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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Engel, Julius: Adolf Menzel als Glasmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0284

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ADOLF MENZEL ALS
GLASMALER

VON

JULIUS ENGEL



a hängt neben meinem Schreibtische eine
kleine vorzügliche Photographie. Es
scheint fast, als wolle sie verblassen,
und sie ist doch wert, verewigt zu wer-
den, denn sie stellt Adolf Menzel dar.
Man weiss, wie schwer er vor die Kamera
zu bringen war. Und der Freund, dem ich vor
Jahren das Bild verdankte, sagte mir, es sei geknipst
worden in dem Augenblicke, als Menzel einen ver-
sprochenen liebenswürdigen Besuch in einem Atelier
zur Besichtigung eines Gemäldes abstattete und in
gewohnter Weise von der Arbeit so vollständig in
Anspruch genommen war, dass er nicht merkte, was
um ihn vorging. Also in gewissem Sinne eine kleine
Verräterei, — das Ergebnis eines Komplottes. Oder
war Halwas, dessen angesehene Firma die Rück-
wand des Kartons zeigt, dazu bestellt worden?
Mich mahnt das Bild fortwährend an eine gewisse

Schuld. Am 8. Februar war ein Jahr verflossen,
seit der grosse Tote den Schauplatz der Welt, um
deren künstlerische Wiedergabe ef, wie selten einer,
bemüht war, verliess. Und es drängt mich, zu er-
zählen, wie Menzel, der vielseitige Künstler auch
einmal im Begriff stand — ein bedeutender Glas-
maler zu werden. Dieses vergessene Lorbeerblatt,
das in meinen Händen ruhte, das ich nicht nieder-
legte, weder an seinem Grabe, noch bei der gross-
artigen Kundgebung seiner Werke in der National-
galerie in Berlin, möchte ich jetzt seinen Manen
weihen, um meine Schuld abzutragen.

Es war im Oktober 1886, als ich, von England
kommend, in das im vorigen Jahre aufgelöste
königliche Institut für Glasmalerei in Charlotten-
burg trat. Die armseligen Wände dieses „könig-
lichen" Gebäudes, eines vormaligen Arbeiterhauses,
etwas verwundert musternd, wurden meine Blicke

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