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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 19.1869

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Lichtenstein, ...: Die Lehre von der Schönheit und die Technik, [1]
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Kuhn, ...: Das Fuggerstübchen aus dem Schloß Donauwörth
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M.: Eine Sorte französischer Galanteriewaaren
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https://doi.org/10.11588/diglit.9045#0012

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solvirten Realschüler, ja unsere Gewerbeschüler zu beneiden alle
Ursache haben. Zum Behufe des Anschauungsunterrichtes sind kleine
Sammlungen von hölzernen Werkzeugmodellen für je ein Gewerbe
auf je einem Carton zu fabelhaft billigen Preisen in Umlauf gesetzt
worden. Der Unternehmer machte ein glänzendes Geschäft, denn
tausende solcher Cartons dienen dem Privatunterrichte. Es wird
dann ferner berichtet, welche mannichfaltigen Veranstaltungen das
Kensington-Musenm, welches doch in erster Linie der Veredlung
der Form an den gewerblichen Produkten sich widmet, getroffen
hat, damit die mechanisch-technische Seite der Industrie mit der
künstlerischen Hand in Hand gehen könne.

(Fortsetzung folgt.)

Das Auflflerstübchen

aus dem Schloß Donauwörth.

Von Professor Kuhn,

Conservator des bayr. Nationalmuscums.

In den ersten Monaten des Jahres 1864 kam Oberbanrath
Hermann auf einer Dienstreise nach Donanwörth und erblickte an
dortigen Bezirksanitsgebäude vortrefflich erhaltene Holzplafonds, so
daß er sich nach seiner Rückkehr bemüssigt sah, hierauf das k. Staats-
ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten um
so mehr aufmerksam zu machen, als bereits schon früher die kgl.
Baubehörden die allerhöchste Weisung erhalten hatten, von Allem
Bericht zu erstatten, was für den Zweck des Bayerischen National-
Museums geeignet sein könnte. Der Vorstand des Museums Baron
von-Aretin erhielt in Folge dessen den Auftrag, sich selbst nach
Donauwörth zu begeben und Augenschein von diesen Holzvertäfel-
ungen zu nehmen, die sich denn wirklich als höchst interessant und
für das Museum um so werthvoller erwiesen, als sie mit der Ge-,
schichte eines der berühmtesten Augsburger Geschlechter verwebt waren.

Das gegenwärtige Bezirksamtsgebäude war nehmlich ehemals
ein Gräflich Fugger'sches Schloß, welches später von der Familie
verkauft wurde und in Privathände überging, bis es endlich ärari-
alisches Eigenthum und als solches zu öffentlichen Zwecken ver-
wendet wurde.

Die Reste der früheren Einrichtung stammten nun aus der Blüthe-
zeit des Fugger'schen Geschlechtes, derselben Zeit, in welcher Anton
Fugger die großartige Fuggerei in Augsburg stiftete und die auf acht
hunderttausend Gold-Gulden lautende Schuldverschreibung des
Kaisers Carls V in das mit Zimmt und Mahagoniholz unterhal-
tene Kaminfeuer werfen konnte.

Im Ganzen fanden sich 3 Holzplafonds vor. Der eine der-
selben befand sich in deni ehemaligen Prachtsaale des Gebäudes,
welcher nach der modernen baulichen Einrichtung zum Treppen-
hause genommen wurde. Er war bei einer Länge von 62'//
beinahe 26' breit, mit reichem Schnitzwerke in bestem Style versehen
und mit ungarischer Eschenmaser eingelegt. Ebenso fanden sich noch
die hübschen Thürstöcke, welche gegenwärtig im Saale IV. der Re-
naissanceabtheilung des Musenms verwendet sind. (Der eine davon
mit der Jahreszahl 1546 und der doppelten Lilie des Fugger'schen
Wappens sowie den schön geschnitzten Karyatiden.)

Die zweite Holzdecke war in dem Lokal der Registratur; sie
hatte 30' Länge auf 24' Breite, wenig Schnitzereien, aber ebenfalls
kostbare Vertäfelungen von ungarischen Eschenmaser, die dritte von
derselben Arbeit wurde über der Weißdecke des Amtszimmers entdeckt.

Diese zwei erstgenannten Plafonds zieren und zwar der vom Trep-
penhause des Bezirksamts die Säle IV und V, der andere den Saal VI
der Renaissanceabthcilung des Nationalmuseums; ebenso befand sich
das große Portal, welches im Treppenhause des Nationalmnseums
und zwar auf der ersten Abtheilung der Stiege angebracht ist, im
Treppenhause des Bezirksamts.

