche syntaktische Signale treten:

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