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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Cohen, Walter; Achenbach, Oswald [Ill.]: Oswald Achenbach in Italien und daheim
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Voll, Karl: Geibels Sinnsprüche über Kunst und Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0056

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und der ältesten Kinder unterwegs.*) Am
27. März verlassen sie Düsseldorf; über Bonn
und Heidelberg geht es zunächstnach München,
dann über Innsbruck, Bozen, Verona nach Ve-
nedig (19. April), nach einigen Tagen über Bo-
logna nach Florenz, weiterhin über Arezzo,
Perugia, Assisi nach Rom (4. Mai). Hier bleibt
der Künstler nun sieben Wochen, zeichnet und
malt mit Eifer, in der Stadt wie in der Cam-
pagna, am liebsten vom Wagen aus, besucht
auch wieder die Studienplätze seiner Jugend,
besonders das Albanergebirge. Am 23. Juni
führt die Reise weiter nach Neapel. Ausflüge
nach Capri, Castellamare, Amalfi und anderen
Orten schließen sich an. Ischiawird besucht und
in Sorrento, im hochgelegenen Hotel Rispoli,
werden fünf Wochen zugebracht. Es hat meines
Erachtens große Wahrscheinlichkeit, daß einige
der kühnsten, sonnigsten Freilichtbilder, die auf
der diesjährigen 0. Achenbach-Ausstellung der
städtischen Kunstsammlungen in Düsseldorf
Aufsehen, selbst bei den Kennern dieses
Malers, erregten, in diesem Frühsommer

•) Ich schließe mich hier den Aufzeichnungen eines Enkels des
Künstlers, des Herrn Robert von Weiler in Düsseldorf, an.

1871 entstanden sind. Ich rechne dazu „Die
Mönche bei Amalfi" (früher bei Paul Meyer-
heim, jetzt in der Düsseldorfer Galerie) und
die ganz außerordentlichen, geradezu an Manet
erinnernden „Schiffchen" (Abb. S. 50). Ende
September ist Oswald wieder in Rom, am
23. Oktober in Florenz. Ueber Padua, Trient,
Innsbruck und München geht es zurück nach
Düsseldorf, wo er am 16. November eintrifft. —
Von späteren Reisen sind nur noch eine Ita-
lienfahrt von 1882 und ein kürzerer Aufent-
halt in Oberitalien in den Jahren 1885 und 1895
zu erwähnen. Der gereifte Künstler malt jetzt
kaum noch Studien wie in den ergiebigen vierzi-
ger und fünfziger Jahren; er begnügt sich mit
flüchtigsten Bleistiftzeichnungen, die kaum noch
Andeutungen genannt werden können. Wert-
voll wurden sie ihm erst durch die handschrift-
lich hinzugefügten Farbenangaben, die so cha-
rakteristisch erscheinen durch eine in Düssel-
dorf sonst kaum bekannte Vorliebe für Ab-
tönungen und oft raffinierte Zusammenstel-
lungen, wie „rötlich-violett-grau", „hellweiß-
graugelb", „rosa, weiß eingefaßt" und ähnliches.
(Siehe den Katalog der Düsseldorfer Achen-
bach-Ausstellung 1916, Nr. 93, 97 und 100.)

GEIBELS SINNSPRÜCHE ÜBER KUNST UND LITERATUR

Von Karl Voll

Der Krieg hat uns neben viel Leid bereits
manchen Vorteil gebracht. Dahin gehört
die Entdeckung von vielerlei Gutem und Schö-
nem in unserm heimischen Land und in un-
serer Vergangenheit. Vieles, was mit Unrecht
vergessen oder auf die Seite gestellt war, ist
wieder auf den verdienten Platz gekommen.
So wurde auch vor einigen Monaten einer un-
serer vornehmsten Dichter, Emanuel Geibel,
wieder zu Ehren gebracht, nachdem man ihn
lange Zeit nur im allgemeinen als Schrift-
steller für höhere Töchter hatte gelten lassen.
Wie sehr die Ehrenrettung nur eine Errungen-
schaft des Krieges ist, geht daraus hervor,
daß man hauptsächlich wegen seiner „Herolds-
rufe" sich wieder auf ihn besonnen hat. Lei-
der ist aber bei dieser sehr verspäteten Toten-
feier vieles von seinen Schriften doch nicht
beachtet worden, was nicht weniger als seine
vaterländischen Gedichte auch heute noch alle
Berücksichtigung verdient. An dieser Stelle
interessieren wohl am meisten seine Sinn-
sprüche über Kunst und Literatur, die er der
Sitte seiner Zeit folgend verfaßt hat und in
denen er manches sehr glückliche Wort aus-

gesprochen hat. Sie sind alle in der Form
ausgezeichnet, aber in ihrem Werte freilich
recht verschieden. Einige von ihnen, merk-
würdigerweise gerade nicht die besten, muten
uns heute noch so an, als ob sie für beste-
hende Verhältnisse geschrieben wären. Sie sind
satirischer Art und haben wie viele rein theore-
tische Klagen über die jeweils bestehende Kunst
den Schein, aber leider eben nur den Schein, von
ewiger Geltung. Eine dieser kleinen Satiren ist
den Lesern unserer Zeitschrift, wenn nicht aus
Geibels Werken selbst, so doch aus einem Auf-
satze des als Mensch und Schriftsteller gleich aus-
gezeichneten, leider schon lange verstorbenen
Münchener Musikkritikers Theodor Goering be-
kannt, der von dem Spruche sehr betroffen war.

Welch ein Schweifen, welch ein Irren!
Alle Grenzen wild verwirren,
Unsere Zeit nimmt's für Genie.
Tonkunst will Gedanken klingen,
Dichtkunst eitel Farben bringen,
Malerei malt Poesie.

Was Geibel hier geschrieben hat, klingt wie
die Klage eines verärgerten Gegners moderner

4ti
 
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