ß4 AACHEN.
rölingischen Reiches mit der römischen Kaiserkrone und dem byzantinischen Hofpompe61 war
ihr bewusstes Ideal. Wie sieh in carolingischen Bleibullen die Worte linden: Renovatio Im-
perii romanorum, so auch bedienten die Ottonen sich derselben in ihren Erlassen.62 Otto I.
richtete das Reich aus seinem Verfalle wieder auf. In Aachen empfing er in der Pfalzcapelle
936 die Krone des fränkischen Meiches63, hielt Hof daselbst, die Gesandtschaften fremder
Volker eilten hier zu den Stufen seines Thrones; in löhlichem Eifer schmückt, reformirt
und beschenkt er die inzwischen verarmte Kirche.64 Und die Stadt seihst, in welcher er oft
wohnte, machte er zum Sitz des Pfalzgrafen der ripuarischen Provinz65; denn wie Noth
ein kräftiges Regiment an der Grenze Frankreichs thun mochte, bewiesen die Aufstände
in Lothringen und dass Otto II. nach seiner Krönung 968 vom französischen Lothar hier
überfallen ward.66 Otto II. und besonders seine Gemahlin, die byzantinische Theophanu,
weilten oft hier und hier gab Otto III. seiner Schwester Mathilde den Aachener Pfalzgrafen
Ezzo zum Manne. Das grösste Ereigniss für Aachen war es aber, als Otto III., am meisten
beseelt für die römische Reichsidee und das Andenken Garl's, unter Verleihung von Geschen-
ken, neuen Ausschmückungen des Octogons67, und ideenvollen Stiftungen68 die Gruft (des
61. Die byzantinischen Hofämter wurden mit ihren hochtrabenden Namen eingeführt, der Kaiser speiste
allein nach byzantinischem Ceremoniell und lebte nach diesem: Ranke, Jahrb. d. deutschen
Reiches. II. p. 134—137.
62. Dümge, Reg. Radensia. Anhang p. 95.
63. Widukind, Sächsische Geschichte. Ruch II. c. 1.
64. Sie erhielt Düren, Chevremont, Dortmund, Gelmen, Erkelenz u. s. w. Vergl. Quix, Gesch. von
Aachen, p. 40 und 41. Lac. I. 95, 113, 129, 131 u. s. vv. Otto gewäbrte den Renelicli-
nern zu Aachen ferner die freie Abtswahl. Lac. I. 107.
65. Otto theilte Lothringen, das seinen Namen von Lothar II. erhalten, weil es dessen Antheil bei
der Reichstheilung war, in Folge der vielen von ihm überwundenen Empörungen in Ober-
und Nieder-Lolhringen. Oberlothringen stand ein Herzog vor. Den Grafen Hermann setzte
er zum Pfalzgrafen von Niederlothringen ein, und Aachen ward dessen Silz. Quix, I. p. 41.
Vergl. Crollius, Erläuterte Reihe der Pfalzgrafen zu Aachen. Zweibr. 1762. Giesebrechl,
Gesch. d. deutschen Kaiserzeit. I. p. 761, 764, 770, 771.
66. Der Ueberfall fand so plötzlich statt, dass die Feinde sich der für die kaiserlicbe Tafel bestimm-
ten Speisen bemächtigen konnten, alle Kleinodien wurden geraubt und der Adler auf dein
Paläste, der nach Westen schaute, zum Zeichen der wechselnden Herrschaft, nach Südosten
gewendet. Thietmar III. c. 6; Richter III. c. 68.
67. Otto II. soll durch einen italienischen Maler Johannes die Kirche aufs Neue mit Malereien haben
ausschmücken lassen. Vita Ralderici episc. . Leod. c. 14 apud Pertz M. VI.
68. Otto erwirkte vom Papste, dass dieser für die Aachener Kirche sieben Cardinalpriesler und sieben
Cardinaldiakonen bestimmte, und am Muttergottesaltare nur die ersleren und die Rischöfe von
Göhl und Lüttich Messe lesen dürften; auch soll er das klösterl. Zusammenleben der Rene-
dictiner aufgehoben, diesen die Einkünfte gelheilt, ihre Wohnungen getrennt und ihren Abt
zum Stiftspropst gemacht haben. Reck, c. 2. p. 20, bestritten von Meyer, p. 129, 227;
Quix II. p. 10. No. 14. Otto III. gab Schenkungen zur Errichtung des Allars in der oberen
Chorcapelle zu Ehren der Auferstehung des Heilandes, ausserdem der Kirche die Höfe zu
Andernach, Tiel, Nerestsein. Auf dem Salyatorsberge ward ein Nonnenkloster errichtet, und
vor Allem dem h. Adalbert von Rohmen vom Kaiser in Rom und Aachen Stifte errichtet.
