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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0069

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Dinge dieser Art nur Aeußerlichkeiten sind, aber zwanzig Jahren das umfangreiche Manuskript von
es läßt sich kaum sagen, wie viel Verstimmendes Wasmanns Witwe ausgehändigt, veranstaltete 1896
in solcher Vernachlässigung der guten äußeren eine Privatpublikation in 500 numerierten Exempla-
Wirkung liegt, und man ist nur zu leicht geneigt, ren, die niemand haben wollte, und legt nun, nach-
daraus Schlüsse zu ziehen. Alles in allem: das dem inzwischen Wasmanns künstlerische Leistung
Werk hat nichts Abschließendes, aber es ist in die verdiente Anerkennung gefunden, diese Selbstbio-
hohem Grad verdienstlich als Materialsammlung. graphie aufs neue und mit mehr Aussicht auf Er-
Für den, der sich mit der Geschichte der Kunst folg vor. Die Art, wie die Selbstbiographie ge-
des 17. und 18. Jahrhunderts beschäftigt, ist es eine schrieben ist, hat etwas Biedermeierliches, d. h.
Fundgrube: da liegen die Glieder einer Kette, Stück etwas höchst Unsoziales, desto ausgesprochener
bei Stück — wie schade, daß sie nicht zur Kette Persönliches, sie geschah fast ohne Seitenblicke
zusammengefügt sind! Wolf auf die Umwelt, notiert aber trotzdem die kleinsten

Erlebnisse. Bei alledem entbehrt sie des großen

Friedrich Wasmann. Ein deutsches Künstler- Zuges und der zeitgeschichtlichen Bedeutung nicht,

leben, von ihm selbst geschildert. Herausgegeben Denn in Wasmann selbst ist ein Teil des Zeit-

von Bernt Grönvold. Leipzig, Inselverlag 1915. geistes verkörpert. In diesem Leben ist die Sehn-

Der Hamburger Maler Friedrich Wasmann hat sucht des nördlichen Menschen nach dem Süden
auf der Berliner Jahrhundertausstellung 1906 post- Herrscherin, und diese Sehnsucht manifestiert sich
humerweise jene wohlverdienten Ehren erfahren, besonders in Wasmanns Konvertierung: er wurde
die ihm bei Lebzeiten versagt geblieben waren. Erst Katholik, nicht, wie er selbst glaubte, aus Her-
lange nach seinem Tod ist ihm in Bernt Grönvold zensnot, sondern weil die Konvertierung für sein
ein unverdrossener, man möchte fast sagen: fana- künstlerisches Empfinden eine Notwendigkeit war,
tischer Anwalt erstanden, der seither nicht nur un- weil er der purpurnen Feierlichkeit und der My-
ermüdlich und unter Opfern für die Anerkennung stik des Katholizismus für sein künstlerisches Werk
des Künstlers warb, sondern auch auf den Menschen bedurfte, gerade wie die Nazarener, die man wohl
Friedrich Wasmann und auf seine zwar nicht ge- auch die „Klosterbrüder von S. Isidoro" nannte
rade seltsamen, aber in der Intensität des Er- und deren Epigone er ist — ich meine: in der
lebens erschütternden Schicksale nachdrücklichst Empfindung, nicht in der wesentlich moderneren
hinwies. In den 1860 er Jahren hat Wasmann, der Ausdrucksform seiner Kunst. — Die zahlreichen
1805 geboren wurde und 1886 starb, eine Selbst- Lichtdruck - Reproduktionen nach Bildern Was-
biographie geschrieben, für die er jahrelang ver- manns, die dem Buch beigegeben wurden, sind sehr
geblich einen Verleger gesucht, und die er, als alle willkommen: ist doch Wasmann immer noch ein
Versuche derart fehlgeschlagen waren, enttäuscht so gut wie ungekannter Mann, trotzdem man seinen
beiseite gelegt hatte. Grönvold erhielt vor mehr als Namen emphatisch nennt. g.j. w.

alice trcbner japanische puppe mit leuchter

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