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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Widmer, Karl: Zeichnungen von Wilhelm Trübner
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0204

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WILHELM TRÜBNER SCHUCH AM KLAVIER. ZEICHNUNG

die Tatsache bestätigen, daß die Bedeutung
Trübners vor allem in der Malerei liegt. Eine
selbständige Griffelkunst, die als ein beson-
derer Zweig seines Schaffens neben der Ma-
lerei hergeht, geben diese Blätter nicht. Sie
halten sich in dem bescheideneren Rahmen
von Studien und Skizzen, welche die Arbeit
an seinem Hauptwerk begleiten und diesem
Zusammenhang ihre Entstehung verdanken.
Aber gerade dadurch interessieren sie uns als
Ergänzungen zu seinen Bildern, indem sie uns
unmittelbare Einblicke in die geistige Werk-
statt des Künstlers geben. Der künstlerischen
Auffassung der Aufgabe nach scheiden sie sich
in verschiedene Gruppen. Die eine enthält sorg-
fältig durchgeführte Linienzeichnungen,
bei denen es dem Künstler vor allem auf eine
exakte Wiedergabe des Gegenstands ankam. In
ihnen kommen naturgemäß gerade die rein
zeichnerischen Qualitäten in Trübners Kunst
besonders stark zum Ausdruck. Einige von
ihnen geben sich als unmittelbare Detailstudien,
wie die ruhende Dogge. Andere sind schon
zu Kompositionen abgerundet; dazu gehört vor
allem ein Stilleben mit seinem geschlossenen
Aufbau und die Zeichnung von Schloß Seefeld,

die als eine erzählende Landschaftsskizze durch-
geführt ist.

Im Gegensatz zu diesen streng zeichnerisch
aufgefaßten Blättern überwiegt bei andern eine
durchaus malerische Auffassung. Ein Teil
davon sind reine Impressionen, malerische Ein-
drücke und Einfälle, die in der einfachen Schrift
von Hell und Dunkel gefaßt und niederge-
schrieben sind. Neben den mehr oder minder
fragmentarischen Aufzeichnungen dieser Art
hat die Bildnisskizze eines Einjährigen als eine
in sich durchgeführte Arbeit schon mehr die
Bedeutung eines kleinen abgeschlossenen Kunst-
werks. Im Unterschied dazu sind Zeichnun-
gen zum Titanenkampf und zur Kentauern-
schlacht reine Kompositionsskizzen — erste
Niederschriften der Gedanken zu seinen be-
rühmten Gemälden und als solche besonders
interessant für die Entstehungsweise seiner Bil-
der. Wenn es dabei dem Künstler ohne Rück-
sicht auf die Einzelheiten lediglich um die Fest-
stellung des Ganzen, der Bewegung und Ver-
teilung der Massen zu tun war, so äußert sich
in dieser knappen und flüchtigen Sprache der
Skizze doch auch eine eigene Kraft der Emp-
findung; es ist eine Unmittelbarkeit leiden-

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