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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Die Jahrhundertsausstellung in der Nationalgalerie, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0369

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Züge übrigens mit dem in unserem früheren Auf-
satz besprochenen Selbstporträt keine Aehnlichkeit
aufweisen. Ungleich schöner als jenes Selbstporträt,
offenbar aus jüngeren Jahren, frei, heiter, leicht,
rein, hell in der Farbe. Die Aehnlichkeit mit
französischen Bildern der Zeit tritt wieder ganz
frappant hervor. Wie mag sich dieses Zusammen-
hängen der französischen Kunst mit Runge wohl
erklären ?

Vorhanden gewesen sein muss es; obwohl man
nicht erkennen kann, durch wessen Vermittlung.
Ich hatte im vorigen Aufsatz gesagt, sein Lehrer
wäre ein Davidschüler gewesen, das ist aber nicht
richtig. Ich hatte einen eminenten nordischen Ge-
lehrten im Gespräch dahin zu verstehen geglaubt,
ihn aber missverstanden. Dass Runge ungeheuer
viel von David hat, oft als ein unvollkommener
Reflex seiner vollkommenen Kunst wirkt, ist richtig,

dafür sprechen seine Porträts der drei Hülsenlangk-
schen Kinder und seiner Eltern, — doch wie ihm
diese Lehre zu Teil geworden, ist unklar. Es hält
schwer, sich vorzustellen, er hätte ganz ohne Kennt-
nis von Davidschen Arbeiten so gerade wie ein Eleve
der Davidschen Schule sich entwickeln können.
Runge kann als ein Kompositum von David,
Prudhon — und Blake definiert werden.

Wir bringen noch ein feines Bild von Wilhelm
von Kobell (1766—1855) zur Anschauung. Es
ist steif in der Komposition, aber fein in der Licht-
wirkung. Dieser Künstler hat hier eine bemerkens-
werte Wiedergabe des atmosphärischen Lebens er-
reicht. H.

KARL BLECHEN, SEESTÜCK

MIT GENEHMIGUNG VON F. BRUCKMANN, MÜNCHEN

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