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III. B.-A. Waldmünchen.

II. PROFANE BAUKUNST.
Im Bezirke befinden sich zwei Ruinen. Die eine ist die ehemalige Schwarzen-
burg auf dem Schwarzwöhrberg bei Rötz, die selbst in ihren Ruinen ein Bild von
ihrer einstigen Größe und Bedeutung gewährt. Besonders interessant ist sie durch
die Reste der romanischen Burgkapelle.
Die zweite Ruine im Bezirke ist die alte Feste Treffeistein, von der sich nur
mehr der runde Bergfried auf einem hohen Felsenkegel aus Gneis erhalten hat. Das
Mauerwerk des Treffeisteiner Turmes mit seinen lagerhaft geschichteten Bruchsteinen
läßt die Annahme der Entstehungszeit im n. Jahrhundert zu, im Gegensatz zu den
gehauenen Quadern bei der Schwarzenburg, welche auf eine vorgeschrittene Zeit des
romanischen Stiles, auf das 12. Jahrhundert, deuten.
Burgställe fmden sich in Arnstein bei Premeischi wie auch bei Gleißenberg.
Aufgehendes Mauerwerk ist an beiden Orten nicht mehr vorhanden.
Das ehemalige Pßegschloß zu Waldmünchen ist baulich sehr verändert. Die
alte Schloßkapelle St. Magdalena und der an höchster Stelle des Schloßberges sich
erhebende Turm, den der Stich bei MERiAN zeigt, stehen nicht mehr. Dagegen
beherrscht noch heutzutage der halbrund gegen die Stadt sich vorbauende ehemalige
Getreide- und Zehntkasten das Stadtbild von Waldmünchen. Die übrigen Schlösser
aus späterer Zeit sind samt und sonders von ganz geringer Bedeutung. Sie befinden
sich jetzt zumeist in den Händen von Bauern und Gütlern, wie Arnstein, Flischbach,
Steegen, oder sind Brauereien, wie Hammertiefenbach und Rötz. Hammertiefenbach
und Steegen waren Eisenhammer.
Die Reste der Befestigung in den Städten Rötz und Waldmünchen zeigen
das im späteren Mittelalter beliebte System der Ringmauern mit meist halbrunden
Türmen.
Die beiden Städte des Bezirkes, Waldmünchen und Rötz, können infolge der
vielen Brände kein Bild ihrer früheren Beschaffenheit mehr geben. Nur vereinzelt
trifft man in Waldmünchen ein Wohnhaus mit gotischer Spitzbogentüre und gewölbter
Flur, wie die alte Tormühle am ehemaligen Hammertor oder das Haus Nr. g am
Südende des Marktplatzes, welch letzteres einen halbrunden Turm durch drei Stock-
werke an der Vorderseite hat.
Desto größeres Interesse beanspruchen die vielen Holzhäuser, die fast in jedem
Dorfe des Bezirks in großer Anzahl zu treffen sind, wie in Biberbach, Flischbach,
Geigant, Hiltersried, Stein, Treffelstein, Trosendorf, vor allem aber in Tiefenbach, wo
ganze Straßen aus Holzhäusern bestehen. Das Bauernhaus der Gegend führt uns den
Typus des Waldlerhauses im allgemeinen vor Augen. Wohn- und Stallräume sind
unter einem Dache vereinigt. In der Mitte der sog. Fletz (Hausgang), in den man
zuerst beim Eintritt in das Haus gelangt. Links von ihm schließt sich die große
Wohnstube an mit dem Ofen in der einen, der Wandbank und dem Tische in
der andern Ecke. Daneben reihen sich Kammern an. Rechts vom Fletz breitet sich
der Stall aus. Unter Umständen ist an den Stall auch noch der Stadel angebaut,
so daß Wohnraum, Stall samt Stadel unter einem einzigen Firste sich hinziehen. Bei
größeren Anlagen wird der Fletz breiter, und es entstehen hinter dem Fletz Kammern,
 
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