DOI Artikel:
Beth, Ignaz; Jaeckel, Willy [Ill.]: Willy Jaeckel
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0172
tiefster Ergriffenheit entstand der „Kampf, dings dem Thema noch nicht gerecht wurden,
der im vorigen Jahr in der Secession gezeigt Jetzt aber haben die Kriegsereignisse in ihm
wurde, und ebenso entstand auch die Mappe die Kraft geweckt, das Unvergeßliche monu-
mitLithographien,genannt„Memento 19H/15". mental zu schildern. Man denkt bei ihrem
Die furchtbare Not des einzelnen Mannes, Anblick oft an Goyas „Furchtbarkeiten des
der im Drahtverhau hängen bleibt, oder seinem Krieges", und vielleicht verdanken sie diesem
Mitmenschen das Bajonett in die Flanke bohren Vorbild ihre Entstehung,
muß, das blutende Mitgefühl einer barmherzigen Wir kommen zum Ausgangspunkt zurück.
Schwester, die bleiche Angst einer bedrängten Wer die schöne Form sucht, sich an der Linie
Frau, all dies gestaltet Jaeckel mit rücksichts- berauschen will, am Wohlklang der Farbe und
losem Realismus, nicht, um zu schildern, son- an wohligen Rhythmen, der geht bei Jaeckel
dern aus tiefstem Erlebnis heraus. (Er selbst leer aus. Dieser Künstler schafft — unbe-
dient jetzt als Krankenpfleger.) wüßt, dies ist zu betonen — im Zwang jahr-
Die Technik seiner Lithographien ist von hundertealter Ueberlieferung, welche unsere
der seiner Radierungen gänzlich verschieden. Altvorderen ihre Totentänze schaffen ließ,
Wenn er mit der Radiernadel die Kontur klar welche, unbesorgt um die Nachbarn, Italiener
und melodisch zur Geltung kommen läßt und oder Niederländer, einen Grünewald seine
als der reine Zeichner sich gibt, der er ja schauerlichen Kreuzigungen malen ließ, an
im Grunde ist, so holt er mit der litho- denen keine Armverrenkung zu gräßlich er-
graphischen Tusche die Helligkeiten durch schien, keine Verwesungsfarbe zu grauenvoll
Aussparen des Grundes heraus, arbeitet viel war, einer Ueberlieferung, die über der nack-
mit Dunkelheiten und wirkt viel malerischer, testen Realität der Dinge ihren mystischen
Ein Beispiel davon waren schon die früher — Charakter nicht vergaß, die, mit einem Wort,
in demselben Verlag des Graphischen Kabinetts dem Inhalt, dem transzendentalen Inhalt, die
— erschienenen „BiblischenMotive", die aller- äußere Form preisgab.
WILLY JAECKEL WANDBILD FÜR H. BAHLSENS KEKSFABRIK. HANNOVER
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der im vorigen Jahr in der Secession gezeigt Jetzt aber haben die Kriegsereignisse in ihm
wurde, und ebenso entstand auch die Mappe die Kraft geweckt, das Unvergeßliche monu-
mitLithographien,genannt„Memento 19H/15". mental zu schildern. Man denkt bei ihrem
Die furchtbare Not des einzelnen Mannes, Anblick oft an Goyas „Furchtbarkeiten des
der im Drahtverhau hängen bleibt, oder seinem Krieges", und vielleicht verdanken sie diesem
Mitmenschen das Bajonett in die Flanke bohren Vorbild ihre Entstehung,
muß, das blutende Mitgefühl einer barmherzigen Wir kommen zum Ausgangspunkt zurück.
Schwester, die bleiche Angst einer bedrängten Wer die schöne Form sucht, sich an der Linie
Frau, all dies gestaltet Jaeckel mit rücksichts- berauschen will, am Wohlklang der Farbe und
losem Realismus, nicht, um zu schildern, son- an wohligen Rhythmen, der geht bei Jaeckel
dern aus tiefstem Erlebnis heraus. (Er selbst leer aus. Dieser Künstler schafft — unbe-
dient jetzt als Krankenpfleger.) wüßt, dies ist zu betonen — im Zwang jahr-
Die Technik seiner Lithographien ist von hundertealter Ueberlieferung, welche unsere
der seiner Radierungen gänzlich verschieden. Altvorderen ihre Totentänze schaffen ließ,
Wenn er mit der Radiernadel die Kontur klar welche, unbesorgt um die Nachbarn, Italiener
und melodisch zur Geltung kommen läßt und oder Niederländer, einen Grünewald seine
als der reine Zeichner sich gibt, der er ja schauerlichen Kreuzigungen malen ließ, an
im Grunde ist, so holt er mit der litho- denen keine Armverrenkung zu gräßlich er-
graphischen Tusche die Helligkeiten durch schien, keine Verwesungsfarbe zu grauenvoll
Aussparen des Grundes heraus, arbeitet viel war, einer Ueberlieferung, die über der nack-
mit Dunkelheiten und wirkt viel malerischer, testen Realität der Dinge ihren mystischen
Ein Beispiel davon waren schon die früher — Charakter nicht vergaß, die, mit einem Wort,
in demselben Verlag des Graphischen Kabinetts dem Inhalt, dem transzendentalen Inhalt, die
— erschienenen „BiblischenMotive", die aller- äußere Form preisgab.
WILLY JAECKEL WANDBILD FÜR H. BAHLSENS KEKSFABRIK. HANNOVER
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