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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Wolf, Georg Jacob: Von Münchner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0288

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der Furcht hinzugeben braucht, daß das Inter- bekenntnis jung und alt, konservativ und revo-
esse an den technischen Prozeduren den poe- lutionär vereinigt, neben Oberländer Beeh, ne-
tischen Gehalt dieser persönlichsten Art ange- ben Peter Halm Unold, neben Eugen Kirchner
wandter Kunst aufgezehrt habe. Im Kunst- Edwin Scharrl stellt. Aus dem wechselvollen
verein lag bei einer Gedächtnisausstellung für Spiel der Richtungen und Stimmungen, aus den
Louis Gurlitt der Nachdruck gleichfalls auf dem Parallelen und Kontrasten der scharf umgrenz-
graphischen Teil der Kollektion. Während die ten Persönlichkeiten baute sich ein ungewöhn-
Gemälde ein wenig eklektisch und wohl auch lieh interessantes Bild zusammen, das gewisser-
altmodisch anmuteten, hatte man seine Freude maßen die Wellenschläge des Münchner Kunst-
an den Zeichnungen voll einer schönen, herz- lebens ahnen ließ. Von der „Mappe"-Ausstellung
liehen Innigkeit und andächtiger Versenkung führten wieder Fäden und Beziehungen zu der
in die Erscheinungen der Natur. Eine an glei- Aquarell-Ausstellung der Münchner Secession in
eher Stelle veranstaltete Ausstellung des Münch- der Modernen Galerie Thannhauser. Die Veran-
ner Vereins für Originalradierung vereinigte um staltung, bei der namentlich den Kollektionen von
das verehrte Haupt der Münchner Radiergilde, Kubin, Seewald, Großmann, Scharff sich das Inte-
Peter von Halm, eine große Anzahl von Künst- resse zuwandte, bewies, wie sehr diese zwischen
lern und Könnern, unter denen die wohltem- GraphikundÖlmalereidieMittehaltendeTechnik,
perierten, abgeklärten, vom Schlage Oskar und die eine blitzartige Fixierung der Form- und
Cäcilie Grafs, Rudolf Schiestls, Hubert Wilms Farbeinfälle zuläßt, dem modernen künstleri-
den Ton angaben, allerdings brachten Erschei- sehen Empfinden entspricht. Vorwiegend Aqua-
nungen wie Adolf Schinnerer und besonders relle neben allerlei graphischen Arbeiten brachte
der kühne Eduard Baudrexel, der seine stür- endlich eine „Ausstellung junger Münchner"
mische Jugendlichkeit in ekstatischen Mani- in den Münchner graphischen Kunstwerkstätten,
festationen einer temperamentvoll phantasieren- Sieben Akademiker, zumeist Schüler Becker-
den und unbesorgt gestaltenden Kunst aus- Gundahls, stellten sich da vor. Namentlich Jo-
schwingen läßt, auch die Linie des Ungewöhn- seph Nicki fiel auf. Im übrigen gab gerade diese
liehen in das sonst so abgeklärte Ensemble. Ausstellung, über die Freude an manchem wohl-
Manchem Aussteller des Vereins für Original- gelungenen Blatt hinaus, die Gewißheit, daß
radierung begegnete man wieder bei der von die Akademie als Nährmutter tüchtiger Talente
Caspari arrangierten Ausstellung der „Mappe", immer noch ihre Mission erfüllt und daß auch
einer jungen Vereinigung, die ohne Rücksicht in Zukunft dem Münchner Kunstleben tüchtige,
auf Richtungen und künstlerisches Glaubens- eigenartige Kräfte zur Verfügung stehen werden.

Wolf

G. PH. SCHMITT VEILCHEN (1834)

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