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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Wolf, Georg Jacob: Joseph Schmid-Fichtelbergs Landschaften
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0117

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Idylle vor: das Dunkle, Schwärzliche, Tiefblaue, und schließlich malt er seine Schneebilder, die
Sattgrüne überwiegt. Oft hängen schwere Wolken nicht den schlechtesten Teil seines Werkes aus-
am Himmel, der das beherrschende Element der machen: fast feucht muten sie einen an, man
meisten Landschaften Schmid-Fichtelbergs ist; spürt ordentlich die Kälte aus ihnen heraus,
man empfindet das Pathos, das nicht gesucht, glaubt das Klirren des Frostes zu vernehmen
sondern schlicht gefunden ist. Indessen stellt und fühlt, wie das rote Häuschen oder die ganze
sich diese ernste Stimmung bei Schmid-Fichtel- bunte Straßenflucht, die da unter dem wuch-
bergs Bildern nicht mit Ausschließlichkeit ein. tenden Schnee halb vergraben liegt, Wärme und
Er malt wohl auch einen luftigen, ganz durch- Herdfeuer, Einkehr und Behagen versprechen .. .
sichtigen frischen Maimorgen, wo man von So vermittelt der Tanz der Hören dem Künst-
blumiger Bergwiese, über deren Rasenteppich 1er eine unerschöpfliche Fülle von Eindrücken,
in diesem Jahr noch keine Sense fuhr, in das Er ist kein öder Spezialist , darum heißt er alle
weite Land, das sich nordwärts dehnt, hinaus- Erscheinungen der Natur willkommen. Er will
sieht, eine Landschaft mit seitlich tief einfallenden ganz gewiß nicht der Chronist jeder möglichen
Schatten, die sich kühl und blau abzeichnen Natur- und Jahreszeitenstimmung im Berchtes-
auf dem breit hingelagerten Wiesengrün der gadener Land sein, aber er ist gerne bereit, seine
von Wegen und Bächen zerschnittenen, von Palette häufig anders aufzusetzen. Seine Anschau-
Äckern und Baumgruppen, Hügeln und mensch- ung ist auf reiche Mannigfaltigkeit eingestellt,
liehen Ansiedlungen aufgeteilten Ebene. Oder Gefühl ist ihm alles. Es geht ihm selbst über das
er fängt einen Schlechtwettertag ein, setzt die Malerische im landläufigen Sinne. Ich glaube, er
grauen, braunen, erdigen Töne ins Bild, das unterschriebe die Äußerung Max Liebermanns:
dann wohl, dem Wunsch des Künstlers ent- „Nicht das sogenannte Malerische ist es, was
sprechend, etwas trist und trüb erscheint, wie ich suche, sondern die Natur in ihrer Einfach-
der tiefhängende, schwere Himmel darüber, heit und Größe aufzufassen."

Georg Jacob Wolf

J. SCHMID-FICHTELBERG HÄUSER AM DOKTOR BERG IN BERCHTESGADEN

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