3. Apostelkopf von van Dyck, Eine geistreich ent-
worfene Studie zu dem Kopfe eines aufwärtsblickenden
Apostels in dem grossen Bilde der Ausgiessung des
heiligen Geistes im Vorrat unserer Galerie.
4. Simson undDalila vonRembrandt. Das bekannte,
historisch wichtige Gemälde aus der Jugendzeit, mit der
Signatur des Meisters und der Jahreszahl 1628.
y. Die Enthauptung Johannes des Täufers von Giro-
lamo Romanino. Eine höchst effektvolle Schöpfung der
oberitalienischen Hochrenaissance.
Der Kaiser hat den folgenden Künstlern für Werke,
die sie auf der diesjährigen grossen berliner Kunstaus-
stellung vorgeführt haben, Medaillen verliehen: die grosse
goldene Medaille für Kunst dem Architekten Geheimen
Baurat Franz Schwechten in Berlin und dem Bildhauer
Louis Tuaillon in Berlin; die goldene Medaille für Kunst
dem Bildhauer Paul Oesten in Berlin, dem Bildhauer
Wilhelm Wan dschneider in B erlin, dem Maler Franz Hoff-
mann-Fallersleben in Berlin, dem Maler Paul Joanowitch
in Wien und dem Bildhauer Josef Hinterseher in Paris.
Das Dankgeschenk Rodins für die ihm von der philo-
sophischen Fakultät der Universität Jena verliehene
Würde eines Ehrendoktors ist gegenwärtig dort im Volks-
haus ausgestellt. In einem im übrigen leeren, von oben
belichteten Raum hebt sich das Kunstwerk, von einem
Blattpflanzen-Arrangement umgeben, auf einem Posta-
ment stehend, wirkungsvoll von einem hellgetönten
Hintergrund ab. Es ist eine Büste der Minerva, in Bronze
etwa lebensgross ausgeführt; Gesicht und Hals sind
grünlich patiniert. Der ungemein kraftvolle Kopf blickt
in leichter Wendung nach links und zeigt ein Profil von
ausserordentlicher Kühnheit und Überlegenheit, aber
auch von geradezu wunderbarer Innerlichkeit im Blick.
Die selbstbewusste Leidenschaft und Energie der Hal-
tung wird gestützt durch einen gedrungenen Hals, der
aus einem genial gedachten Panzer herauswächst. Die
Schlangen des vorn angebrachten Medusenhauptes spielen
hinüber zu dem vollen Haar der Göttin, das unter einem
delphinartigen Helme hervorquillt und nach den Schul-
tern zu abschliessend verwendet ist. Der Typus der
Frau trägt die Merkmale der Französin.
An den Bildhauer Dr. phil. h. c. A. Rodin sandten
Prorektor und Senat der Universität Jena für die der
Universität geschenkte Minerva-Büste das schöne Dank-
schreiben :
„Jena, den 2 3. Juni 1906".
Hochverehrter Herr Doktor!
Wir danken Ihnen von Herzen für das Bild der Göttin,
das Ihrem Haupte entstiegen ist und von Ihnen der Uni-
versitätjena als Gabe dargeboten wird. Es soll einen
Ehrenplatz erhalten in dem prächtigen neuen Hause,
welches soeben für die alte Hochschule erbaut wird.
Dort werden Tausende und wieder Tausende vor dem
stillen Antlitz betrachtend stehen bleiben oder ihm im
Vorübergehen einen Gruss zusenden. Sie alle werden
bei dem Anblick des Werkes dankbar des Meisters ge-
denken und zugleich von der Empfindung erfüllt wer-
den, dass von den erlauchten Gestalten der höchsten
Kunst die Kraft ausgeht, Zeiten und Völker zu verbinden.
Prorektor und Senat der Universität Jena,
(gez.) Linck, d. Z. Prorektor."
Eine der wertvollsten privaten Kunstsammlungen
Berlins und Deutschlands, die des verstorbenen Bankiers
Oskar Hainauer, ist nach England verkauft worden. Die
londoner Kunsthändler Gebrüder Duveen haben sie —
wie verlautet, für fünf Millionen Mark — erworben.
