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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 19.1869

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Notiz über die Londoner Ausstellungen im Jahr 1871 und im Jahr 1870
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Beschreibung der Kunstbeilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9045#0038

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Wasserfarben, Emails, Porzellan u. s. w. 2. Bildhauerei in Mar-
mor, Holz, Stein, Terracotta, Metall, Elfenbein und andern Ma-
terialien. 3. Kupferstiche, Photographien, Lithographien, re. 4. Ar-
chitektonische Zeichnungen und Modelle. 5. Tapisserien, Stickereien
Spitzen u. s. w. 6. Zeichnungen für dekorative Erzeugnisse aller
Art. 7. Copien alter Gemälde, Emails, Gypsabgüße, Elektrotypen
schöner alter Kunstwerke.

II. Wissenschaftliche Erfindungen und neue Entdeckungen aller

Art.

III. Manufakturen: 1. Töpferwaaren aller Art, einschließ-
lich der beim Häuserbau gebrauchten, nämlich irdene Maaren,
Steingut und Porcellan u. s. w. mit den betreffenden Ma-
schinen und Prozessen zur Herstellung solcher Maaren. 2.
Mollwaaren und Kammwollzeuge nebst den Rohproducten und
Maschinen zur Verarbeitung derselben. 3. Erzeugnisse zur För-
derung der geistigen und körperlichen Erziehung, nemlich a., Schul-
gebäude, Einrichtungen und Möbel; d., Bücher, Atlasse, Globen
u. s. w.; c., Geräthschaften für körperliche Ausbildung einschließlich
von Spielwaaren; ck., Proben und Illustrationen der Unterrichts-
methoden in den schönen Künsten, Naturwissenschaften und Natur-
geschichte.

In den Classen II und III dürfen die Producenten Proben
von jedem ihrer Fabrikate ausstellen. '

Die einzelnen Gegenstände werden den obigen Classen zuge-
theilt werden, und fällt die früher bei Weltausstellungen stattge-
habte Unterscheidung in Nationalitäten weg. Ein Drittel des ge-
sammten Ausstellungsraumes wird indessen ausschließlich fremden
Ausstellern reservirt bleiben, welche von ihren betreffenden Regier-
ungen mit Certifikaten behufs Zulassung ihrer Ausstellungsgegen-
stände versehen sein müssen, während die übrigen zwei Drittel für
Erzeugnisse Großbritanniens und Irlands, sowie für diejenigen aus-
ländischen Erzeugnisse bestimmt sind, welche direkt eiugeschickt und
dem Urtheil der für die britischen Aussteller ernannten Richter
unterzogen werden.

Die Sorge der äußeren Ausstattung ihrer Gegen-
stände wird den Ausstellern abgenommen werden,
da die Commission die nöthigen Glaskästen re. kostenfrei beschafft
und die Aufstellung — mit der einzigen Ausnahme von Maschinen
durch ihre eigenen Beamten besorgen läßt.

Zum Schutze der Interessen der Aussteller sollen Agenten er-
nannt werden ; für etwaige Beschädigungen ist die Commission nicht
verantwortlich, wird aber die größte Sorgfalt für deren Vermeidung
beobachten.

Jeder Ausstellungsgegenstand darf den Preis und muß einen Zettel
mit dem besonderem Grunde .(Originalität, Billigkeit, Ausgezeich-
netheit re.), weßhalb er zur Ausstellung geschickt wurde, an sicht-
barer Stelle tragen. Unmittelbar nach Eröffnung der Ausstellung
sollen Berichte über dieselbe vorbereitet und im Laufe des ersten
Monats veröffentlicht werden. Jedes fremde Land darf einen offi-
ziellen Berichterstatter für jede Classe, in der Erzeugnisse des be-
treffenden Landes ausgestellt sind, accreditiren, damit er an der
Anfertigung dieser Berichte theilnehme. Preise werden nicht ver-
theilt; dafür erhält jeder Aussteller das Certificat über die Aus-:
zeichnung, zur Ausstellung zugelassen worden zu sein. Der
Catalog wird in englischer Sprache veröffentlicht werden, doch
soll es jedem fremden Lande sreistehen, einen Catalog in seiner ei-
genen Sprache herauszugcben.

Wie wir aus anderen Blättern entnehmen, wird der Londoner
Weltausstellung vom Jahre 1871 eine internationale Arbeiteraus-
stellung im Jahre 1870 vorausgehen. Vorbereitungen hiezu werden
nicht allein in Europa, sondern auch in Asien und Afrika getroffen.
In allen Ländern des Continents bilden sich zahlreiche Ausschüsse,
so daß die Ausstellung alle Aussicht auf reiche Beschickung hat.

