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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 19.1869

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Mecklenburg, A.: Dekorationsweisen oberbayerischer Bauernhäuser
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Schmädel, Josef von: Ueber eine neue Erfindung auf dem Gebiete der Farbentechnik
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Neue Brocate (Kristallfarben aus Mica)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9045#0029

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genen Ortschaften besucht, wohin noch nicht die sogenannte Civili-
sation unseres Jahrhundertes soweit sie sich im Baufache kundgibt,
gedrungen ist. Für die Bemalung des Holzwerkes will ich nur
folgende Orte anführen: Farchant bei Partenkirchen, Hohen-Schäftlarn
und Icking bei Ebenhausen und Wolfrathshausen, Holzkirchen, Gmund
bei Tegernsee, Egern, Agathcnried zwischen Miesbach und Schlier-
see , Aising bei Rosenheim, für die des Mauerwerkes: mehr oder
weniger ebenfalls obengenannte Orte; ferner: Garmisch, einzelne
Bauernhäuser an der Strasse zwischen Holzkirchen und Tegernsee,
Rottach, Fischhausen am Schliersee, Oberaudorf. Leider habe ich
bisher keine Gelegenheit gehabt, weitere Orte als die obigen zu be-
suchen, allein ich bin fest überzeugt, daß es wenige Orte in der
ganzen bayerischen Gebirgskette von Lindau bis Salzburg entlang
geben wird, wo man für obiges Thema nicht Beispiele genug
findet. Manche Leser werden vielleicht fragen, wie es möglich sei,
jene oft unförmlichen, plump ausgeführten Bemalungen der Auf-
merksamkeit des großen Publikums zu empfehlen, da sie zur Nach-
ahmung doch sicherlich nicht geeignet seien? Meine Absicht ist bei
diesen Zeilen auch durchaus nicht, jene Schöpfungen naiv denkender
Menschen direkt als nachahmungswerthe Vorbilder zu empfehlen,
wohl aber das innere Wesen dieser Malerei, welches selbst häufig
in der phantasiereichen sogenannten Zopfzeit, das mit dem einzig
und allein für diese Art der Malerei richtigen Prinzipe der Flach-
malerei zusammenfällt oder wenn es so faßlicher ausgedrückt sein sollte,
mit dem Prinzipe der durch Patronirung herzustellenden Bemalung aber
nicht mit dem einer Bemalung, durch welche die Linien mit Licht-
und Schattenwirkung versehen werden. Die empfohlene Art läßt
das Ornament und die Wandfläche als in einer Ebene liegend
erscheinen, und ersteres bildet dann nicht scheinbar vorspringende
gerundete Theile der Flächen, denn die versuchte Täuschung des AugeS
wird ja doch nie erreicht und wirkt dann nur unangenehm. Nehmt
dieses fruchtbare lebensfähige Element, macht es lebendig durch
eure reiche Phantasie und grössere Gewandtheit in der Zeichenkunst
und ihr habt ein Element von Neuem ins Leben gerufen, welches
fähig ist, eure langweiligen Strassen und Landhäuser so umzuge-
stalten, daß sie uns Alle auf das Angenehmste berühren. Die
sogenannten Erlanger- und die Temperafarben widerstehen den hie-
sigen klimatischen Verhältnissen wenn auch das Gegentheil davon so
häufig noch behauptet wird.

lieber eine neue Erfindung auf dem Gebiete der
Farbentechnik

von I. v. Schmädcl.

Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß sich in neuerer Zeit in der
Architektur und Kunstindustrie immer mehr der Drang nach Farben-
wirkung fühlbar macht. Schon häufig ist in früheren Artikeln
dieser Zeitschrift der ausgiebigeren Anwendung der Farbe das Wort
gesprochen worden, um jene trostlose Monotonie, die fast alle ar-
chitektonischen und kunstindustriellen Producte der vergangenen
Dezennien kennzeichnet, zu beseitigen. Zahlreiche Versuche wurden
von Männern der Wissenschaft sowohl, als auch von Technikern
der Malerei gemacht, um ein dauerhaftes und dadurch lohnendes
Material für die praktische Durchführung jener erfreulichen immer
energischer zum Ausdrucke gelangenden Ideen herzustellen. (Wir
verweisen nur auf die großen Verdienste, welche sich Pettenkofer
um diese Sache erworben hat). Doch alle diese Versuche, wiewohl
sie schon zu den günstigsten Resultaten geführt haben, leiden an
dem einen Nachtheil, daß sie für die Anwendung zu theuer sind,
als daß sie allgemein, was doch gerade von größter Wichtigkeit ist,
benützt werden könnten. Außerdem ist es gewöhnlich auch ein sehr
komplicirtes Verfahren, das den verschiedenen neueren Erfindungen
auf diesem Felde zu Grunde liegt. Einem unserer Mitglieder,
Herrn Maler Anton Ortner ist es nun nach zehnjährigen Versuchen
gelungen, eine Farbenkomposition herzustellen, die der Eigenthüm-
lichkeit ihrer Eigenschaften halber von größter Bedeutung werden