Quix p. 42—15 und 11. 63. Lac, I. 130, 131, 132.
rölingischen Reiches mit der römischen Kaiserkrone und dem byzantinischen Hofpompe61 war
ihr bewusstes Ideal. Wie sieh in carolingischen Bleibullen die Worte linden: Renovatio Im-
perii romanorum, so auch bedienten die Ottonen sich derselben in ihren Erlassen.62 Otto I.
richtete das Reich aus seinem Verfalle wieder auf. In Aachen empfing er in der Pfalzcapelle
936 die Krone des fränkischen Meiches63, hielt Hof daselbst, die Gesandtschaften fremder
Volker eilten hier zu den Stufen seines Thrones; in löhlichem Eifer schmückt, reformirt
und beschenkt er die inzwischen verarmte Kirche.64 Und die Stadt seihst, in welcher er oft
wohnte, machte er zum Sitz des Pfalzgrafen der ripuarischen Provinz65; denn wie Noth
ein kräftiges Regiment an der Grenze Frankreichs thun mochte, bewiesen die Aufstände
in Lothringen und dass Otto II. nach seiner Krönung 968 vom französischen Lothar hier
überfallen ward.66 Otto II. und besonders seine Gemahlin, die byzantinische Theophanu,
weilten oft hier und hier gab Otto III. seiner Schwester Mathilde den Aachener Pfalzgrafen
Ezzo zum Manne. Das grösste Ereigniss für Aachen war es aber, als Otto III., am meisten
beseelt für die römische Reichsidee und das Andenken Garl's, unter Verleihung von Geschen-
ken, neuen Ausschmückungen des Octogons67, und ideenvollen Stiftungen68 die Gruft (des
61. Die byzantinischen Hofämter wurden mit ihren hochtrabenden Namen eingeführt, der Kaiser speiste
allein nach byzantinischem Ceremoniell und lebte nach diesem: Ranke, Jahrb. d. deutschen
Reiches. II. p. 134—137.
62. Dümge, Reg. Radensia. Anhang p. 95.
63. Widukind, Sächsische Geschichte. Ruch II. c. 1.
64. Sie erhielt Düren, Chevremont, Dortmund, Gelmen, Erkelenz u. s. w. Vergl. Quix, Gesch. von
Aachen, p. 40 und 41. Lac. I. 95, 113, 129, 131 u. s. vv. Otto gewäbrte den Renelicli-
nern zu Aachen ferner die freie Abtswahl. Lac. I. 107.
65. Otto theilte Lothringen, das seinen Namen von Lothar II. erhalten, weil es dessen Antheil bei
der Reichstheilung war, in Folge der vielen von ihm überwundenen Empörungen in Ober-
und Nieder-Lolhringen. Oberlothringen stand ein Herzog vor. Den Grafen Hermann setzte
er zum Pfalzgrafen von Niederlothringen ein, und Aachen ward dessen Silz. Quix, I. p. 41.
Vergl. Crollius, Erläuterte Reihe der Pfalzgrafen zu Aachen. Zweibr. 1762. Giesebrechl,
Gesch. d. deutschen Kaiserzeit. I. p. 761, 764, 770, 771.
66. Der Ueberfall fand so plötzlich statt, dass die Feinde sich der für die kaiserlicbe Tafel bestimm-
ten Speisen bemächtigen konnten, alle Kleinodien wurden geraubt und der Adler auf dein
Paläste, der nach Westen schaute, zum Zeichen der wechselnden Herrschaft, nach Südosten
gewendet. Thietmar III. c. 6; Richter III. c. 68.
67. Otto II. soll durch einen italienischen Maler Johannes die Kirche aufs Neue mit Malereien haben
ausschmücken lassen. Vita Ralderici episc. . Leod. c. 14 apud Pertz M. VI.
68. Otto erwirkte vom Papste, dass dieser für die Aachener Kirche sieben Cardinalpriesler und sieben
Cardinaldiakonen bestimmte, und am Muttergottesaltare nur die ersleren und die Rischöfe von
Göhl und Lüttich Messe lesen dürften; auch soll er das klösterl. Zusammenleben der Rene-
dictiner aufgehoben, diesen die Einkünfte gelheilt, ihre Wohnungen getrennt und ihren Abt
zum Stiftspropst gemacht haben. Reck, c. 2. p. 20, bestritten von Meyer, p. 129, 227;
Quix II. p. 10. No. 14. Otto III. gab Schenkungen zur Errichtung des Allars in der oberen
Chorcapelle zu Ehren der Auferstehung des Heilandes, ausserdem der Kirche die Höfe zu
Andernach, Tiel, Nerestsein. Auf dem Salyatorsberge ward ein Nonnenkloster errichtet, und
vor Allem dem h. Adalbert von Rohmen vom Kaiser in Rom und Aachen Stifte errichtet.
Quix p. 42—15 und 11. 63. Lac, I. 130, 131, 132.