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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Wolf, Georg Jacob: Zu den Faust-Illustrationen des Peter Cornelius: [Rezension]
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0317

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PETER v. CORNELIUS

AUS DEN FAUST-ILLUSTRATIONEN. VORSPIEL AUF DEM THEATER

ZU DEN FAUST-ILLUSTRATIONEN DES
PETER CORNELIUS*)

Zwischen der klassischen Kunstrichtung des
poetischen Weimar und dem Künstlerkreis,
der sich im zweiten Jahrzehnt des neunzehnten
Jahrhunderts in Rom versammelte und in Peter
Cornelius sein Haupt hatte, bestand niemals ein
rechtes Einvernehmen. Wir beobachten auch in
diesem Fall eine seltsame, mißtrauische Ver-
schlossenheit Goethes gegen die Generation
nach ihm, eine diktatorische Besserwisserei, eine
Verknöcherung seines Urteils. Peter Cornelius
hatte von Düsseldorf aus in den Jahren 1803
bis 1805 wiederholt die „Ausstellungen der
Weimarer Kunstfreunde" beschickt, aber wenig
Anklang gefunden; die Ausstellungsberichte
erwähnen ihn wohlwollend, aber merkwürdig
flau gegenüber den sonst in diesen Blättern
gebräuchlichen Ueberschwenglichkeiten. Erst
im Jahre 1811 wurde Goethe durch Sulpiz
Boisseree, den berühmten rheinischen Samm-
ler, nachdrücklicher auf Peter Cornelius hin-
gewiesen. Boisseree legte damals Goethe einige
der Zeichnungen des Cornelius zu Motiven
aus dem „Faust" vor. Goethe beurteilte die
Entwürfe als „sehr geistreich gut gedachte, ja
oft unübertrefflich glückliche Einfälle". Indes-
sen war er in einem Brief an Cornelius wesent-
lich zurückhaltender mit seinem Lob, warnte
den Künstler vor dem, was das Beste an seinem
Werke ist, vor dem Vorherrschen der Formen
des 16. Jahrhunderts, eines Zeitalters, das
Goethe als unvollkommen und einseitig im

*) Die Faust-Illustrationen des Peter Cornelius in Stichen
von Ruscheweyh und Thaeter. Mit einer Einleitung von Dr. Al-
fred Kuhn. 12 Blatt in Mappe M. 60. — . Berlin, Dietrich Reimer
(Ernst Vohsen).

Hinblick auf den Stil bezeichnete, und riet
ihm, über dem Geist der deutschen Gotik die
großen Italiener nicht zu übersehen. Dieser
Hinweis löste bei Cornelius den Entschluß aus,
nach Rom zu gehen. 1811 übersiedelte er in
die Siebenhügelstadt, die Faust-Zeichnungen
begleiteten ihn. Indessen wurde er in Rom
nicht zum Römer, er blieb, wenigsiens in der
römischen Frühzeit, der deutsche Meister in der
Arbeit an seinen Faust-Bildern. Es ist ein
Schuß Albrecht-Dürertums in ihnen, aber mehr
noch gemahnen sie an die deutschen Klein-
meister, an Flötner, Stimmer, die Beham usw.,
die Cornelius dank seinen Studien im Düssel-
dorfer Kupferstichkabinett genau kennen ge-
lernt hatte, und deren Wesen ihm auch über
dem Anschauen der Schöpfungen Michelange-
los und Raffaels unverloren blieb.

Im Jahre 1816 erschienen die Zeichnungen
in kräftigen, stimmungsvollen Stichen von
Ruscheweyh und Thaeter im gemeinsamen Ver-
lag von Wenner in Frankfurt und von Reimer
in Berlin.

Ein großzügig komponiertes Titelblatt läßt
wie eine Ouvertüre alle möglichen Motive an-
klingen z. B. das Vorspiel im Himmel mit dem
majestätischen „Herrn", den Erzengeln und
dem Geist, der stets verneint; der aber scheint
soeben aus den Zauberdämpfen der grotesken
Hexenküche aufgestiegen, und eines der affen-
fratzigen Teufelchen der Hexenküche fungiert
als Ohrenbläser der Marthe Schwertlein, vor
der Gretchen mit dem Schatzkästlein erscheint.
Daneben erblickt man Faust in der Studier-

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