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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Der Radierer Boehle
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0011

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1^.

F. BOKHLE, DER SEINEN TIEREN FUTTER HINSCHUTTENDE BAUER

lieb, aber es dominierte das Gefühl: wie ge-
schickt ist er, wie sicher erzielt er jedesmal seine
lockenden Wirkungen ... er ist ein Luxuskünstler.
Und wie seine Waage langsam niederging, stieg
die Waage Böhle's. Man erkannte aus seinen in ge-
wisser Beziehung ungeschickten, unprächtigen Blät-
tern einen von jenen echt und durchgebildet nur
selten vorkommenden Künstlern, von denen wir
sagen, sie sind deutsch. Schmutzer gehört in die
Mappen unsrer Amateure, mit seiner etwas vieux
jeu-igen Kunst, die pikant aufgefärbt ist; vor
Böhles Werken bildet sich aber der Glaube, sie
könnten populär werden — wie Thoma — wären
sie nicht durch eine viel grössere Herbigkeit, durch
realistische Kraft von Thoma verschieden; wären
sie nicht durch eine Sonderbarkeit, die sie eher
Dürer näher bringt, dem etwas flachen Gelüste
unseres grossen Publikums doch unzugänglich.

Man kann von Bohle urteilen, dass er in der
Mitte zwischen Dürer und A. Oberländer steht; —

wobei man an Oberländer's Kunst weniger aus den
fliegenden Blättern denken wird als an seine Zeich-
nungen ohne humoristischen Hintergruud.

In der OefFentlichkeit ist bis jetzt Bohle wenig
genannt worden. Er ist in Emmendingen im Breisgau
geboren und im Städelschen Institut durch Hassel-
horst erzogen worden, von dem Steinhausen gesagt
hat: „Dein Behagen war zumeist die Kleinbürgerwelt
— dem Reiz des Alltäglichen gingest du nach. In
der Enge der Stuben, der Enge der Stadt, des Marktes
fandest du Bilder des Lebens, das Heiterkeit und
Genügsamkeit athmet." Man begreift aus Böhles
Werken, dass er der Schüler eines Mannes gewesen
sein kann, über den ein solches Urteil gefällt
wurde — hingegen kann man in Böhles Arbeiten
keine Spur davon wahrnehmen, dass seinen Unter-
richt im Radieren Prof. B. Mannfeld leitete. Es
 
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