Ein Unternehmen, von dessen Plan und Vorbereitung
in den letzten Monaten wiederholt die Rede war, wird
nun verwirklicht werden: noch im Herbst dieses Jahres
wird in mehreren Grossstädten der Vereinigten Staaten
von Nordamerika eine Ausstellung deutscher Gemälde
der Gegenwart stattfinden. Die Kunstmuseen der Städte
Philadelphia, BufFalo, Chicago, Indianopolis und St. Louis
haben sich zusammengethan und den Direktor der Kunst-
galerie in Buffalo, Dr. Charles M. Kurtz beauftragt, eine
Sammlung von ungefähr hundert Bildern deutscher
Künstler der Gegenwart zusammenzubringen, die in den
genannten fünf Städten nacheinander zur Schau gestellt
werden soll. *
Für die Auswahl der deutschen Gemälde für diese
amerikanische Ausstellung ist der Grundsatz aufgestellt,
dass Werke von möglichst hohem künstlerischen Wert
gezeigt werden sollen, ferner nicht Bilder einer beson-
deren Richtung, sondern möglichst gute charakteristische
Werke der verschiedenen Schulen. Auch sollen nicht
allein Maler von Ruf bevorzugt, sondern ebenso junge
Künstler, die bereits verdienstvolle Werke geschaffen
haben, herangezogen werden. Fernerbestehtder Wunsch
— da man neben der Ausstellung auch mit einem mög-
lichst starken Verkauf der Bilder rechnen möchte —,
Werke mittlerer Grösse und auch, so weit wie möglich
solche Gemälde auszustellen, die den amerikanischen
Museen oder privaten Liebhabern zum Kauf angeboten
werden können.
Die von Dr. Kurtz — der sich gegenwärtig in Berlin
(Unter den Linden 70) aufhält — zusammengebrachten
Gemälde sollen im September nach den Vereinigten
Staaten geschafft werden und dann ungefähr je einen
Monat in den Galerien der Kunstmuseen der genannten
fünf Städte ausgestellt werden.
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worfene Studie zu dem Kopfe eines aufwärtsblickenden
Apostels in dem grossen Bilde der Ausgiessung des
heiligen Geistes im Vorrat unserer Galerie.
4. Simson undDalila vonRembrandt. Das bekannte,
historisch wichtige Gemälde aus der Jugendzeit, mit der
Signatur des Meisters und der Jahreszahl 1628.
y. Die Enthauptung Johannes des Täufers von Giro-
lamo Romanino. Eine höchst effektvolle Schöpfung der
oberitalienischen Hochrenaissance.
Der Kaiser hat den folgenden Künstlern für Werke,
die sie auf der diesjährigen grossen berliner Kunstaus-
stellung vorgeführt haben, Medaillen verliehen: die grosse
goldene Medaille für Kunst dem Architekten Geheimen
Baurat Franz Schwechten in Berlin und dem Bildhauer
Louis Tuaillon in Berlin; die goldene Medaille für Kunst
dem Bildhauer Paul Oesten in Berlin, dem Bildhauer
Wilhelm Wan dschneider in B erlin, dem Maler Franz Hoff-
mann-Fallersleben in Berlin, dem Maler Paul Joanowitch
in Wien und dem Bildhauer Josef Hinterseher in Paris.
Das Dankgeschenk Rodins für die ihm von der philo-
sophischen Fakultät der Universität Jena verliehene
Würde eines Ehrendoktors ist gegenwärtig dort im Volks-
haus ausgestellt. In einem im übrigen leeren, von oben
belichteten Raum hebt sich das Kunstwerk, von einem
Blattpflanzen-Arrangement umgeben, auf einem Posta-
ment stehend, wirkungsvoll von einem hellgetönten
Hintergrund ab. Es ist eine Büste der Minerva, in Bronze
etwa lebensgross ausgeführt; Gesicht und Hals sind
grünlich patiniert. Der ungemein kraftvolle Kopf blickt
in leichter Wendung nach links und zeigt ein Profil von
ausserordentlicher Kühnheit und Überlegenheit, aber
auch von geradezu wunderbarer Innerlichkeit im Blick.
