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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 19.1869

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Neue Brocate (Kristallfarben aus Mica)
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Die Maximilian-Stipendium-Stiftung
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Chronik des Vereins
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Beschreibung der Kunstbeilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9045#0030

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gesetzt, keine Veränderung. Eine weitere ausgezeichnete Eigenschaft
dieser Brocate ist, daß dieselben mit keinen der Gesundheit schäd-
lichen Substanzen versetzt sind, und daß sie sehr leicht und billig
in den verschiedensten Nuancen herzustellen sind. Beim Austragen
der neuen Brocate auf irgend welche Körper ist es gut, diese mit
einer dem aufzutragenden Brocate ähnlichen Farbe anznstreichen, und
zwar reibt man diese Grundfarben bei Körpern, welche der Feuch-
tigkeit nicht ausgesetzt sind mit Glycerinleim (4 Theile Leim, 1 Theil
Glycerin) ab, bei Gegenständen aber, welche der Witterung wider-
stehen sollen, ist ein Oelanstrich zu empfehlen.

Auf diesen Untergrund werden nun, wenn er erhärtet ist, die
Bindemittel für die Brocate aufgestrichen, welche im ersten Falle
aus concentrirtem Glycerinleim, im zweiten jedoch aus Damar- oder
Hellem Copal-Lack, Sandaraclack oder Dicköhl bestehen, wobei be-
merkt wird, daß der in Anwendung kommende Lack so weit schon
getrocknet sein muß, daß er nur noch zieht. Alsdann wird eine
genügende Menge von Brocat darüber gesiebt, '/4 Stunde lang
stehen gelassen, mittelst einer Bürste der Ueberschuß von Brocat
weggenommen und das Anhaftende mit einer Walze angedrückt.
Ihrer guten Eigenschaften wegen haben sich diese neuen Fabrikate
schon in der Tapeten- und Buntpapier-Fabrikation sowie in der
Gewerbcdruckerei Eingang verschafft. (Als Unter- und Zwischen-
lagen bei der farbigen Gelatin.)

Auf Glas erzielt man damit sehr schöne Erscheinungen, welche
namentlich für Firmen und Glasbuchstaben, sowie als Hintergrund
für Etageren, Glasschränke u. dgl. Anwendung finden dürften.

Die verschiedensten Metallgegenstände, namentlich Metallfignren
und Gußgegenstände gewinnen durch einen Ueberzug mit diesen
Brocaten an schönem Aussehen und an Dauerhaftigkeit.

Die Maximilians-Stipendien-Stiftung.

Als nach dem Tode des Königs Maximilian, welcher einen
so trefflichen Willen für die Hebung seines Volkes durch Kunst
und Wissenschaft zeigte, das bayerische Volk das Andenken seines
Fürsten ehren wollte, wurde durch eine aus dem ganzen Lande
beschickte Delegirtenversammlung beschlossen, dem König nicht nur
ein ehernes Denkmal sondern auch durch die ununterbrochene För-
derung schöpferischer Kräfte ein lebendiges Denkmal zu setzen, welches
ebenso wie das eherne für die Dauer an ihn erinnern soll. Da
der König durch die Gründung des bayerischen Nationalmuseums
gezeigt hatte, wie sehr ihm daran gelegen war, daß das Kunstge-
werbe gepflegt werde, so beschloß man ein Capital von 110,000 fl.
für eine „Maximilians-Stipendien-Stiftung für kunstgewerbliche
Zwecke" zu bestimmen. Dieser Stiftung wurde vor einiger Zeit
die landesherrliche Bestätigung crtheilt. Die Stipendien zerfallen
in Schulstipendien zu 290 fl. und in Reisestipendien zu 400 fl.;
letztere können nur ein Jahr, erstere höchstens zwei Jahrelang von dem
nämlichen Schüler bezogen werden. Die Stipendien werden durch
das Cultusministeriüm auf Vorschlag des Lehrercollegiums der be-
trcffcnden'Ktmstgewerbeschule verliehen. Mögen in der Folge recht
viele junge schöpferische Kräfte durch diese Stiftung'gefördert werden
und zum Aufschwung der bayerischen Knnstindustrie das Ihrige
beitragen!

Chronik des Vereins.

In diesem für München so wichtigen Ausstellungssommer ver-
anstaltet auch der Kunstgewcrbeverein eine größere Ausstellung in
den Räumen des Nationalmuseums, über welche seinerzeit in dieser i
Zeitschrift Bericht erstattet werden soll. Das Stipendium, welches I
der treffliche, für die Bereinsintereffen so aufopferungsfähige Künstler
Habcnschaden ausgesetzt hat, erhielt durch Beschluß des Ausschusses
Hr. Zepp, welcher sich in dem Zeichnungssaal des Vereins und in
der Schule des Hrn. Professor Knoll als tüchtige Kraft bewährt.

