Jacques-Emile Blanche, dessen
Thaulow-Porträt er mit schmieg-
samem Pinsel kopiert hatte und
zu dessen näherem Freundes-
kreise er zählte. Zugleich hatte
er in Paris eine junge Münch-
nerin als Malkollegin kennen /
gelernt, Fräulein Sophie Hart-
mann, und es mag kein Zufall
gewesen sein, daß er sie in Mün-
chen wieder traf. Jedenfalls
wußte er auch hier, was er zu
tun hatte: er nahm die begabte gMffl
junge Kollegin zur Gattin. Kol- ^-öl
legin in engerem Sinne blieb flfl
Sophie Burger-Hartmann übri-
gensnichtlangemehr; sie wandte
sich, von Hermann Obrist er-
muntert, bildhauerischen Arbei-
ten zu, indem sie mit Kleinpla-
stiken der damals kräftiger ein-
setzenden kunstgewerblichen Be- JS
wegung der Zeit entgegenkam. I
Nicht allzulange sollte der
Münchener Aufenthalt währen.
Schon 1899 verließ das junge
Paar die Isarstadt und siedelte
an den Rhein über, in die alte
Holbein- und Böcklinstadt Basel.
So war Burger denn jetzt in der
Heimat seiner Eltern und es ist
kein Zweifel, daß diese Berüh-
rung ihm wohlgetan hat. Indes,
völlig fesseln ließ er sich nicht.
Er mochte fühlen, daß eine Um-
gebung mit stärkerem Pulsschlag
ihm neue Kräfte zuführen würde, BIB^H
und siedelte darum 1905 nach fritz burger bildnis n. meyer
Berlin über, wo er Mitglied des
Vereins Berliner Künstler wurde.
Dies war immerhin, von Basel aus, ein etwas ein zurückgezogenes,arbeitsam-stilles Familien-
ungewöhnlicher Schritt, der davon zeugt, wie dasein und nachdem er im deutschen Norden
sehr die aufstrebende künstlerische Kraft Ber- soweit heimisch geworden war, daß er den
lins, dessen Fähigkeit, Bewegungsmittelpunkt Entschluß fassen konnte, gänzlich dortzubleiben,
zu werden, bereits in die Ferne wirkte. Auf wußte er sich dem allzu weltstädtischen Ge-
demselben Boden, der etwa zwei Jahrzehnte triebe geschickt zu entziehen. In einer an-
früher Burgers genialem Landsmanne Karl genehm gelegenen Villenkolonie, die mit Bahn-
Stauffer-Bern zuerst so große Triumphe und und Fußweg eine Stunde weit von Berlin ent-
dann so herbe Enttäuschungen gebracht hatte, fernt liegt, in Zehlendorf-Klein-Machnow, baute
begann nun der Nachfahre sich zu orientieren er sich an, indem er sich ganz nach seinem
— und, weil mit mehr Vorsicht und Bedacht- Geschmack ein Wohn- und Atelierhaus er-
samkeit, auch mit dauernderem Gewinne. Nie richten ließ, mit einem netten kleinen Garten
war Burger von solch tosendem Lärm umbraust drumherum, den mit eigener Hand zu pflegen,
wie ehemals Karl Stauffer; nie weckte er so zugleich Freude und Erholung bedeutet. Hier
stürmische Hoffnungen; und er stand auch nie- ist es still, hier weht gesunde Landluft und
mals so da, daß die ehrgeizigen Damen der es mangelt, bei der großartig organisierten
führenden Berliner Salons sich um seine Gunst Berliner Betriebsamkeit, doch keineswegs an
und Persönlichkeit rissen. Vielmehr führte er jenem behaglichen Komfort, den der moderne
397
Thaulow-Porträt er mit schmieg-
samem Pinsel kopiert hatte und
zu dessen näherem Freundes-
kreise er zählte. Zugleich hatte
er in Paris eine junge Münch-
nerin als Malkollegin kennen /
gelernt, Fräulein Sophie Hart-
mann, und es mag kein Zufall
gewesen sein, daß er sie in Mün-
chen wieder traf. Jedenfalls
wußte er auch hier, was er zu
tun hatte: er nahm die begabte gMffl
junge Kollegin zur Gattin. Kol- ^-öl
legin in engerem Sinne blieb flfl
Sophie Burger-Hartmann übri-
gensnichtlangemehr; sie wandte
sich, von Hermann Obrist er-
muntert, bildhauerischen Arbei-
ten zu, indem sie mit Kleinpla-
stiken der damals kräftiger ein-
setzenden kunstgewerblichen Be- JS
wegung der Zeit entgegenkam. I
Nicht allzulange sollte der
Münchener Aufenthalt währen.
Schon 1899 verließ das junge
Paar die Isarstadt und siedelte
an den Rhein über, in die alte
Holbein- und Böcklinstadt Basel.
So war Burger denn jetzt in der
Heimat seiner Eltern und es ist
kein Zweifel, daß diese Berüh-
rung ihm wohlgetan hat. Indes,
völlig fesseln ließ er sich nicht.
Er mochte fühlen, daß eine Um-
gebung mit stärkerem Pulsschlag
ihm neue Kräfte zuführen würde, BIB^H
und siedelte darum 1905 nach fritz burger bildnis n. meyer
Berlin über, wo er Mitglied des
Vereins Berliner Künstler wurde.
Dies war immerhin, von Basel aus, ein etwas ein zurückgezogenes,arbeitsam-stilles Familien-
ungewöhnlicher Schritt, der davon zeugt, wie dasein und nachdem er im deutschen Norden
sehr die aufstrebende künstlerische Kraft Ber- soweit heimisch geworden war, daß er den
lins, dessen Fähigkeit, Bewegungsmittelpunkt Entschluß fassen konnte, gänzlich dortzubleiben,
zu werden, bereits in die Ferne wirkte. Auf wußte er sich dem allzu weltstädtischen Ge-
demselben Boden, der etwa zwei Jahrzehnte triebe geschickt zu entziehen. In einer an-
früher Burgers genialem Landsmanne Karl genehm gelegenen Villenkolonie, die mit Bahn-
Stauffer-Bern zuerst so große Triumphe und und Fußweg eine Stunde weit von Berlin ent-
dann so herbe Enttäuschungen gebracht hatte, fernt liegt, in Zehlendorf-Klein-Machnow, baute
begann nun der Nachfahre sich zu orientieren er sich an, indem er sich ganz nach seinem
— und, weil mit mehr Vorsicht und Bedacht- Geschmack ein Wohn- und Atelierhaus er-
samkeit, auch mit dauernderem Gewinne. Nie richten ließ, mit einem netten kleinen Garten
war Burger von solch tosendem Lärm umbraust drumherum, den mit eigener Hand zu pflegen,
wie ehemals Karl Stauffer; nie weckte er so zugleich Freude und Erholung bedeutet. Hier
stürmische Hoffnungen; und er stand auch nie- ist es still, hier weht gesunde Landluft und
mals so da, daß die ehrgeizigen Damen der es mangelt, bei der großartig organisierten
führenden Berliner Salons sich um seine Gunst Berliner Betriebsamkeit, doch keineswegs an
und Persönlichkeit rissen. Vielmehr führte er jenem behaglichen Komfort, den der moderne
397