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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Kurth, Willy: August Gaul
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Schwarz, Karl: Theater
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0200

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Immer ist seine Form ohne Kunstgewerbe, im- THEATER " )
mer ist sie sinnvolle Charakteristik. So konnte

er auch Bewegungen geben, ja ganze Vorgänge C"m Mappenwerk eigener Art bringt der Verlag
vortäuschen, ohne sein plastisches Erlebnis, sein t-" Emil Richter in Dresden, farbige Lithogra-
Leben der Form zu verlassen. Sein Strauß phien von Charlotte Berend, die 24 Bildnisse
kann nur so laufend gedacht werden; hier ist Dresdener Künstler der Oper und des Schau-
das Laufen die Eigenart einer Existenz. Seine spielhauses zumeist in ihren charakteristischsten
Ferkel können in diesem Polteriauf daher kom- Rollen darstellen. Dar Künstlerin, die das Spru-
men, nicht als ein niedliches Genremotiv, son- delnde und Schäumende des Lebens liebt und
dern als sinnvolle Gestaltung ihrer drolligen mit seltener Frische wiederzugeben versteht, ist
Existenz. Schon daß er drei Ferkel in glei- es gelungen, das prickelnd Bewegte des Bühnen-
cher Bewegung gibt, sagt, daß es sich hier daseins in scharfer Akzentuierung eines jeweils
nicht um ein Motiv, sondern um einen Rhyth- charakteristischen Momentes in flotter Zeich-
mus handelt, dessen Vorzeichen Allegretto heißt, nung festzuhalten und somit eine Reihe von
In dieser vornehmen und doch so starken Kunst Blättern zu schaffen, die in ihrer Gesamtauf-
Gauls ist etwas von Musik. Maß und Klang fassung mehr sind als getreue Porträts oder
durchzieht seine Tiere und offenbart in dem interessante Figurenbilder. Der geniale Schau-
Rhythmus der Form ihre charakteristische Exi- Spieler, dessen Gesicht sich in die Larve einer
Stenz, das Typ:sche. Willy Kurth besonderen Rolle umzuschalten vermag und

dessen Züge Tragik und Komik widerspiegeln,
erscheint hier in dem ihn verklärenden Ram-

. . , ,. ... penlicht. Die Leidenschaft strafft jeden Muskel,

Im Anfang war die Kunst; unsere Meinungen dar- r j

über sind viel später entstanden. HansThoma das ' Gefühl des Betrachtetwerdens, des sich

nicht Gehenlassens, gibt ihm manchmal etwas

Um die Natur mit tiefster Empfindung und den gar 2U pointiertes und Gewolltes, was uns eben

Gegenstand mit erschöpfendem Geiste zu fassen und , . , n , . . , ,

& r .... daran erinnert, daß wir uns hier nicht dem

mein Gemüt dadurch auszudrucken, treibt mich mein .... .. , . T

_ . , , u . ■ . . , Helden selbst, sondern seinem Interpreten gegen-

Sehnen und Verlangen nach deutschen, insbesondere r & &

nach heimisch vertrauten Gegenden, weil ich doch diese

nur recht kenne, recht tief empfunden und gefühlt habe. ">.Charl°t.te 5?rfnd' Theater. Mappenfolge farbiger Litho-

graphien. Mit Einleitung von K. H. Kaemmerer. Dresden,

Ludwig Richter Emil Richter.

AUGUST GAUL ■MkSVH^A^^MH^^BHHi^^^^^^^K EIBER (EISEN)

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