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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Schumann, Paul: Ausstellung 1919 der Künstlervereinigung Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0056

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HANS NADLER

LANDSCHAFT MIT PFERDEN

Ausstellung der Künsllerz'ereinigung Dresden

ungleich erscheinen, so packt uns Dreher doch
immer wieder mit seiner ganz eigenständigen,
uns als deutsch anmutenden Kraft. Otto Hettner
hat mit „Klagenden Frauen", einem „Gethsemane"
und einem „Hiob" einen Ausflug ins Expres-
sionistische versucht, aber die drei Bilder sind
nur eine Warnung vor solchen Übergriffen in
wesensfremde Stilgebiete. Besser gelungen ist
Hettners an 7 m hohes Riesengemälde „Parnaß"
mit 30 lebensgroßen Gestalten; fehlt auch dem
Aufbau der beherrschende Mittelpunkt, der Aus-
gestaltung eines altgriechischen Parnasses das
geistige Band, so imponiert doch das große
Bild als farbig-dekorative Gesamtleistung. Ein
vortreffliches Bildnis und einige kleinere Bilder
zeigen Hettners sonstige tüchtige Kraft.

Überraschend tritt der bekannte Architekt
Hans Poelzig, Stadtbaurat von Dresden, mit 21 Ge-
mälden auf, die er nach eigener Mitteilung „in
Mußestunden, lediglich aus einem Bedürfnis her-
aus, die Einseitigkeit der architektonischen Ar-
beit durch Tätigkeit auf einem anderen künst-

lerischen Gebiete zu ergänzen", gemalt hat. In
dem mosaikartigen, punktierenden, etwas ver-
nebelten Farbenauftrag macht sich die archi-
tektonisch empfindende Anschauung Poelzigs
stark geltend. Einzeln oder zu zweien und
dreien angeordnete Köpfe und Halbfiguren:
Christus und die Schacher (dreimal), Christus
allein, Pietä, St. Georg, Hexen, Kämpfer, Tiere
sind die Vorwürfe dieser sehr eigenartigen Schöp-
fungen, von denen wenigstens einige wie St. An-
tonius, Antike, Christus, Pietä auch über den
Wert für Poelzig selbst hinaus durch die wesen-
betonende Kraft zu wirken vermögen. Die Bil-
der sind in zwei Reihen vorzüglich wirksam an-
geordnet und einzelne können in geeigneter
architektonischer Umgebung wohl angebracht
sein. Ludwig von Hofmann bringt einige klei-
nere Bilder seiner Art, ideale Gestalten in rhyth-
misch beschwingter Anordnung, die uns in
eine schönere sorgenfreie Welt voll Feierlich-
keit und Anmut führen; besonders gelungen
sind Opferschalen und Flötenspiel. Paul Rößler

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