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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Wolf, Georg Jacob: Ferdinand von Olivier
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0020

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FERDINAND VON OLIVIER

Kaiser Friedrich-Museum, Posen

IDEALLANDSCHAFT

tesgadener Landschaftsmotiven, Symbolisierun-
gen der Wochentage gibt. Alle diese Blätter
tragen sein auch auf der Mehrzahl seiner Ge-
mälde erscheinendes Monogramm: in einem kreis-
runden O ein F in der Form etwa eines Frage-
zeichens — ein den Freunden seiner Kunst ver-
trautes und zugleich geheimnisvoll romantisches
Signum, das in seiner Konzentration und Knapp-
heit wie die vollkommenste Formel des Künst-
lertums Oliviers anmutet.

Olivier war nie ein Vielmaler; es ist bis
heute nicht mehr als ein knappes Dutzend
durchgeführter Ölgemälde des Meisters be-
kannt. Etwas reicher ist der Vorrat an Hand-
zeichnungen. 1826 entstand das gegenständlich
realistische, aber in der Stimmung doch ganz
romantische Landschaftsbild, das Schloß Wei-
kersdorf in Baden bei Wien zum Gegenstand
hat, koloristisch eine der schönsten Arbeiten
Oliviers ; sie gehört jetzt der Hamburger Ga-
lerie, während eine noch einige Jahre später
entstandene Ideallandschaft (von allen Arbeiten
Oliviers am stärksten an J. A. Koch anklingend)

in die Posener Sammlung kam. Auf allen
Bildern Oliviers gelangt die Farbe zu ihrem
Rechte. Bei ihm ist alles wirklich malerisch
empfunden und tatsächlich gemalt, nicht kolo-
riert oder einfach gezeichnet und hernach
innerhalb der Konturen mit Lokalfarbe gefüllt.
Olivier schlug Töne an, wie sie in der deut-
schen Landschaftsmalerei seit Elsheimer fremd
waren. Ein weiches, zartes, reich nuanciertes
Elfenbeinweiß steht ausgezeichnet zu einem
feuchten, samtigen Grün, ein Türkisblau
bringt stille Kühle, die durch ein saftiges, leuch-
tendes Rot aufgewogen wird, das gerne bei den
Gewändern der Figuren Verwendung findet.

Als Olivier bei den Wiener Kunstausstel-
lungen 1827 und 1828 mit seinen Arbeiten her-
vortrat, „hatte er die Genugtuung, durch die
von ihm gelieferten Arbeiten die öffentliche
Meinung völlig mit seinen Bestrebungen aus-
gesöhnt zu sehen". Trotzdem hielt ihn Wien
picht dauernd. Im Jahre 1830 kam er zu
Schnorr nach München und fühlte sich von
der Stadt angezogen. Bald übersiedelte er

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