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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Engel, Julius: Adolf Menzel als Glasmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0287

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Haar und weissem Halskragen sichtbar. Dies sind
die fünf Generäle, — echte Menzel'sche Typen, in
der Farbe von meisterhafter Beherrschung der grauen
Töne und voll feiner Charakteristik. Es sind Ge-
stalten, bei denen einem die Worte Fontanes von
den Wallensteinern im Schlosse zu Eger einfallen:

Tertschka, des Feldherrn Schwager,

Illo und Kinsky dazu,

Ihre Heimat das Lager

Und die Schlacht ihre Ruh'.
Die andere Seite zeigt als Hauptperson den Pre-
diger Bake im schwarzen Talar und weisser Krause,
besorgten Antlitzes, bittend, die beiden Hände weit
ausgestreckt. Diese beiden Haup.tpersonen,Tilly und
Bake stehen in der Mitte des Fensters, so dass sie das
Interesse des Beschauers sofort in Anspruch nehmen.
Das hochfahrende Element der Krieger und das de-
mütige des Volks, ihren Prediger an der Spitze, ist
in der Komposition vorzüglich zur Darstellung ge-
bracht worden. Unmittelbar hinter Bake hat sich
ein Bürger in blaugestreiftem, ärmellosen Wams zu
Boden geworfen und kniet, die Hände gefaltet, am
Fussboden, noch halb im Portale des Doms, neben
ihm ein altes Mütterchen in gelbem Gewand, mit
silbergrauem Halstuch, mit gefalteten Händen und
bittend erhobenem Blick. Dahinter steht, halb durch

das Portal verdeckt, ein blasser Mann mit gekreuzten
Armen in hellblauem Kittel. Im Vordergrund, ganz
rechts vom Beschauer, den Blick gesenkt, kniet eine
Frau mit weisser Haube und weissem Kragen, hinter
ihr, halb von der Einfassung des Fensters, halb
vom Portal verdeckt, zwei andere bleiche Gestalten.
Gegenüber den rotwangigen brutal übermütigen
Kriegern das Bild des Elends geschildert. Wenn
man von der auf plastische Wirkung abzielenden
Technik, die nach heutiger Auffassung in der Glas-
malerei nicht erlaubt ist, absieht, so ist doch der
Hauptforderung, dem Prinzip der Silhouette durch-
aus Genüge getan, Auch in den Tönen der Stein-
mauer liegen Andeutungen, die verraten, dass wenn
dem Maler ein kundiger Techniker zur Seite und
das Farbenmaterial des Antikglases, das damals
ebensowenig vorhanden war, zur Verfügung ge-
standen hätte, aus dieser Skizze ein vorzügliches
Glasfenster hätte entstehen können. Aber auch
nicht ausgeführt wird der Entwurf eines Meisters
wie Menzel den Kunstforscher interessieren. Der
architektonische Teil des Entwurfs steht in künst-
lerischer Hinsicht leider weit hinter der Menzelschen
Arbeit zurück. Er ist von Beckmann. Die Skizze ist
gezeichnet ."Menzel und Beckmann fec.i 8^<5, von der
Hand des Architekten, die Ausführung ist in Aquarell.

•Wft,

AUS ADOLF MENZELS I-RIEDRICHSBUGH

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