Beschreibung der Kunftbeilagen.

Heft 7. Blatt 1 und 2. Dejeunerservice in Porzellain für zwei
Personen; die Ornamente und Linien sind ohne Contur aus
den aufgetragenen Farben zu radiren; Medaillons und
Blumen werden aufgemalt; das Ganze ist im Renaissance-
charakter des 16. Jahrhunderts entworfen von Adolph
Seder.

Heft 8. Blatt 1. Mantel aus grünlasirtem Thon für einen Ofen,
welcher von Hohbach nach dem neuen Prinzip der Feuerung
von Oben nach Unten construirt ist. Eine Abbildung der
inneren Construction ist beigefügt. Die 4 Figürchen
stellen die Wintermonate November, Dezember, Jänner, Fe-
bruar dar. Der Ofenmantel ist entworfen und autographirt
von Anton Seder.

Mit diesem Ofenmantel wird der Versuch gemacht, für
eine ganz neue Construction die künstlerische Form zu ge-
winnen. Um das Feuerungsprinzip, welches jener Construc-
tion zu Grunde liegt, einigermaßen dem Verständniß näher
zu rücken, sei aus der Hohbach'schen Schrift, welche „Feuer-
ungsprinzipien und Formen" betitelt ist, mehreres hier mit-
getheilt. Der Verfasser schreibt: „In den meisten Fällen
wird in dem Heizraume auf dem Roste ein Feuer ange-
bracht, auf das sofort das Brennmaterial zu liegen kommt.
Durch die vermittelst dieses Feuers bewirkte Erwärmung
der über diesen aufgeschütteten Kohlen lösen sich die in ihnen
befindlichen Gase, und steigen in Gestalt von Rauch und
Ruß in den Kamin und sind für die Feuerung verloren.
Bringen wir entgegengesetzt, nachdem der Feuerraum mit
Kohlen angefüllt ist, das Feuer auf demselben an, und ge-
schieht die Verbrennung von oben nach unten, so befindet
sich auf der Oberfläche eine constante Flamme oder Glut
und alle freiwerdenden brennbaren Gase müssen durch diese
steigen und in Folge dessen zur vollständigen Verbrennung
gelangen. Es wird somit bei dieser Art der Verbrennung
eine reine Vergasung der Kohle mit constanter Flamme be-
wirkt und somit selbstverständlich, sobald das zum Anzünden
angewandte wenige Holz verbrannt und bei der obersten
Kohlenschichte die Vergasung eingetreten ist, jede Rauchent-
wicklung vermieden.

An einer andern Stelle der Hohbachschen Schrift heißt
es: die Ersparniß an Brennmaterial bedingt zwei verschie-
dene Umstände, a. Die vollkommenste Ausnützung der im
Brennmaterial befindlichen brennbaren Stoffe und b. die
Erhaltung der erzeugten Wärme für den Heizraum. Der
Punkt a erfordert die Verbrennung von oben nach unten
die jede Entweichung der Gase, Bitumina rc., die im Brenn-
materiale liegen, verhindert. In Rücksicht auf diese Ver-
brennungsart ist der Hohbach'sche Füllofen mit einem Fall-
roste construirt. ad b. Dieser Punkt bedingt die größt-
möglichste Gewinnung von Heizflächen im Heizraume selbst.
Je länger die erzeugte Wärme in demselben weilt, desto
mehr wird sie diesem mitgetheilt; je schneller wir dieselbe
(die erzeugte Wärme) hinausleiten, desto weniger kann sie
für den Heizraum ergiebig sein. In Hinsicht hierauf ist
der Hohbach'sche Ofen im Achteck construirt und mit einem
Aufsatze versehen, in dem sich außer der Fortsetzung des
Saugrohres eine Zunge beftudet, in Folge dessen die er-
hitzte Luft nach erfolgter Steigung wieder fallen muß, mit-
hin länger in dem Heizraume weilt, und den Heizflächen
desto mehr Wärme abgeben muß. Je nach dem gegebenen
Raumverhältnisse kann diese Circulation, beziehungsweise
Vermehrung der Heizflächen mehr oder minder oft stattfinden.

Blatt 2. Ofen aus Nürnberg aus dem 16. Jahrhundert in
grünlasirtem Thon neu ausgeführt von Hafnermeister Schmidt;

ausgenommen von Adolph Seder.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Redaktionsausschusses von 0r, Lichten st ein. — Kgl. Hofbuchdruckerei von vr. L. Wolf L S°h n,
 
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