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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Milden, Maximilian: Aus einer Privatsammlung im neuen Museum zu Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0324

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AUS EINER PRIVATSAMMLUNG IM NEUEN MUSEUM

ZU WIESBADEN

Die deutschen Privatsammlungen gehören Wort Idealkunst auf Epigonentum, Romantik,
auch zu den kulturellen Denkmälern der Phantasie oder Salonmalerei verschieben, zeigt
Nation. Es ist erfreulich, daß sie in den er deutlich, daß sich nur auf einem klaren Natura-
letzten Jahren immer der Oeffentlichkeit zu- lismus und dem sich daraus ergebenden ethisch
gänglich gemacht werden. Im allgemeinen gesunden Realismus eine ideale Kunst am rein-
überraschen sie durch eine Fülle von Kunst- sten und lebensfähigsten entwickeln kann. —
schätzen, die dem Künstler und Kunsthisto- Die in der Sammlung vertretenen Werke geben
riker Genuß, Anregung und Belehrung geben einen interessanten Ueberblick über Trübners
und manche Lücke in dieser oder jener Werdegang.

Kunstperiode ausfüllen. So bringt die Pagen- Schon seine frühesten Bilder „Knabenakt"
stechersche Gemäldesammlung in dem hier (1871) und „Entenstilleben" (1873) zeigen
veröffentlichten Teil hauptsächlich Bestände eine überraschende Reife in Technik, Farben-
aus den siebziger und achtziger Jahren und und Formengebung, und sein früh gefestig-
ist durch ihren geschlossenen, einheitlichen tes Jungkünstlertum ist eine außergewöhn-
Charakter vorbildlich zu nennen. Der Reich- liehe Erscheinung in der Kunstgeschichte,
tum Trübnerscher und Schuchscher Bilder Zugleich ist Trübners Kunst auf Vielseitigkeit
macht die Sammlung doppelt kunsthistorisch gestimmt. Er zeigt das Genrehafte im „Chor-
wertvoll.

Trübner und Schuch ge-
hören wohl zu den abso-
lutesten Naturmalern des
19. Jahrhunderts, übersetzt
man das Wort „malen" in
die Kunst, der Natur und
der wechselnden Fülle ihrer
Stoffe und Erscheinungen
Farben- und Formensprache
zu geben, beseelt von der
Kraft eines vergeistigten
Künstlertums.

Ueber Trübner ist schon
viel Wahres und Falsches
gesagt worden. Der Raum
läßt es hier nicht zu, tiefer
in die künstlerische Wesen-
art Trübners einzugehen.
Auch würde manch Sagens-
wertes wie Wiederholung an-
muten. Doch kann man ge-
rade in unserer Zeit Trüb-
ners Deutschtum, das in
seiner frischen, kernigen
Nüchternheit, seiner straf-
fen, knappen Form, seiner
Einfachheit und Urwüchsig-
keit liegt, nicht genug her-
vorheben und rühmen. Das
Fehlen einer leidenschaft-
lichen und phantasieüppigen
Note in seinen Werken ent-
schädigt seine hochkünstle-
rische Idee — den Geist der
Farben auf die Leinwand zu
bannen. Denjenigen, diedas wilhelm trcbner knabenakt (i&7i)

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