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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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landschaftliche Studien des jungen Malers aufgefallen
waren, suchte ihn im Atelier auf und kaufte einige
Bilder. Es ist für Ribarz bezeichnend, dass auch spater
seine besten Sachen durch Tausch oder Kauf m den
Besitz von Künstlern - ich nenne Rodin, Cazin,Raffaell>,
Roll, Thaulow - kamen. Die vor allem wussten die
eher durch Herbigkeit beschwerte, als durch Anmut
leichte, immer ehrliche Kunst dieses Mannes zu schätzen,
der eine so ausschliessliche Verehrung für das über-
kommene Erbe der Fontainebleauer besass, dass er nichts
sah, was die pariser Gegenwart an neuen anderen
Werten geschaffen hatte und noch schuf. Was Ribarz
anstrebte, war nach seinen eigenen Worten die schone
Form der malerischen, gross gesehenen und gross
gedachten Wirkung, die Tonschönheit der alten Meister,
aber durch das Mittel intimster Naturbeobachtung er-
zielt. Und er hat in den schönsten seiner Landschaften
aus der Normandie und Piccardie, besonders aber aus
seinem geliebten Holland, dieses Ideal auch erreicht.
Sein grosses, rein zeichnerisches Können, das ihm selbst
die verschleiertesten Stimmungen straff zusammenhalten
half, lebte sich daneben in trefflichen Pflanzen- und
Früchtestudien aus, die er gelegentlich zu dekorativen
Panneaux verband. Diesen Arbeiten verdankte er im
Jahre i89i die Berufung als Lehrer für die Blumen-
malerei an die Kunstgewerbeschule in Wien Er nahm
sie an, weil sich seine verhängnisvolle Krankheit wieder
meldete und er nicht mehr die Kraft in sich spürte, den
gefährlichen Existenzkampf fortzusetzen. Zurück-
gekehrt, war er nicht allein in seinem mahhch ver-
fallenden Äussern ein Pariser geworden, der in seiner
Rede unter die deutschen Worte französische zu mischen
liebte. Auch was er in diesen niedergehenden Jahren
noch malte, war nur ein stets blasserer Reflex der pariser

Blütezeit. _

Eie neues Denkmal wurde enthüllt: Hans Canon,
von Rudolf Weyr. Man konnte neugierig sein auf den
Versuch des erprobten Plastikers der dekorativen Kom-
position, ein Denkmal mit einer freistehenden Einzel-
figur zu machen. Andererseits musste man sich sagen,
dass Weyr für seine Lösung des Problems nicht leicht
einen glücklicheren Vorwurf finden konnte, als gerade
eine Darstellung des Malers Canon. Dieser Hüne, dessen
eigentlicher Name Straschiripka an allerhand Rauber-
geschichten erinnert, schritt durch das neuzeitliche Wien
- er starb 1885 - in Schaftstiefeln und Pluderhosen,
in fliegendem Wams, einen roten Gürtel umgeschnallt,
den mächtigen Schädel in der Lohe eines abenteuerlichen
Bartes, mit breit ausladenden, kaum gebändigten Ge-
bärden—wie aus einem Rubensschen oderjordaensschen
Bilde entlaufen, zu denen er ja auch als Maler betete.
So hat ihn Weyr bronzen auf einen gut gegliederten
Sockelbau gestellt, in aller bunten Lebendigkeit dieser
Malererscheinung, aber auch mit allen Vorzügen und
Schwächen der eigenen plastischen Begabung. Rudolf
Weyr verbindet das von der österreichischen Barocke

vererbte Gefühl für dekorative Wirkung mit einer mehr
intuitiven als geschulten, eher zugreifenden als be-
dachtsamen Technik. Es reicht daher sein plastisches
Können sehr oft für den komposirionellenEinfallnichtaus,
Beim Canon-Denkmal wird das an den Händen besonders
deutlich. Ihr Motiv — der Daumen der rechten Hand
steckt hinter dem Gürtel, die linke ist halb in die Hosen-
tasche geschoben — drückt das trotzig Herausfordernde
und lässig Ungeschlachte der Canonschen Haltung
charakteristisch aus. Ihre Form dagegen ist schwächlich,
beinahe verquollen.

Hugo Haberfeld

AUKTIONSNACHRICHTEN

Die Versteigerung der Sammlung Pannwitz in
München fand am 24. und 2$. Oktober in der Galerie
Heibig statt. Der Gesamterlös der Auktion belief
sich auf 1,037,JQ5 Mk. Eine Reihe der erzielten Erlöse
wird unsere Leser besonders interessieren. So brachte
an Broncen ein galoppierendes Pferd, Italien 16. Jahrh.,
2000. — Faun mit Fimer, braune Patina, Modell von
Ricclo, Padua 16. Jahrh.: 4000. — Herkules einen Löwen
erwürgend, Italien 16. Jahrh.: 7100. — Herkules und
die Schlangen, Italien 16. Jahrh.: 10000. — Büste eines
jungen Mädchens, Florenz 1510: 17800. — Venus mit
dem Krebs, Frankr. 17.Jahrh.: 3510. — Bildhauerarbeiten
am Holz — Allegorische Darstellung des Handels,
Ackerbau's und der Künste, Italien 18. Jahrh.: 2000. —
Legende vom heiligen Eligius, Relief mit Resten von
vielfarbiger Malerei, Schwaben 15/00: 1000. — Saul's
Bekehrung. Eichenrelief Frankr. ijoo: 1400. — Figuren
aus Holz geschnitzt — Jesus und die Samariterin Italien,
17. Jahrh.: 3100. — Tabaksdose Deutschi. 1675:
1100. — Der Frühling. Frauenstatue, Italien 17. Jahrh.:
5100. — Marmor und Elfenbein — Diana, Marmorbüste,
Frankr. 18. Jahrh.: 3800. — Die heilige Familie, Italien
17. Jahrh.: 1950.— Möbel— Chorstuhl,modelliert Bologna
1500: 1200. — Stuhl vonSavonarola. Florenz 1 5.Jahrh.:
1550. — Fauteuil. Süddeutschi. i<5. Jahrh.: 2600. —
Spiegel im Rahmen. Italien 18. Jahrh.: 1 350. — Schlitten
(Schwan undMuschel)Frankr. 1700: 2400. — Malereien —
Holländische Schule: Sujet: die Bewunderung der Magier
gez. Lucas vonLeyden?: 2600. — Gewebe und Teppiche —
Teppich mit grünem Laub Paris-Aubusson 18. Jahrh.:
2600. — Brüsseler Teppich, Epoche Ludwig XIV. Dar-
stellung aus einem Märchen: 3000. — Teppich von
Aubusson, Epoche Ludwig XV.: Küste mit orientalischem
Volk: 7200. — Teppich aus Paris-Aubusson, Scenen vom
Bosporus: 2100. — Der Vogelhändler, Teppich Paris-
Aubusson, Epoche Ludwig XV: 2300. — Altarvorhang.
Religiöses Motiv. Florenz, Epoche der Medici; 1500:
17000. — Teppich aus Brüssel, Epoche Ludwig XV:
Madonna mit dem Jesuskinde 5060. — Teppich aus
Beauvais, 18. Jahrh.: Amor schmückt eine Säulenhalle:

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