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sehen Carl dann am Fenster stehen, wo er eine Sternenstrasse am Himmel erblickt. Eine
um das Relief laufende Inschrift belehrt uns über das Weitere:
Apparet Jacobus in sompnis ante duobus, Zweimal erscheinet vorher im Traum der
Apostel Jacobus,
Dcnique stellata perhebetur in ethere strata, Endlich erglänzt im Aether ein Weg von fun-
kelnden Sternen,
Occiduum mundum per se perhibens ade- Zeigend die westliche Welt, wohin er die
undum. Schritte soll lenken.
Was nun die Vision des Jacobus bezweckte und wozu derselbe Carl die Sirasse nach
der westlichen Welt zeigte, darüber belehrt uns Turpin, c. 2, sowol als Carl Meinet, p. 844,
und nach ihnen Andere, und sie findet sich dargestellt auf dem besagten Fenster von
Chartres. Da aber Turpin's ganzem Werke die Absicht zugeschrieben wird, zu Wallfahrten
nach S. Yago di Compostella anzufeuern218, so wird man ihm auch die erste Autorschaft
dieses Traumgesichtes zuschreiben müssen. Nach Turpin sagt Jacobus zu Carl: „der Ster-
nenweg, welchen Du am Himmel gesehen hast, bedeutet, dass Du mit einem grossen Heere
zur Bekämpfung des treulosen Heidenvolkes, zur Befreiung meines Weges und Landes und
zum Besuche meines Tempels und Grabes von diesen Rüsten bis Galizien wandern sollst."
Die beiden Momente der Erzählung, wonach Carl zuerst die Sternenstrasse im Traume er-
blickt und dann die Erscheinung des Jacobus ihm deren Zweck aufklärt, sind auch in unserem
Bildwerke so getheilt, dass wir Carl zunächst am Fenster die wunderbare Strasse beschauen
und ihn dann im Bette und Traum die Vision des Apostels empfangen sehen. Wenn die
Umschrift nur ein zweimaliges Erscheinen des Jacobus annimmt, im Widerspruch mit dem
dreimaligen Erscheinen bei den Schriftstellern, so geschieht dies wol dem Reim zu Liebe.
2. In der Mitte sehen wir eine vertheidigte, durch ihre Ueberschrift Pampelun als
Pampe!ona bezeichnete Stadt, auf deren Wartthurm ein Wächter bläst. Den Klang seines
Hornes bezeichnen einige von demselben ausgehende Strahlen, wie wir dies auch auf Tafel
XXXI. 4 sahen. Allein dieser Hülferuf ist vergebens. Denn rechts stürmen Carl's Ritter an,
links hat er selbst kniend durch sein Gebet zu St. Jacob es dahin gebracht, dass auf dessen
Fürbitte Gott die Mauern Pampelona's wie die Jericho's umfallen lässt. Deshalb sehen wir
auch gerade an der Stelle, wo die Hand Gottes erscheint, die Mauern einbrechen. Die Um-
schrift lautet:
218. Eine Anfangs vorigen Jahrhunderts in Hamburg bei Wiering's Erben verlegte Lebensbeschreibung
des ersten Tenlschcu Kaisers Caroli des Grossen erzählt p, 367 unter der Ueberschrift:
Gesicht Kaisers Caroli magni, genau das dreimalige Erscheinen S. Jacob's und der via lactea.
Dieselbe Erwähnung der Vision bringt ein von Käntzeler in der Aachener Zeitung vom
26. Juli 1856 eitirtes Manuscript, welches die Bollandisten als ein Leben Carl's d. Grossen
von einem Anonymus aus dem 12. Jahrhundert in seinen Capitelüberschriften anführen. Die-
ses Manuscript sagt c. 44: Wie der heilige Jacobus dem seligen Carolus magnus erscheint.