Aber in dem Lokale der Registratur stieß man auf ein noch
kostbareres Objekt, nemlich auf das ganz untadelhaft erhaltene Closet

1 einer Gräfin Fugger, das seine Erhaltung lediglich dem Umstande
verdankt, daß man es bisher zur Aufstapelung der Aktenstöße be-
nutzte. Es fand sich in der Ecke des Saales, welcher zur Regi-
! stratnr verwendet war, festgemacht so zwar, daß es von 2 Seiten
j frei stand und die Fensterseite wirklich in die Fensternische eingesetzt
war. Es ist ein prachtvolles kleines Gemach und sind die Wände
sowie die kuppelförmige Decke mit reicher Holzschnitzarbeit im reinsten
Renaissancestyle geziert und ist die Arbeit mit einer Eleganz durch-
geführt, welche der besten italienischen würdig an die Seite gesetzt
werden kann.

Doch geben wir eine kurze Beschreibung!

Das Closet bildet ein vollständiges Quadrat von einer Seiten-
länge von 7' und einer Höhe bis zur Deckplatte der in den 4 Ecken
stehenden und auf mit Laub geschnittenen Consolen ruhenden Säulen
von 11'. Diese Ecksäulen sind kanellirt, haben korinthisches Kapitäl
und befinden sich hinter jeder derselben zwei ebenfalls kanellirte
korinthische Lissenen, welche im rechten Winkel aufeinanderstoßen.

lieber den Säulen zieht sich ein Gesims und Deckenfries hin,
darüber erhebt sich eine Kuppel. Wo diese anhebt, zeigt sich
an jedem Ecke eine Halbkugel als Verzierung eingelassen, dann
beginnt die Wölbung von 1' Höhe, in welcher sich jedoch 10 quad-
ratische Füllungen befinden, deren jede eine Rosette in der Mitte
! hat; darüber wieder ein Gesims mit geschnittenem Ornamenten-
I stab, dann folgt die Hängplatte mit je 4 Trägern. Den Abschluß
der Decke bildet eine quadratische glatte Füllung in Form eines
Kreuzes, dessen Jnnenraum 5 Rosetten ausfüllen, während sich an
den 4 Ecken erhabene Füllungen mit je einer Rosette zeigen.

Die Eingangsthür trägt als architektonischen Schmuck den Giebel,
darunter Platte und Aufsatz, welche Consolen mit geschnittenem Laub,
auf Lissenen, ruhend, tragen. Die Verkleidung der Thüre ist eben-
falls zierlich geschnitten, zu beiden Seiten derselben aber findet sich
je eine Nische und darüber je eine runde Füllung mit geschnittenen
Kehlstößen. Dieser nämliche architektonische Schmuck wiederholt sich
an den beiden Seitenwänden, nur ist an der Westseite statt der Thüre
eine bogenförmige Nische 4' 5" hoch und 2' 9" breit, die auch am
Sockel in einem Viertelbogen ausladet, während an der Ostseite
der Rundbogen nur eine glatte Füllung hat. Beide tragen oben
am Bogen eine muschelförmige Zierung; die 2 Seitennischen finden sich
auch hier wieder. .

Die Fensterbrüstung ist bogenförmig mit Karnies und Kehlstößen
und ist auch hier geschnittenes Laub als Ornament angewendet.

Die beigegebenen Abbildungen geben ein wenn auch nicht voll-
kommenes Bild dieser vortrefflichen Arbeit deutschen Kunstgewerbfleißes.

Eine Sorte französischcr Galanteriewaaren.

— HI. „Francois Tomps de Lyon, au dey d’Alger articles
orienteaux“ lautet jene auffallende Firma in der Maximiliansstrasse
hier in München, an deren Schaufenstern das Publikum vielfach
stehen bleibt und deren Ankündigungen in den Tagesblättern mit
fein kaufmännischer Spekulation auf die schwache Seite der Deutschen
berechnet sind, das Ausland und besonders Frankreich in Bezug
ans seine industriellen Erzeugnisse anzustaunen, ohne den Werth der
eigenen Leistungen aus diesem Gebiete richtig zu schätzen. Ein Blick
auf die ausgestellten Gegenstände läßt sofort erkennen, daß sie
theilweise, z B. die Goldornamente ans den Damenumhängen, der
Metallschmuck an den türkischen Pfeifen oder die plaleaux du Maroc
avec coquetiers — zu deutsch einfach: Teller oder Platten mit
Eierbechern in marokkanischen Geschmacke — auf einfache, aber ober-
flächliche und gerade nicht sehr dauerhafte Weise hergestellt worden
sind. Die Goldornamente sind, statt mit der Hand gestickt mit
Gold aufgedruckt, die Metallverzierungen der Pfeifen, die Teller
und Eierbecher und ihre Ornamente aus dünnem Bleche mittelst Stanzen
gedrückt und mit der Hand, verschiedenen Stempeln und Farben
(weiß, schwarz, blau, roth und grün) in flüchtiger Weise noch reicher
ausgestattet. Allein alle diese technischen Unvollkommenheiten ver-
 
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