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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Niederdeutsche Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0139

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dem Fenster wahrnimmt: aber hier ist das süss-
lichere Element mit dem Rest des Bildes eine bessere
Verbindung eingegangen und stört nicht.

Der Nächstalte ist Bokelmann (bei Bremen ge-
boren), der bekannte Maler, der auch in öffent-
lichen Sammlungen vertreten ist, in der National-
galerie zu Berlin, im Provinzialmuseum zu Hanno-
ver usw. Er konnte seine Beteiligung freilich
nicht mehr aktiv in Scene setzen, da er, wie man
weiss, im Jahre 1894 gestorben ist. Bokelmanns
Arbeiten sind jetzt schwer zu geniessen; während
der alte Jessen in seiner Geradheit und Naivetät an
manchen Stellen gut wirkt, hat man von Bokel-
mann den Eindruck, über das auch gewiss ursprüng-
lich vorhanden gewesene Talent habe die Schulung
durch die Akademie so die Herrschaft gewonnen,
dass das „Bildermalen", die Trivialität, endgültig
vom Wesen des Künstlers Besitz ergriff. Die Technik
ist noch dazu unerfreulich; dick aufgetragene Farbe;

eine unvornehme, kompakte und willkürliche Festig
keit: nein, man kann an den hier ausgestellten
Studien nicht mehr Freude gewinnen als an den aus-
geführten Genrebildern des Künstlers, „Verhaftung"
u. s. w. Bei diesen erinnert man sich noch wenig-
stens des Eindrucks, den sie machten, als sie zuerst
ausgestellt wurden und ist ihnen deshalb freund-
licher gesinnt; auch hat man ihnen, wenngleich
nicht andere Vorzüge, so doch die einer klugen
Regie nachzusagen: bei den Studien fällt dieses
Verdienst natürlich aus und bei den Skizzen zu den
Bildern sind solche Vorzüge, die den Regisseur an-
gehen, erst im Rohzustande zu begrüssen.

Richard v. Hagn, der jetzt fünf und fünfzig Jahre
alt ist, stammt aus Husum, hat die dresdner Aka-
demie besucht und eine längere Zeit in Venedig
studiert. Von ihm bringen wir ein treffliches Bild:
„nordfriesische Bauernstube"; ein reifer Maler
spricht sich in ihm aus.

RICHARD VON HAGN, NORDFRIESISCHE BAUERNSTUBE

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