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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 26.1877

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Schmädel, Josef von: Ein dritter Entwurf zum Kunstgewerbevereinshaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6908#0063

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( in dritter Entwurf zum unstgcwerbevereinshaus. <#>-

rxs> von 3. v. Schmaedel. <9^

(Photozinkotypische Reproduktion nach einem Seitens der Firma I. v. Schrneredel & SchönKcrrnrnsr durch den Architekten

I. r>. ScHrncreösl ausgeführten Entwürfe.)

Bei dem Entwürfe dieser Farads war ebenfalls der Gedanke maßgebend, die in Folge der Grundriß-
dispositionen geforderte Verlegung des durch zwei Etagen greifenden Saales auf den linken Flügel des Baues dazu
zu benützen, durch einen hervorragenden Giebclbau wenigstens einigermaffen die allzu dominiretide Wirkung, der
an: rechten Flügel angebauten Kirche zu paralysiren. — Den vermittelnden Uebergang zwischen diesen beiden
architektonischen Gruppirungen hat die dazwischen liegende Fayade zu bilden, welche zu diesem Behuse in möglichst
symmetrischer und dadurch ruhig wirkender Gliederung componirt wurde.

Da dieser Theil des Baues einerseits den Ausstellungszwecken zu dienen hat, andererseits die nöthigen
Räume für Sitzungszimmer, Zeichnungssäle, Bureaux rc. bieten muß, so wurde zugleich ein Hauptaugenmerk daraus
gerichtet, durch möglichst große Lichtöffnungen dem gegebenen Zwecke gerecht zu werden.

Zahr für Jahr webt die Natur wie Penelope ihren Teppich und löst ihn wieder auf. Der
bunte jDslanzenschmuck und die Blumenmosaik, besonders die Lilie diente dem Künstler in aller Art
Gewebe zum Vorbild. Noch mehr! Der berühmte Architekt Semper hat die Urkuust in der
textilen Kunst erkannt, unter welcher er alles Binden, Flechten, Weben, Sticken begreift,
von hier haben alle andern Künste, die Töpferei nicht ausgenommen, ihre Typen und Symbole
entlehnt, während sie selbst ganz selbständig schöpferisch erscheint und ihre Typen aus sich heraus-
bildet oder von der Natur entnimmt. Tr weist daraus hin, daß in der Sprache die Ausdrücke
Baud, Gurt, Kranz, Futter, Bekleidung, Spannung, Decke, wie sie beim Bolz-
arbeiter oder in der Baukunst Vorkommen, vom Geflecht oder Gewebe entlehnt sind,
mit welchem der Mensch sich bekleidet. Tr weist nach wie die Mäanderlinie das Memengeflecht
als Band und Gurt, der Kranz ausgerichteter oder herabsallender Blätter als Symbol der Be-
kränzung nach oben oder unten von der textilen Kunst aus in die Architektur kamen, wie vom
Teppich aus der Schmuck des Fußbodens, der Wände sich gebildet hat. welche Verwendung fand
vollends im Säulenkapitäl bei Aegyptern und Griechen Lilie und Akanthus? —

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