DOI article:
Bredt, Ernst Wilhelm; Meid, Hans [Ill.]: Der Radierer Hans Meid
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0035
und „Don Juan" sind bezeichnend für Meids
bisherige Art.
Wie Corot hat Meid starke Wirkungen aus
der Bühne gewonnen, aber Corot bleibt
kulissenhafter, Meids Landschaften rauschen
wahrhaftig, sind nicht Dunst und Hauch. Wer
Meids außerordentliche technische Meister-
schaft, seine starke Eigenart als Zeichner des
Lichts erkennen will, muß seine Blätter mit
solchen Brangwyns vergleichen. Brangwyn,
der die Hauptwirkung dem Drucker überläßt,
macht die Natur zum Theater, jede Straße
zur Kulisse. Brangwyns Natur ist beleuchtet
von Scheinwerfern. Meids Lichterkronen des
Theaters, seine Lampen im Park geben alle
Reize flackernder Kerzen. Auffallend viel-
artig ist gerade hierin Meids Technik. Meid ist
Romantiker durch die Phantastik seiner Licht-
zeichnung, die Sorglosigkeit seiner Menschen.
Selbst über die Nachtbilder aus Florenz, mit
seinen animalisch geführten Gestalten, weiß
er etwas wie romantische Schatten zu breiten.
Vielleicht können Schauspieler von den
dramatischen Illustrationen Meids lernen. Sie
sollten's. Wie stillos ist alles Theater bei uns.
Die Mitwirkung unserer Künstler für Bühne
und Kostüm ist spurlos vorübergegangen an
denen, die auf den Brettern die Welt bedeu-
tend machen sollen. In Meids „Othello" und
„Don Juan" ist aus der Stillosigkeit der Agie-
renden voller Zusammenklang geworden, der
Worte, der Menschen, der Welt. Gebt die
Blätter Schauspielern, daß sie Künstler der
Bühne werden wie er.
Noch eines fällt mir auf in der Darstel-
lungswelt Meids. Die Vorliebe für die nervö-
sesten, die sinnfähigsten der Tiere: vollblütige,
edle Pferde. Sie kennzeichnet wiederum die
Art und die Technik Meids.
Nicht in allen ist Meid der er war — und
bleiben wird — aber daß er mehr als Könner,
daß er als Könner einer der einfachsten, daß
er auch als Kriegsmaler stärkere Welten schaffen
kann als andere, versichert uns das eine große
Blatt von 1914: die Reiterschlacht bei der
Brücke.
HANS MEID DER KÜNSTLER IM ATELIER
27
bisherige Art.
Wie Corot hat Meid starke Wirkungen aus
der Bühne gewonnen, aber Corot bleibt
kulissenhafter, Meids Landschaften rauschen
wahrhaftig, sind nicht Dunst und Hauch. Wer
Meids außerordentliche technische Meister-
schaft, seine starke Eigenart als Zeichner des
Lichts erkennen will, muß seine Blätter mit
solchen Brangwyns vergleichen. Brangwyn,
der die Hauptwirkung dem Drucker überläßt,
macht die Natur zum Theater, jede Straße
zur Kulisse. Brangwyns Natur ist beleuchtet
von Scheinwerfern. Meids Lichterkronen des
Theaters, seine Lampen im Park geben alle
Reize flackernder Kerzen. Auffallend viel-
artig ist gerade hierin Meids Technik. Meid ist
Romantiker durch die Phantastik seiner Licht-
zeichnung, die Sorglosigkeit seiner Menschen.
Selbst über die Nachtbilder aus Florenz, mit
seinen animalisch geführten Gestalten, weiß
er etwas wie romantische Schatten zu breiten.
Vielleicht können Schauspieler von den
dramatischen Illustrationen Meids lernen. Sie
sollten's. Wie stillos ist alles Theater bei uns.
Die Mitwirkung unserer Künstler für Bühne
und Kostüm ist spurlos vorübergegangen an
denen, die auf den Brettern die Welt bedeu-
tend machen sollen. In Meids „Othello" und
„Don Juan" ist aus der Stillosigkeit der Agie-
renden voller Zusammenklang geworden, der
Worte, der Menschen, der Welt. Gebt die
Blätter Schauspielern, daß sie Künstler der
Bühne werden wie er.
Noch eines fällt mir auf in der Darstel-
lungswelt Meids. Die Vorliebe für die nervö-
sesten, die sinnfähigsten der Tiere: vollblütige,
edle Pferde. Sie kennzeichnet wiederum die
Art und die Technik Meids.
Nicht in allen ist Meid der er war — und
bleiben wird — aber daß er mehr als Könner,
daß er als Könner einer der einfachsten, daß
er auch als Kriegsmaler stärkere Welten schaffen
kann als andere, versichert uns das eine große
Blatt von 1914: die Reiterschlacht bei der
Brücke.
HANS MEID DER KÜNSTLER IM ATELIER
27