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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Lithographien von P. Bonnard
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0229

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auch auf das Lebhafteste auf Delacroix ein, auf
Seite 291, beim Hochzeitsmahl: hier sehen wir
das für Delacroix charakteristische Helldunkel und
sein krauses] Gewimmel der Gruppen. Einmal
müssen wir an Cazin denken (Seite 9 1), und ein-
mal bei der vollkommen schönen, mit wenigen
Strichen gezeichneten Darstellung der beiden Pflege-
eltern an Jozef Israels; sie liegen im gemeinsamen
Bette und erzählen sich ihre Sorgen und Gedan-
ken: da ist ein Blick der Alten aufgefangen
— ganz Israels (Seite 199). Einmal, bei der Dar-
stellung des Bauernhauses der Pflegeeltern, ohne
Figuren,^ sehen wir einen Blumenkübel neben der
Thür aufgestellt, bei dem man an die Künstler
Darmstadts und Wiens, an Prof. Olbrich oder Prof.
Hoffmann denkt (Seite 195). Und mehrfach ruft

Bonnard den Gedanken an Lhermitte wach, nicht
an dessen Oelbilder oder Pastelle, aber an seine
Kohlenzeichnungen, die man in Deutschland nicht
kennt. Aehnliche Konstruktionen, die gleiche
Regelmässigkeit der Figuren wie sie in Lhermittes
Bauernzimmern sind, findet man bei Bonnardschen
Interieurs. Und wenn hier malerische Steigerungen
eintreten, denken wir an Rembrandt. So bei der
Lithographie Seite 163, wo links von einem
Kaminfeuer Chloe sitzt — als Rembrandts Frau
Saskia; auch etwas von Millet in ihr. Hübsche
Darstellungen von Zimmern in der Winterenge
empfängt man. Einmal ist sehr hübsch ein Ab-
schied des Daphnis von den Pflegeeltern seiner Ge-
liebten dargestellt; die Tür ist offen, man sieht auf
Schnee hinaus, schwarze kleine Stämme unter-

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