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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Servaes, Franz: Ferdinand Georg Waldmüller: (1793-1865)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0419

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FERDINAND GEORG WALDMULLER

(1793—1865)

VON

FRANZ SERVAES

Süan hat Waldmüller den ersten
österreichischen Secessionisten
genannt. Das klingt wie ein bil-
liges Bonmot, enthält jedoch ein
gut Stück ernster Wahrheit. Die-
ser Künstler war sogar mehr Se-
cessionist als irgend Einer nach
ihm, denn er secedierte ganz allein. Er ward
darum aus Stellung und Würden gedrängt und
im vorgeschrittenen Alter der Armut nahegebracht.
Waldmüller war aber, was sonst die Oesterreicher
fast niemals sind, ein Eisenkopf und blieb fest.
Als er starb, galt er ziemlich-allgemein für einen

Narren, der sich Ruf und Brot durch Absonderlich-
keiten verscherzt habe. C. v. Lützow schrieb
damals in seiner Zeitschrift: „Waldmüller kam
in seinen alten Tagen auf den Einfall, um eine
glänzende Farbe zu erhalten, müsse man im Sonnen-
licht malen. Das erklärt wohl die seltsam grelle
Farbengebung auf vielen seiner späteren Bilder."
Dieser Führer der Kritik hatte also keine Ahnung
davon, dass eben damals in Paris eine Gruppe junger
Maler auf genau denselben „Einfall" gekommen
war und dass später von diesem Einfall eine neue
Phase in der Entwickelung der modernen Malerei
datiert werden sollte.

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