Die selbstbewusste Leidenschaft und Energie der Hal-
tung wird gestützt durch einen gedrungenen Hals, der
aus einem genial gedachten Panzer herauswächst. Die
Schlangen des vorn angebrachten Medusenhauptes spielen
hinüber zu dem vollen Haar der Göttin, das unter einem
delphinartigen Helme hervorquillt und nach den Schul-
tern zu abschliessend verwendet ist. Der Typus der
Frau trägt die Merkmale der Französin.
An den Bildhauer Dr. phil. h. c. A. Rodin sandten
Prorektor und Senat der Universität Jena für die der
Universität geschenkte Minerva-Büste das schöne Dank-
schreiben :
„Jena, den 2 3. Juni 1906".
Hochverehrter Herr Doktor!
Wir danken Ihnen von Herzen für das Bild der Göttin,
das Ihrem Haupte entstiegen ist und von Ihnen der Uni-
versitätjena als Gabe dargeboten wird. Es soll einen
Ehrenplatz erhalten in dem prächtigen neuen Hause,
welches soeben für die alte Hochschule erbaut wird.
Dort werden Tausende und wieder Tausende vor dem
stillen Antlitz betrachtend stehen bleiben oder ihm im
Vorübergehen einen Gruss zusenden. Sie alle werden
bei dem Anblick des Werkes dankbar des Meisters ge-
denken und zugleich von der Empfindung erfüllt wer-
den, dass von den erlauchten Gestalten der höchsten
Kunst die Kraft ausgeht, Zeiten und Völker zu verbinden.
Prorektor und Senat der Universität Jena,
(gez.) Linck, d. Z. Prorektor."
Eine der wertvollsten privaten Kunstsammlungen
Berlins und Deutschlands, die des verstorbenen Bankiers
Oskar Hainauer, ist nach England verkauft worden. Die
londoner Kunsthändler Gebrüder Duveen haben sie —
wie verlautet, für fünf Millionen Mark — erworben.
Ein Unternehmen, von dessen Plan und Vorbereitung
in den letzten Monaten wiederholt die Rede war, wird
nun verwirklicht werden: noch im Herbst dieses Jahres
wird in mehreren Grossstädten der Vereinigten Staaten
von Nordamerika eine Ausstellung deutscher Gemälde
der Gegenwart stattfinden. Die Kunstmuseen der Städte
Philadelphia, BufFalo, Chicago, Indianopolis und St. Louis
haben sich zusammengethan und den Direktor der Kunst-
galerie in Buffalo, Dr. Charles M. Kurtz beauftragt, eine
Sammlung von ungefähr hundert Bildern deutscher
Künstler der Gegenwart zusammenzubringen, die in den
genannten fünf Städten nacheinander zur Schau gestellt
werden soll. *
Für die Auswahl der deutschen Gemälde für diese
amerikanische Ausstellung ist der Grundsatz aufgestellt,
dass Werke von möglichst hohem künstlerischen Wert
gezeigt werden sollen, ferner nicht Bilder einer beson-
deren Richtung, sondern möglichst gute charakteristische
Werke der verschiedenen Schulen. Auch sollen nicht
allein Maler von Ruf bevorzugt, sondern ebenso junge
Künstler, die bereits verdienstvolle Werke geschaffen
haben, herangezogen werden. Fernerbestehtder Wunsch
— da man neben der Ausstellung auch mit einem mög-
lichst starken Verkauf der Bilder rechnen möchte —,
Werke mittlerer Grösse und auch, so weit wie möglich
solche Gemälde auszustellen, die den amerikanischen
Museen oder privaten Liebhabern zum Kauf angeboten
werden können.
Die von Dr. Kurtz — der sich gegenwärtig in Berlin
(Unter den Linden 70) aufhält — zusammengebrachten
Gemälde sollen im September nach den Vereinigten
Staaten geschafft werden und dann ungefähr je einen
Monat in den Galerien der Kunstmuseen der genannten
fünf Städte ausgestellt werden.
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