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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Chronik
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CHRONIK

NACHRICHTEN, AUSSTELLUNGEN ETC.
Bei Schulte wurde die Wintersaison glanzvoll mit
einer Ausstellung von einundzwanzig Arbeiten Böcklins
aus dem Besitz des Obersten v. Heyl in Darmstadt er-
öffnet, Bilder aus den verschiedensten Epochen seines
Lebens, von 1864. bis 1888. Wenn man die „flötende
Nymphe" (von 1881), die „Villa am Meer" in tief-
grauer, schmerzzuckender Stimmung, die „Idylle", die
„italienische Villa im Frühling", die „Heimkehr"
sieht, denkt man des vergeblichen Versuches unseres
allzu theoretischen Meier-Graefe, den schweizer
Meister nur in seiner Frühzeit gelten zu lassen. Un-
erfreulich nennen wir nur eins von den Bildern: den
„Prometheus" (giftige Töne). Einen schweren Stand
hat die „Schwarzwaldflora" von Hans Thoma, sie fällt
neben den erstaunlichen Böcklins unglaublich ab. Eine
kleine Leinwand von Max Klinger, „die Gesandtschaft"
wirkt arm. — Im Künstlerhause sieht man „Burenkinder",
ein vorzügliches Bild von Fritz v. Uhde und eine geist-
reiche Studie eines Mannes im Profil von demselben
Meister. Von Rudolf Alt ein angenehmes Aquarell:
„Wallensteinburg in Eger", einen Jettel, der wie ein
Pettenkofen aussieht, eine ganz hübsche Brücke von

Rob. Russ, von J. E. Schindler eine zarte „Partie bei
Haslau", von Rumpier eine Pikanterie, von Makart
unter anderm ein mehr als sonst durchgeführtes Bild
„dieFalkenjägerin",von Pettenkofen reizende Bildchen.—
Bei Keller und Reiner ist eine Kollektivausstellung des
Weimeraners Lamprecht, eines Schülers des trefflichen
Theodor Hagen. Lemprecht schneidet Stücke ans der
Natur aus, manchmal nicht ohne Reiz in den Details,
Baumrinden z. B., aber er wiederholt sich. Das ist
übrigens mehr ein Fehler der Kollektivausstellung an
sich als des jungen Malers. Ein anderer Vorwurf richtet
sich mehr an ihn persönlich: seine Formate wählt er zu
Zeiten zu gross für den Inhalt der Bilder. Wohl er-
kennt man, was bezweckt ist; und bisweilen erreicht er
das damit Angestrebte; aber er sollte sich doch mehr von
dieser gefährlichen Neigung frei halten. — Die Kunst-
handlung von Fritz Gurlitt eröffnete wieder einen Salon,
Potsdamerstrasse 113, und versendet zugleich unter dem
Titel „25 Jahre Kunst-Ausstellungen" einen inter-
essanten Rückblick auf die früheren Ausstellungen des
Hauses. Im Jahre 1880 begann es mit Ausstellungen
Führich's, Böcklin's, Menzel's, Lenbach's, die Jahre
darauf brachten Klinger, Makart, Leibl, Thoma, Feuer-
 
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