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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 19.1869

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Kuhn, ...: Schmuckgegenstände aus dem 16. u. 17. Jahrhundert: aus dem bayerischen Nationalmuseum
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Chronik des Vereins
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Beschreibung der Kunstbeilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9045#0022

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Weiß, blau, roth und grün. Die Arbeit scheint wegen der ver-
wandten Formen auf den oben angegebenen Meister schließen zu
lassen.

3. Ein Petschaft von vergoldetem Silber mit kleinen Sma-
ragden, Türkisen und Rubinen geziert, 6 Centimeter hoch; zum
Siegel selbst ist ein großer Amethyst verwendet.

Ans einem Piedestal — einer von 4 ausgeschweiften Füßen
getragenen Platte mit eingravirten Carrvs — steht ein sich auf-
bäumendes Pferd, das ziemlich gut modellirt ist. Dieses ranken-
artige Fußgestell ist in seinen schmalen Kehlungen blau mit weißen
Streifen emailirt. Unten, wo die Platte verjüngt aufsitzt, zeigt das ran-
kenartige Fußgestell kleine Rosetten von weißem und rothem Email;
ebenso waren früher die an den Enden der Platte herabhängenden
Blätter emailirt und es zeigen die noch vorhandenen Spuren, daß
die blaue und rothe Farbe abwechselte. Das rankenartige Fußgestelle
läuft in eine halbe Volute aus, die den Amethyst an den 4 Seiten
festhält. Die verschiedenen Steine sind an der Verbindung dieser
Voluten eingesetzt. Blattwerk und Voluten sind leicht gravirt. Um
die Mitte des Leibes trägt das Pferd einen Gurt von Rubinen und
Türkisen.

4. Filigranarbeit von Silber, Doppelrahme mit den ver-
goldeten Büsten des Erlösers und der Madonna. Die auf beiden
Seiten ganz gleiche Umrahmung ist an den Ausbiegungen zusammen-
gelöthet.

Augsburger Arbeit.

5. Kleiner Goldschmuck. Die 8 kleineren Beeren in den
Ausläufen der äußeren Ornamente sind dunkelblaues Email; die
4 größeren von spiralförmigem Gold umgebenen Scheiben haben im
Innern weißes Email, welches als Unterlage für kleine Steine
diente, die jetzt ausgebrochen find. Die Mitte ziert ein kleiner Türkis.

6. Kleiner Goldschmuck. Die Innenseiten der schüssel-
förmigen durchbrochenen Unterlage zeigen schwarzes Email mit
weißen Rosetten; die Mitte ziert eine Perle.

Chronik des Vereins.

Nachdem der Kunstgewerbeverein sich durch seine beiden Vorstände
an den Verhandlungen, welche in Nürnberg in Betreff des neuzugrün-
denden bayerischen- Gew'erbemuseums gepflogen wurden, betheiligt
hatte, wurde-in- einer Generalversammlung des- Vereins- der Be-
schluß gefaßt, mit der neuzubegründenden Anstalt, welche durch
fruchtbare Wechselwirkung mit den Vereinen des Landes der vater-
ländischen-Industrie Zeinen neuen Aufschwung verspricht , in that-
sächliche Verbindung zu - treten. — Hr. Fürst Fugger hatte die
Güte, in -bät Räumen des Nationalmuseums, welche dem Kunst-
gewerbeverein-für seine Ausstellungen überlassen sind, die Photo--
graphischen--Abbildungen- seines Hausschatzes ausstellen- zu lassen.

Beschreibung der Kunstbeilagen.

Heft 5. Blatt 1. Motiv zu einer Albumdecke von I. Schmädel.

Es. .liegt schon in dem Worte Motiv die Verschiedenartigkeit
der Zwecke, ..zu. welchen das beiliegende. Kunstblatt dienen kann.
Das Gegebene.ist also.absichtlich ohne direkte Bestimmung entworfen,
um eben.die vielseitigste Verwendung desselben möglich zu machen.
Es. kann gedacht, werden als Lederpreßarbeit, als eine durch Guß
hergestellte. und aufgesetzte . Imitation getriebener Metallarbeit, oder
für eine kostbarere Ausstattung. und für einen größeren Maßstab
als Elstnbeinschnitzarb.eit,.. entweder an relief auf Platten oder
durchbrochen, auf Sammtunterlage rc. — Es soll eben ein ornamen-
tales Mgtiv gegeben sein, welches durch Abänderung zu ver-.
schiedenen.Gegenständen, des Knnstgewerbes angewendet werden
könnte, wie z. B, . zu einem Plafond in Stuck, indem die durch

