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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 26.1877

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Kuhn, ...: Ausstellung von Arbeiten der vervielfältigenden Künste im bayerischen Gewerbe-Museum zu Nürnberg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6908#0107

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—}* 105 *4-

H Ausstellung von Arbeiten der vervielfältigenden Künste ^

im bayerischen Gewerbe-Museum zu Nürnberg.

von pV0!C110V Dr. lutlnt. kZortsetzung.)

as nun dis äußere Bücherausstattung anlangt, so hat wie im vorigen
Jahre zu München, auch die Ausstellung zu Nürnberg den wiederholten
Beweis geliefert, daß wir in Deutschland den ganz ausgezeichneten Leistungen
Frankreichs, Englands und Oesterreichs noch weit nachstehen, nnd daß an
uns die ernste Anforderung herantritt , mit allen Kräften dahin zu streben,
um wenigstens einigermaßen auch auf dem Gebiete der Buchbinder-Arbeiten etwas Ersprießliches
zu leisten. Die hier vorgeführten Arbeiten entsprachen keineswegs den wünschen, mit welchen
man, ich will nicht sagen ein j)rachtwerk, sondern nur einen hübschen Band ausgestattet sehen
mag. weder Einband, noch Verzierung desselben, noch Beschläge, noch Harbe zeugten von einem
guten Geschmack. Auch hier ist ein Zurückgehen aus die Arbeiten des J6. und N. Jahrhunderts
dringendes Vedürfniß.

Eine rühmliche Ausnahme machte der ganz gelungene Einband des Stiftungsbuches der
Stadtgemeinde Nürnberg, nach Zeichnung des bayerischen Gewerbe-Museums, ausgeführt von
Z. G. Angler in Nürnberg, mit feinen hübschen Beschlägen und guten Emailarbeiten, welche aus
der galvanoplastischen Anstalt desselben Museums stammen, sowie die Ausgabe der Bücherfreunde
von velhagen und Klasing in Leipzig mit ihren guten Einbänden in Leder und nachgeahmtem
Schweinsleder mit gepreßten Ornamenten. Leider hatte ch. Andersen, z. I. in Nom, von seinen
vorzüglichen j?ergament-Einbänden nichts eingesendet.

Die zweite Gruppe der Ausstellung umfaßte den Holzschnitt.

Der Holzschnitt ist eine ächt deutsche Erfindung und hat auch in Deutschland seine haupt-
sächlichste Ausbildung erhalten. Er tritt schon mit dem Anfänge des J5. Jahrhunderts auf und
wird da zum Drucke von Spielkarten und Heiligenbildern verwendet, freilich noch rohe und
unbeholfene Arbeiten, bis er Veranlassung zum Buchdrucke wird und dann in Verbindung mit
dieser Kunst sowohl als für sich selbst, namentlich im }6. Jahrhundert zu einer hohen Be-
deutung kommt.

Von hohem Einfluß aus die Ausbildung des Holzschnittes zeigte sich gegen den Schluß
des Jahrhunderts Dürers Meister, Michael wohlgemutst, der vorzugsweise eine bestimmtere
Schattenwirkung anstrebte; eine völlig neue Epoche jedoch leitete der deutsche Altmeister Albrecht
Dürer ein, welcher diese Art der vervielfältigenden Kunst aus dem noch immer mehr handwerks-
mäßigen Schaffen zur rein künstlerischen ^orm emporhob.

Denn nicht allein daß Dürer selbst einen Theil seiner Werke in cholz schnitt und sie so
allen Kreisen zugängig machte, sondern mehr noch dadurch, daß er seine Kompositionen und
Zeichnungen unter seiner persönlichen Leitung von seinen tüchtigen Schülern und geübten Hormeu-
schneidern aussühren ließ und ihnen noch die weihe der Vollendung gab, wurde der Holzschnitt
in die rein künstlerischen Bahnen eingeleitet und erhielt sich während des ganzen J6. Jahrhunderts
auf dieser chöhe, da die Schüler und Nachfolger Dürer's in diesem Geiste sortarbeiteten.

Eine stattliche Anzahl von Dürer'schen Holzschnitten, welche aus dem Besitze der städtischen
Sammlung in Nürnberg, dem dortigen Germanischen National-Mnseum, dem Münchener kgl.
Kupserstichkabinet entnommen waren, sowie Arbeiten seiner Schüler chans Schäufelein, chans
Sebald Beham, F. Springinklee, s)eter Aötner u. A., ferner seines freundes und Mitarbeiters,
des Augsburgers chans Burgkmair, dann des Albrecht Altdorfer, Michael Gstendorfer, chans
Baldung Grün u. f. w. gaben hiefür den vollgiltigen Beweis.

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