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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0267

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CHRONIK

DIE AUSSTELLUNG DES KAISER-FRIEDRICH-
MUSEUMS-VEREINS IM REDERNSCHEN PALAIS

Es ist doch erstaunlich, wieviel gute alte Sachen in
dem letzten Vierteljahrhundert nach Berlin gekommen
sind. Und zwar nicht nur ins Museum, sondern
auch in Privatbesitz. Wer dies letztere nicht schon
hie und da zwischen vier Wänden gemerkt hat, weiss
es aus der Renaissance-Ausstellung von 1898. Er
kann es jetzt in der Ausstellung von Werken alter
Kunst, die im ehemaligen Redernschen Palais gehalten
wird, wo doch nur die Mitglieder des Museums-Vereins
und nicht einmal verschiedene andere Sammler ihre
Sachen ausgestellt haben, wieder glänzend bewiesen
sehen. Es sind da Bildwerke, Bronzen, Silbergeräte,
Schmucksachen, Fayencen, Porzellane, Miniaturen und
Webereien. Ich liebe all solche Kunst, allein ich verstehe
davon ungefähr so viel, wie etwa die meisten Zeitungs-
schreiber von Malerei, und das ist zu wenig. Aber die
alten holländischen Gemälde liebe ich sozusagen, wie
man als etwas entarteter Nachkömmling einen vor-
nehmen Uronkel liebt, von dem man dann auch gerne
sprechen mag. Darum hier, während ich nebenbei vor

den schönen englischen Porträts aus dem weissen Saal
eine respektvolle Verbeugung mache, eine kurze Notiz
über die holländischen Bilder aus dem siebzehnten Jahr-
hundert.

Über Rembrandt werde ich an dieser Stelle wenig
sagen. Ich weiss sehr wohl den stolzen Wurf in dem
Selbstporträt, den kecken, satten Strich in dem schönen
Hendrikje-Bildnis, den feinen graziösen Vortrag in dem
Damen-Porträt, die pikante Umgebung der kleinen Frau
zu würdigen. Da ich aber gerade in dieser Nummer
über Rembrandts Kunst spreche, so glaube ich nicht,
dass die Vertretung des Giganten in dieser Ausstellung
noch zu besonderen Bemerkungen Anlass zu geben
braucht.

Unter den sieben Porträts von Frans Hals sind einige
sehr gute. Die junge Dame mit Fächer (53), ganz in
silbrigem Ton gehalten, hat einen besonders hübsch ge-
malten Handschuh, welcher als Signatur gelten könnte.
Übrigens muss man hier, namentlich in der minutiös
ausgeführtenTrachr,wohl an die Mitarbeit eines Andern
denken.

In dem Bildnis einer jungen Frau (52) ist die

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