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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Friedländer, Max J.: Die Sammlung v. Carstanjen im Kaiser Friedrich-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0170

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massen, ist aber ein echtes und gut erhaltenes
Stück.

Sehr hübsch und lehrreich ist die Reihe der
Seestücke. Jan van de Capelle, Willem v. d. Velde,
Simon de Vlieger und Backhuysen sind beieinander
mit annähernd gleich grossen, höchst charakteristi-
schen und guten Arbeiten. Backhuysen, freilich
der letzte und schwächste in der Folge, ist sogar
ungewöhnlich gut vertreten. Capelle ist wohl der
grösste unter den Malern des Meeres, den Spezia-
listen der Gattung — gelegentlich haben ja auch
Albert Cuyp, Salomon Ruysdael, Jacob Ruisdael
und van Goijen die See gemalt —, er verherrlicht
den spiegelnden Glanz der Wasserfläche, den hellen
Himmel und die von Wolken verdeckte, aber nicht
verborgene Sonne. Willem van de Velde ist eher
Maler der Marine als Maler der See, die Takellage

der Schiffe ist ihm mindestens ebenso interessant
wie der Wellengang. Das gute Bild von ihm ist
im Kaiser Friedrich-Museum umso willkommener,
als er zu den ganz wenigen bekannten Holländern
gehört, die gar nicht im Katalog unserer Galerie
vorkommen. Dagegen ist sein Bruder Adriaan, von
dem das Museum Ausgezeichnetes besitzt, in der
Carstanjen-Sammlung nur in Staffagefiguren ver-
treten, die er mit gewohnter Geschicklichkeit den
Landschaften Moucherons und Hackaerts ein-
gefügt hat.

Mit den Sammlungen Thiem und Simon, die
als Schöpfungen anders gearteter Sammlerindividua-
litäten im Kaiser Friedrich-Museum für die Dauer
stehen, unterbricht nun auch die Sammlung Car-
stanjen die museologische Systematik in erfreulicher
Weise — hoffentlich für längere Zeit.

FRANS HALS, FISCHERMÄDCHEN AM STRANDE

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