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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 6.1905-1906

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Kunstpolitisches aus dem Elsass
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https://doi.org/10.11588/diglit.6481#0014
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Kunstpolitisches aus dem Elsass.

Reiche und zu Frankreich. Frankreich,
die unüberwindliche Kunstmacht, bot fort-
während erfrischende Anregungen —
nicht zum geringsten durch die kräftigen
Gegensätze, die den Reichtum inneren
Lebens vermehrten. Deutsche Maler wie
Anselm Feuerbach, Menzel, Leibi, Rahl,
Pettenkoffer, Schleich, Spitzweg, Knaus,
Max Liebermann, Uhde u. v. a. arbeiteten
kürzere oder längere Zeit in Paris. Die

aus dieser raschen Verneinung geht nur
hervor, daß — so paradox es auch klingen
mag — 60 Jahre weiter hinter uns liegen,
als 3 oder 4 Jahrhunderte! Die historische
Einsicht in die Art des elsässischen Kunst-
schaffens in der Mitte des letzten Jahr-
hunderts ist recht mangelhaft. Sie reicht
nicht viel über die Kenntnis der am meisten
genannten Maler-Namen hinaus. Die Be-
urteilung des Kunstbetriebes aber pflegt

Konk-urrenzarbeit aus der Dekoratiohsmaler-
abteilung an der Kunstsewerbeschule. n n n

ganze jüngere deutsche Maler-Generation
war in Paris, um dort zu lernen. Die
Kunstpolitik der elsässischen Meister war
damit in ihren Grundzügen vorgezeichnet
und der Weg, den sie beschritten, war
durch die Verhältnisse gegeben. Das
Gedeihen der heimischen Kunst und
die materielle Wohlfahrt ihrer Vertreter
scheint bedingt r. durch den Anschluß
an die hervorragendsten Kunstzentren,
2. durch die Eroberung von Absatzgebieten.
Die Zeit der künstlerischen Ausbildung
führt den jungen Elsässer in der Regel
nach Paris, häufig auch nach München
und Berlin. Das Absatzgebiet aber sucht
und findet der Meister in der engeren
Heimat und — in körperschaftlicher
Gliederung — in Deutschland wie ausser-
dem in Frankreich.

Man ist so leicht geneigt, durch die
politischen Ereignisse die Frage verneinen
zu lassen, daß sich diese Kunstpolitik
immer in gleichen Bahnen bewegte. Aber

von der ganz verkehrten Methode aus-
zugehen: bis 1870 durchaus franzö-
sischer Geist und französisches System,
dann ohne eigene Schuld Stillstand,
endlich infolge der Übernahme von
Schutzpflichten aller Art durch die
deutsche Regierung das Gefühl der Ver-
pflichtung zur allmählichen Annäherung
an die deutsche Kunst!

Eine solche Beurteilu ng der elsässischen
Kunst, nur nach äußeren Merkmalen
systematisierend, würde nur eine schmäh-
liche Verkleinerung derselben bedeuten!
Die elsässische Kunst besitzt wertvolle
Traditionen anderer Art, die vor allem
dafür Bürge sind, daß sie ihr Wohl und
Wehe nicht an äußere Ereignisse fesselte,
wohl aber ihr Gedeihen, gleich dem Ge-
deihen aller anderen menschlichen Tätig-
keiten, in den Rechtsschutz des Staates
stellte.

Man ist gewohnt, die Blüte der alten
elsässischen Kunst mit dem Reichtum der
 
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