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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Hofmann, Egon: Persönlichkeit und Stil
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0417

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JULIUS BRETZ DER REGENBOGEN

Große Kunstausstellung; Düsseldorf fQ2o. — Mit Genehmigung der Galerie Flechtkeim, Düsseldcrf

sie segelt, gerecht werden. Tun wir das, so daß wir auch bei der Nötigkeit langatmigen
wird sich der Stil selbsttätig einstellen. Unter- Kommentars mißtrauisch werden. Denn schließ-
stützen wir mehr Persönlichkeit als Richtung. lieh ist die Kunst Gefühls- und nicht Ver-
Finden wir auch wieder den Weg zurück vom Standessache. Den Boden für jene zu bereiten,
Überschwang zur festen Erde, vom Chaos zur ist wichtiger wie Reglements, Kommissionen
Klarheit. Die Herrschaft der Phrase kann uns und Räte. Der Aufwand von Zeit und Mühe
nicht bereichern, Taten bedürfen die Maskierung entzieht den Künstler nur seinem Werke und
der Worte nicht. . steht dazu in keinem Verhältnis. Der Künstler
In der Kunst liegt das Heil im Individualismus. wurzelt in der Einsamkeit. Große Ideen wer-
Stil ist die Überwindung der Natur, formale den der Zeit der Erfüllung vorausgeboren, das
Gestaltung, gleichviel mit welchen Mitteln. Aber Umsetzen in die Tat bleibt den späteren vor-
noch jeder Stil hat an einen andern angeknüpft. behalten. Bereiten wir den Boden, daß die
Man redet nur mehr vom Geistigen in der Zwischenräume gering werden, aber hüten wir
Kunst; und nicht nur der Skribent, sondern uns, einen Stil zu erzwingen oder durchzu-
der Schaffende selber. Der literarische Inhalt drücken. Denn damit widersprechen wir den
eines Bildwerkes geriet mit Recht in Miß- Gesetzen der Kunst und den Urtiefen des
kredit. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr ferne, Schaffens, die zu jeder Zeit die gleichen bleiben.

Dr. Egon Hofmann

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