die Profilirung eingeschlossenen Flächen im Quadratinhalt vergrößert
und das Ganze den jeweiligen Längen- und Breitenverhältnissen
angepaßt würde. Für eine Albumdecke lagen der Composition
folgende Gedanken zu Grunde. Es soll das Album kein Photo-
graphie- sondern ein sogenanntes Erinnerungs-Album sein, das den
Zweck hat einzelne Mottos, Denksprüche, Gedichte zu beherbergen;
und es soll schon auf dem Deckel eine kleine Charakteristik der ge-
wöhnlichen Stammbuchblätter enthalten sein. Der für den Besitzer
oder die Besitzerin eines Albums werthvollste Theil wird Wohl
jener sein, den der kleine Gott, der eben deßhalb in der Mitte
der ganzen Composition seinen Platz angewiesen erhielt, diktirt hat.
An diesen Theil des Albums reihen sich dann die anderen Ergüsse
gemüthvoller und freundschaftlicher Natur, die in Amorettenfigürchen,
welche sich in den die Mitte umgebenden Arabesken aufhalten, ihren
Ausdruck finden sollen. Daran schließen sich jene Kinder froher
Laune an, welche durch Witz und Satyre die Würze eines jeden
Albums bilden und welche repräfentirt werden - durch die kleinen,
faunartigen Figürchen, die sich aus den Umrahmungen oberhalb
und unterhalb der Mittelfüllung und an den Ecken des Deckels
herausarbeiten; die im Mittelstück aus der Umrahmung herauswach-
senden Arabesken, welche in bizzarenPhantasieköpfen endigen, sollen die
launenhaften und oft jegliche Gedankenassoziation entbehrenden Ein-
fälle witziger Geister charakterisiren. Die au den Enden der Eck-
und Mittelverzierung von allen Seiten hervorspringenden Frösche
sollen endlich die wässerigen Geisteskinder der haufenweise auftre-
tenden sogenannten guten Freunde und Bekannten zur Darstellung
bringen, welche gleichsam als Sumpfgeschöpfe um den geift- und
witzreichen Theil des Stammbuches umherwimmeln.

Um ferner dem Zwecke eines Albums Ausdruck zu geben, find in
den beiden länglichen Seitenfüllungen je zwei Amoretten angebracht,
die eine eherne Tafel als Symbol der Erinnerung halten. — Das
Ganze könnte leicht für einen Speisesaal umgearbeitet werden. Dann
müßte statt des fackelschwingenden Amor in der Mitte ein Koch
stehen, der mit gewichtigem Dirigentenstabe die ihn umgebenden
Küchenjungen regiert. In den 4 Ecken könnten die 4 Jahreszeiten
als die Spenderinneü der verschiedenartigen Speisen, oder auch die
Jagd, Gärtnerei, Fischerei rc. dargestellt werden. — Für ein Schlaf-
zimmer könnte man das Märchen vom Dornröschen verwerthen.
Dornröschen in der Mitte würde von den verschiedenen Rittern,'
die sich um sie bewerben, umgeben sein; in den Ecken und Seiten-
füllungen wären andere Seenen aus demselben Märchen darzustellen.
So sollte hier gezeigt werden, wie von einem Motiv auf viele
andere übergesprungen werden kann und damit ist auch der Zweck
des beiliegenden Kunstblattes-verdeutlicht.

Heft 5. Blatt 2. Details zum Fuggerstübchen ausgenommen und
autographirt von G. Schneider. Siehe die Beschreibung im
vorigen Doppelheft.

Heft 6. Blatt 1. Der kleine in die Mauer eingelassene Schrank
von F. Barth kann beliebig tief sein. Derselbe wäre aus
dunkelgebeiztem und polirtem Fichtenholz zu verfertigen; die
Ornamente sollen aus Lindeuholz geschnitzt und auch dunkel
gebeitzt werden. Die beiden Schilder am Aufsatz mit dem
Wappen und Emblemen des etwaigen Bestellers sind zu be-
malen. Die an den Thürey befindlichen Arabesken sollen
mit den Figuren, welche sie umranken, auf Goldgrund ge-
malt werden. Diese Figuren (der Faule, der sorgenvolle
Hunger und der Krieg) erklären sich durch die in der Mitte
befindliche Inschrift. Im Ganzen wäre auf harmonisches.
Zusammenwirken der Architektur mit den Bildern zu sehen.

Heft 6. Blatt 2. Schmuckgegenstände aus dem bayerischen National-
Museum aufgenommen und autographirt von G. Schneider.
Die Beschreibung derselben ist in dem obenstehenden Aufsatz
über diese Gegenstände enthalten.

Redistrt unter Verantwortlichkeit des Redaktionsausschuffes von Dr. Lichtenstein. — Kgl. Hofbuchdruckerei von vr C. Wolf & Sohn.
 
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