dürfte. Die Farben, die er in allen Nuancen herzustellen im Stande
ist, sind nicht nur bei ihrer gewöhnlichen Anwendung zum Anstrich
auf Mauern, Holz, Cement, Gyps, Pappe etc. sehr dauerhaft und
sogar waschbar, sondern sie können auch, was gewiß als ein Be-
weis für ihre Güte gelten kann, auf ebenem Grunde gleichviel
welchen Materials so fest aufgetragen werden, daß sie geschliffen
und polirt werden können. Sie haben dabei den Vortheil außer-
ordentlicher Billigkeit; denn bei ihrer gewöhnlichen Anwendung
zum Anstrich und zur Malerei kosten sie weniger als Oelfarbe,
und geschliffen ist der Quadratfuß je nach Art der Fläche und der
Malerei um 12—30 kr.südd. W. herzustellen. Herr Ortner zeigte
in einer Abendsitzung des Vereinsausschusses verschiedene Platten
von Holz, Thon, und Gyps, von denen die einen nach Art der
pompejanischen Wandmalereien, die anderen als Imitation von
Marmoren im Schliffe hergestellt waren. Er wollte damit zeigen,
wie einerseits etwas Aehnliches wie die alten Glanzmalereien der
vielberühmten Fundgruben Süditaliens in einfacher Weise mit der
ihnen eigenen Frische und Lebendigkeit des Tones zur Ausführung
gebracht werden könne, und wie anderseits durch seine Erfindung
ein Ersatz geboten wäre für den theuren Gypsmarmor und den
schlechten Stukkolustro.

Aus diesen kurzen Notizen ist leicht zu ersehen, daß jene
Farben von größter Bedeutung werden können, wenn man bedenkt
daß sie die Wände monumentaler Bauten mit herrlichem
Glanze durch die brillantesten Töne zu schmücken im
Stande sind, daß sie ferner Gasthöfe, Caffee's, Tanzsäle, Condi-
toreien rc., ohne große Kosten in ungewobnten Luxus kleiden, daß
sie auch für Theater, öffentliche Festlichkeiten rc. waschbare De-
korationen, und für Facaden, Zimmer, Küchen, Gänge rc. wasch-
baren Farbenschmuck bieten und so auf vielseitige Anfragen mit
ebenso entsprechender Vielseitigkeit zu antworten wissen. — Es ist
gewiß ein Verdienst, eine solche Erfindung gemacht zu haben; doch
eine Erfindung ohne Anwendung wird ohne Bedeutung bleiben;
daher ist es zu begrüßen, daß ein Mitglied unseres Vereines Herr
Inspektor v. Miller sich entschlossen hat, der gemachten Erfindung
auch zur Anwendung zu verhelfen, indem, die Stiegenhauswände
seines im Umbaue begriffenen Wohnhauses mit Ortners Glanzmalereien
geziert werden sollen. Es ist für neue Erfindungen ein solches
„Unter die Arme greifen" von Seiten kunstsinniger Männer von
großer Bedeutung, und bei dem gewöhnlich gegen jede Neuerung
herrschenden Borurtheile als großes Verdienst anzurechnen.

So wie wir hören, sieben bereits auch in Frankfurt größere
Aufträge in Aussicht und sind so die Chancen für die „Fabrik Pom-
Pejanischer Farben," wie Ortner sein neues Unternehmen getauft
hat, als günstige zu betrachten. Möchte seine Erfindung endlich
unsere aschgrauen Modefarben verschwinden machen und einer le-
bensfrischen, farbenreichen Zukunft die Bahn brechen helfen.

Neue Brocate (Krystallfarben aus Mica.)

(Aus dem bayerischen Industrie und Gewerbeblatt.)

Unter diesem Namen kommen in neuester Zeit aus der Fabrik
G. Rotter in Amberg Glimmerfabrikate in den Handel, welche
sowohl durch die Schönheit ihrer Farbenerscheinungen als auch
durch die Vielseitigkeit ihrer Anwendung für unsere Industrie von
Bedeutung werden möchten.

Diese Brocate sind im Allgemeinen für die meisten Metall-
Holz-, Glas-, Papp-, Galanterie-, Spiel- und Nutzgegenstände,
dann in der Blumen-, Buntpapier-, Tapeten-, Siegellack- und Ge-
latinfabrikation, in der Schreinerei und Malerei, überhaupt da,
wo bislang die bekannten Bronzen Anwendung finden, verwendbar.
Gegen Wasser, die verschiedensten Bindemittel, Lacke, gegenSchwefel-
ausdünstungen verhalten sie sich neutral, Eigenschaften, welche den
Metallbrocaten abgehen; die neueren Silberbrocate widerstehen
sogar den stärksten Agentien und erleiden selbst der Glühhitze aus-
 
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