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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Albert von Keller: 27. April 1844 - 16. Juli 1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0454

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mehr etwas Unausgesprochenes hier zu sagen
übrig, obwohl Kellers Leben und Schaffen so reich
und bunt an inneren und äußeren Erlebnissen und
an Fülle der Gesichte ist. Erschließen sich einst
die sorgfältig geführten und noch sorgfältiger ge-
hüteten Tagebücher Albert Kellers, die den Weg
des Adepten von der Rechtswissenschaft zur
Kunst, die seine Eindrücke und Erfahrungen im
Reiche der Kunst und der Gesellschaft, seine Be-
kenntnisse zur Frauenschönheit wie seine Strei-
fereien in den Bezirken des Übersinnlichen, Visio-
nären, seine Ausbrüche über musikalische Ein-
drücke und noch vieles, vieles andere zum Gegen-
stand haben, so wird vielleicht nochmals auf das
Biographische Albert Kellers zurückzukommen
sein. Heute mögen hier statt alles anderen einige
Worte über persönliche Wesenszüge Platz haben,
die im Rahmen einer feinsinnigen Charakteri-
sierung Hugo von Habermann dem Freund,
der fünf Jahrzehnte lang den gleichen Weg
ging, in die Gruft nachrief: „Keller ist der
letzte, von dessen Bildern einem in den Sinn
kommen könnte, zu sagen: sie röchen nach
der Lampe, und doch war gerade bei ihm jener

Wir verweisen auf unsere Aufsätze über Albert von Keller
in Jahrgang 1896 97, 1904 05, igo//oS 1913114 und die vielen
Einzelabbildungen.

eiserne, unermüdliche Fleiß anzutreffen, der ihn
jahraus, jahrein, Tag für Tag und Stunde für
Stunde an die Staffelei bannte. Da gab es keine
Ermüdung, kein Feiern, keine Erholung, sie
kamen am späten Abende, sie dehnten sich bis
in die Dämmerung des Morgens, denn sie ge-
hörten Kellers zweiter Muse — der Musik. Der
merkwürdige Mann mit dem gemessenen Äußern
des Weltmannes und der glühenden Seele des
Künstlers, sprunghaft wegen der Kompliziert-
heit seines Wesens, gegen Fernstehende oft kühl
und undurchdringlich, verband mit der Schärfe
des Verstandes das Innenleben eines Träumers,
mit der Universalität seiner Bildung den Hang
zu mystischer Versenkung, mit hypersensibler
Empfindlichkeit gegenüber der Schönheit seiner
Umgebung die Gabe, die Freuden des Lebens
als kritischer Ästhet zu genießen und zu sub-
limieren und gleichzeitig den Schmerz über herbe
Schicksalsschläge hinter der Maske des Lebe-
mannes zu verbeißen. Eine Fähigkeit war es
vor allem, die ihm ein gütiges Geschick in die
Wiege gelegt hatte : den stählernen und unbeug-
samen Willen, alles einem Ziele unterzuordnen
und unbeirrt von Freud und Leid im Menschen-
dasein nur dem Einen zu leben — der Betäti-
gung seines künstlerischen Schaffensdranges."

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