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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Voll, Karl: Frans Hals in der alten Pinakothek in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0326

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FRANS HALS IN DER
ALTEN PINAKOTHEK IN MÜNCHEN

VON

KARL VOLL

us einer feinen münchner Privatsamm-
lung des i 8. Jahrhunderts gelangte
in die alte Pinakothek ein grosses
1 Familienbild unter dem Namen Frans
Hals. Das Stück hat in der Malweise
nicht die geringste Verwandtschaft mit irgend einem
gesicherten Werke des Meisters, und so wurde es
schon Vorjahren aus seinem Werk gestrichen. Sonder-
bar ist es allerdings, dass für die technisch immer-
hin sehr ansehnliche Leistung kein Künstlername
gefunden wurde. Man hat Verspronck, Cornelis de
Vos, für manche Partien Snyders vorgeschlagen; aber
eine plausible Lösung der Frage hat noch niemand
gefunden. Am wahrscheinlichsten ist es, dass das
Bild von einem flämischen Meister gemalt wurde.
Die Pinakothek führt es schon lange als ein unsicheres
Werk des Frans Hals und lässt diese Erinnerung an
den Namen des haarlemer Malers nur deswegen

bestehen, weil die Taufe auf den Meister noch aus
einer Zeit stammt, wo er so gut wie vergessen war.
Vielleicht steckt in ihr doch ein Körnchen Wahr-
heit und ein Fingerzeig, der schliesslich helfen kann,
den wahren Urheber des Bildes festzustellen.

Seit kurzem besitzt aber die Pinakothek endlich
auch ein echtes und sehr gutes Werk des Frans Hals,
das seiner letzten Zeit angehört und um 1650 ent-
standen sein mag. Es ist signiert, trägt aber leider
kein Datum. Früher hing es im Mauritshuis vom
Haag als eine Leihgabe des Comte de Lynden-Pal-
landt und wurde für 8 5 000 Mk. von Herrn Stolc in
Haarlem erworben. Es soll Willem Croes dar-
stellen, wie die in Deutschland lebenden Nach-
kommen des Mannes behaupten.

Das Bild ist klein von Umfang; aber reich an
Qualität. Willem Croes sitzt in der bequemen und
doch so sicheren Haltung, die Frans Hals gern für

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