Beschreibung der Kunstbeilagen.

Heft IX. Blatt 1. Schreibtisch von F. Barth. Dieser Schreib-
tisch soll aus gebeiztem und polirtem Eichenholz gearbeitet
werden. Die Ornamente an den kleinen Schubladen sind ein-
zulegen. Der Tritt wird polirt, der Grund aber für die Or-
namente wird herausgeschnitten und gebeizt.

Blatt 2. Schlosserarbeiten aus dem 15. Jahrhundert, welche
sich zum Theil im Nationalmuseum, zum Theil im Privatbesitz
befinden, autographirt von A. Seder.

Heft X Blatt 1. Nähmaschine von I. von Schmädel,

Mit diesem Blatt wird der Versuch gemacht, eine durchaus
moderne Erfindung und Construktion künstlerisch zu veredeln. So
wie das Wort „Maschine" bei irgend welchem Gegenstände eine
Rolle zu spielen hat, handelt es sich gewöhnlich der Hauptsache
nach um spcciell praktische Zwecke. Man hat es also mit Formen
zu thun, die der Zweckmäßigkeit halber in ihren gegebenen Ver-
hältnissen unverändert bleiben müssen. Es ist daher nur die Eine
Möglichkeit gegeben, diejenigen Theile einer Maschine, welche eine
Umgestaltung der Form gestatten, kunstgewerblich zu behandeln.
Bei der vorliegenden Aufgabe sind es also die beiden Fußgestelle,
die Tischplatte und das Kästchen zum Schutze der Maschine, welche
eine mehr oder minder günstige Gelegenheit für die künstlerische
Behandlung darbieten. Da diese Theile die hervorragendsten der
Maschine sind, so ist die dekorative Behandlung derselben um so
gerechtfertigter. Der ganzen Eompositiou liegt das Gedicht von Kopisch
„die Heinzelmännchen zu Grunde. Die hieher gehörige Stelle lautet so:
Einst hat ein Schneider große Pein:

Der Staatsrock sollte fertig sein,

Warf hin das Zeuch und legte sich
Hin auf das Ohr, und pflegte sich.

Da schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch;

Und schnitten und rückten
Und nähten und stickten
Und faßten
Und paßten

Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten.

Und eh' mein Schneiderlein erwacht:

War Bürgermeisters Rock bereits gemacht.

Es ist das unserer Ansicht nach eine jener Ideen, welche am
Besten die merkwürdige Vollkommenheit, welche die Dienstleistungen
der Nähmaschine in der Neuzeit erlangt haben, in poetischer Deutung
versinnlichen. Am Deckel des Kästchens liegt faul der schlafende
Schneider, die Wände desselben geben in Holzmalerei die Worte
des Dichters in den Gestalten wieder. Die Heinzelmännchen nähen,
schneiden, bügeln, halten Leuchter u. f w., auf daß der Staatsrock
mitallem Zubehör seiner Vollendung entgegengebracht werde. An den
Fußgestellen hebt ein. int Verhältnisse zu den andern riesenhaftes
Heinzelmännchen mit allen Kräften die Achsenlager des Schwung-
und Drehrades, während seitwärts ein anderes den Gummiball
zum Bremsen anhält, um so das Rückwärtslaufen des Rades zu
verhindern; unten ist ein solches Männchen bemüht, das Achsen-
lager des Trittbrettchens nicht aus den Händen zu lassen, während
vier seiner Collegen die ganze Maschine auf ihrem Rücken tragen.

Die Fußgcstelle sind aus Bronceguß herzustellen; das Kästchen
wird aus Holz geschnitzt und bemalt, oder es werden bemalte Blech-
Porzellan- oder Elfenbein-Platten eingelegt. Auch könnte das Käst-
chen durchgehens als Schnitzarbeit behandelt werden. Die Tafel
des Tischchens ist schwarz polirt, mit Goldverzierung versehen. Das
Schublädchen wird ähnlich wie das Kästchen behandelt; ein altes
Heinzelmännchen ist hier bemüht, einen Knäuel aufzuwickeln, auf
daß der Inhalt des Schublädchens nicht zu Ende gehe.

Blatt 2. Auf schwarzgcfärbtem Linnen hochgestickter Teppich aus
dem Jahr 1625 (aus dem bayerischen Nationalmuseum) auto-
graphirt von Adolph Seder.

Rcdigirt unter Verantwortlichkeit des Redaktionsausschusses von vr Lichten st ein. — Kgl. Hofbuchdrucker ei vru vr. C. Wols & Sohn.
 
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