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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Koetschau, Karl: Heidelberger Maler der Romantik: ein Nachwort zur Ausstellung der Heidelberger Städtischen Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0286

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KARL ROTTMANN

HEIDELBERG UND DIE RHEINEBENE, VOM
OBEREN WOLFSBRUNNEN GESEHEN (1815) □

setzte. Die klarsten und stärksten Bekennt-
nisse aber gibt er in seinen Landschaften. Aus
ihnen leuchtet uns seine Weltanschauung ent-
gegen, die durchaus dem entspricht, was Carus
programmatisch verkündet hatte, doch eine
ganz persönliche Note durch die, so viel ich
sehe, nur ihm eigentümliche Farbengebung mit
ihrem emailartigen Glanz und ihrer fast symbol-
haften Zusammenstellung sanfter, reiner Töne
erhält. Das Studium der Boissereeschen Bilder,
deren Pflege ja seinem Lehrer Xeller mit an-
vertraut war, hat hierbei zweifellos entscheidend
eingewirkt.

Nehmen die beiden Gegenpole, Issel und
Schmitt, unsere Aufmerksamkeit zunächst und
am nachhaltigsten in Anspruch, und sind sie
von der Ausstellungsleitung ersichtlich mit der
stärksten persönlichen Teilnahme herausgear-
beitet worden, so wird uns daneben doch noch
mancherlei geboten, woraus sich neue Belehrung
schöpfen läßt. Ich denke dabei nicht so sehr an
die nazarenischen Bilder, die gewissermaßen nur
zur Vervollständigung des Stimmungsgehaltes
und wegen ihrer inneren Beziehung zum Stifte
Neuburg ausgestellt wurden,und von denen Stein-
les Flucht nach Ägypten als bedeutendste Leistung

des Kreises stark betont zu werden verdient.
Vielmehr scheint mir die klare Herausarbeitung
der Zusammenhänge der Heidelberger roman-
tischen Malerei einmal mit den Schweizer Land-
schaftern, dann mit den englischen unsere Er-
kenntnis neu und glücklich zu bereichern. Unter
den Schweizern dürfte Johann Jakob Strüdt als
die stärkste Persönlichkeit den größten Einfluß
gehabt haben, da, wie der Katalog richtig betont,
er „als erster die Weite der Heidelberger Land-
schaft künstlerisch gesehen und gemalt hat".
Leger, der Graf Graimberg, Karl Philipp Fohr,
Karl Rottmann sind zwar nicht im üblichen Sinne
als seine Schüler zu bezeichnen, bauen aber doch
ersichtlich auf dem von ihm erschlossenen Boden
weiter; die beiden zuletzt genannten beharren
dabei so fest in ihrer ursprünglichen Beanlagung,
daß das Übernommene mit dieser zu völliger
Einheit sich verschmelzen kann. Nur mittelbar
klingen die Schweizer Lehren in den Schöpfun-
gen der drei Brüder Fries nach, von denen Ernst
am engsten und eigenwilligsten der Heidelberger
Tradition sich anschließt, während der beweg-
lichere Bernhard auch andere Einflüsse, nicht
zuletzt und gerade nicht zu seinem Vorteil den
Calames, in sich zu verarbeiten sucht.

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