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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Aubert, Andreas: Aus Caspar David Friedrichs Nachlass
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0303

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aufwärts gehenden Zeit des befreiten Deutschland.
Wird er jetzt hundert Jahre nach dieser kämpfen-
den, siegenden Zeit wieder sich einen Platz in
deutschen Herzen erobern, wird er ihn gewiss auch
für immer behalten? Er verdient ihn durch seine
Persönlichkeit und seine Kunst.

So sagt sein Freund und Mitarbeiter als Dol-
metsch des nordischen Naturgefühls Johan Claussen
Dahl: „ . .. und wäre er nicht so gewesen, hätte
er nicht werden können, was er war: einer der
originalsten, eigentümlichsten Menschen und Künst-
ler, die ich gekannt, der nicht seinesgleichen fand
und wohl auch nicht sobald wieder zu finden sein
wird. Viele haben ihn nachgeahmt, doch noch hat
keiner verstanden, jenes stille Naturleben wieder-
zugeben , das für Friedrichs Kunst so eigentümlich
war und seinen scheinbar oft steifen Bildern einen
eignen Reiz giebt."

Dahls Urteil wird gewiss stehen bleiben. Man

kann ohne nähere. Kenntnis Dahls Lob für über-
trieben gehalten haben. Aber nachdem man jetzt
Friedrich auf der Jahrhundertsausstellung reicher
und besser kennen lernt, wird man unser Lob und
unsere Liebe verstehen. Und viele — immer
grössere Kreise — werden ohne Zweifel Dahls
Urteil beistimmen: Friedrich ist einer der origi-
nalsten Künstler, die gelebt.

Und man wird auch zugeben, er war in seiner
Eigenart ein grosser Künstler: gross als Dichter
durch seine Empfindung, gross als Zeichner und
Maler durch seine koloristische Begabung und sein
technisches Können.

Sollte man Friedrichs Eigentümlichkeit mit zwei
Worten charakterisieren, so wäre es: Einfachheit,
Einheitlichkeit. In dieser Hinsicht ist er von weni-
gen, wenn überhaupt von irgend einem Maler der
Neuzeit übertroffen worden. In seiner einfachen
Einheitlichkeit ist er aber gar nicht arm: hat er

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