Ebenso Thenen, p. 68: S, Jacob erscheint Carl u. s. w. Leber den Zweck des Werkes Tur-
pins: Grösse p. 268«
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sehen Carl dann am Fenster stehen, wo er eine Sternenstrasse am Himmel erblickt. Eine
um das Relief laufende Inschrift belehrt uns über das Weitere:
Apparet Jacobus in sompnis ante duobus, Zweimal erscheinet vorher im Traum der
Apostel Jacobus,
Dcnique stellata perhebetur in ethere strata, Endlich erglänzt im Aether ein Weg von fun-
kelnden Sternen,
Occiduum mundum per se perhibens ade- Zeigend die westliche Welt, wohin er die
undum. Schritte soll lenken.
Was nun die Vision des Jacobus bezweckte und wozu derselbe Carl die Sirasse nach
der westlichen Welt zeigte, darüber belehrt uns Turpin, c. 2, sowol als Carl Meinet, p. 844,
und nach ihnen Andere, und sie findet sich dargestellt auf dem besagten Fenster von
Chartres. Da aber Turpin's ganzem Werke die Absicht zugeschrieben wird, zu Wallfahrten
nach S. Yago di Compostella anzufeuern218, so wird man ihm auch die erste Autorschaft
dieses Traumgesichtes zuschreiben müssen. Nach Turpin sagt Jacobus zu Carl: „der Ster-
nenweg, welchen Du am Himmel gesehen hast, bedeutet, dass Du mit einem grossen Heere
zur Bekämpfung des treulosen Heidenvolkes, zur Befreiung meines Weges und Landes und
zum Besuche meines Tempels und Grabes von diesen Rüsten bis Galizien wandern sollst."
Die beiden Momente der Erzählung, wonach Carl zuerst die Sternenstrasse im Traume er-
blickt und dann die Erscheinung des Jacobus ihm deren Zweck aufklärt, sind auch in unserem
Bildwerke so getheilt, dass wir Carl zunächst am Fenster die wunderbare Strasse beschauen
und ihn dann im Bette und Traum die Vision des Apostels empfangen sehen. Wenn die
Umschrift nur ein zweimaliges Erscheinen des Jacobus annimmt, im Widerspruch mit dem
dreimaligen Erscheinen bei den Schriftstellern, so geschieht dies wol dem Reim zu Liebe.
2. In der Mitte sehen wir eine vertheidigte, durch ihre Ueberschrift Pampelun als
Pampe!ona bezeichnete Stadt, auf deren Wartthurm ein Wächter bläst. Den Klang seines
Hornes bezeichnen einige von demselben ausgehende Strahlen, wie wir dies auch auf Tafel
XXXI. 4 sahen. Allein dieser Hülferuf ist vergebens. Denn rechts stürmen Carl's Ritter an,
links hat er selbst kniend durch sein Gebet zu St. Jacob es dahin gebracht, dass auf dessen
Fürbitte Gott die Mauern Pampelona's wie die Jericho's umfallen lässt. Deshalb sehen wir
auch gerade an der Stelle, wo die Hand Gottes erscheint, die Mauern einbrechen. Die Um-
schrift lautet:
218. Eine Anfangs vorigen Jahrhunderts in Hamburg bei Wiering's Erben verlegte Lebensbeschreibung
des ersten Tenlschcu Kaisers Caroli des Grossen erzählt p, 367 unter der Ueberschrift:
Gesicht Kaisers Caroli magni, genau das dreimalige Erscheinen S. Jacob's und der via lactea.
Dieselbe Erwähnung der Vision bringt ein von Käntzeler in der Aachener Zeitung vom
26. Juli 1856 eitirtes Manuscript, welches die Bollandisten als ein Leben Carl's d. Grossen
von einem Anonymus aus dem 12. Jahrhundert in seinen Capitelüberschriften anführen. Die-
ses Manuscript sagt c. 44: Wie der heilige Jacobus dem seligen Carolus magnus erscheint.
Ebenso Thenen, p. 68: S, Jacob erscheint Carl u. s. w. Leber den Zweck des Werkes Tur-
pins: Grösse p. 268«