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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0072
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sprachliche Einführung des Motivs für die Ellipse umgangen wird (dies gilt ausschließlich
Reckendorf). Dennoch trifft die obige Analyse m.E. die logische Beziehung: Es wird ein
Gegenstand angesprochen — grammatisch durch eine NP wiedergegeben —, der Anlaß für die
Äußerung des folgenden, grammatisch unabhängigen Satzes ist; als Ellipse ist es schon des-
wegen nicht anzusehen, weil sich (grammatisch) kein „nicht-elliptisches" Gegenstück auf-
finden läßt. Auch in den Fällen, in denen die logische Beziehung von Vorder- und Nachsatz
einwandfrei erscheint, ist sie wie oben aufzulösen:
- CT IV 326k: jr hm nb r3 pn n 'q.n=f n prj.n=f m hm(=f) (Gardiner 1957, 149,1) „Hin-
sichtlich eines jeden, der diesen Spruch nicht kennt, (gilt:) Unwissend kann er nicht eintreten
und nicht herausgehen": Es handelt sich ganz zweifellos um eine grammatische Konstruk-
tion.
Das anfänglich gebrachte Zitat läßt sich aber auch — wie häufiger bei Wechsel von positiv
und negativ zwischen fr-Phrase und Nachsatz — ohne Zwang als Konzessivsatz wiedergeben,
etwa: „Wenn sich auch der Angesehene und Wohlhabende im Rat wie ein Krokodil benimmt,
geh Du den Kinderlosen nicht bittend an." - Das Experiment erweist, daß der konzessive
Charakter der Beziehung etwas mit der Struktur zu tun hat:
Macht man etwa im Beispiel CT IV 326 den Nachsatz aus einem negativen zu einem posi-
tiven, so daß sich negative fr-Phrase und positiver Nachsatz gegenüberstehen, verändert sich
auch die Übersetzung in den vorauszusehenden Bahnen: *jr hm r3 pn eq.n=f... m hm=f „Hin-
sichtlich desjenigen, der diesen Spruch nicht kennt, gilt: Unwissend tritt er ein ..." > „Obwohl
er diesen Spruch nicht kennt, tritt er doch unwissend ein ..."/„Wenn er auch diesen Spruch
nicht kennt, er tritt doch ein ..." Interpretierend: die Aussage des Nachsatzes soll in ihrer
Gültigkeit beschränkt werden, ohne daß dies gelingt > „Konzession"; diese „konzessive" Be-
ziehung wird durch die Negation erreicht, die positive Aussage sollte demnach eine kausale im
weitesten Sinne sein („trotz" : „wegen") und so kann man ja auch eine Aussage begreifen,
„hinsichtlich" derereine andere gemacht wird. „Aussage": das muß die „satzwertige" jr-
Phrase sein, speziell bei „Konzession", denn ein Nomen kann wohl kaum eine einschränkende
Wirkung auf die Gültigkeit eines Satzes haben, der um seinetwillen geäußert wird; anders: die
Einschränkung muß an diesem Nomen selbst erfolgen, über das eine Äußerung gemacht wird:
das „Attribut" ist die entscheidende Kraft.
So hat die ausgreifende Argumentation zu einem Punkt geführt, an dem man sich des
„spezifizierend/selektierenden" Satelliten erinnern sollte (s. 3.2.3.2), der eben die beschriebene
Funktion ausübt, genauer: die Klasse derjenigen Gegenstände einschränkt, denen ein Prä-
dikator (hier: der Nukleus) zukommt - wie im folgenden zu zeigen sein wird.

6.2 Der spezifizierende Satellit im jr-Satz
6.2.1 Das Stellen der Bedingung
Im Prinzip ist schon von Callender (1971) im gleichen Zusammenhang gesagt worden,
was ich an hier weiter interessierenden Eigenschaften des spezifizierenden Satelliten - an einem
deutschen Beispiel (von Motsch 1964, 75 übernommenen) - aufzeigen möchte; man vergleiche
(1) Ein teures Auto kann ich mir nicht leisten. (2) Ein teures Auto kann ich mir nicht leisten.

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