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Krauß, Fritz
Carl Rottmann — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 9: Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.19424#0024

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vorwori von Zritz iLrautz (i914).

XIX

lebt, als wäre diese neugeschaffene INethode, die sich nur an die reine Erschei-
nungsform hält, und von der ihre ttnhänger glauüen, datz sich auf sie das all-
umfassende Gebäude einer ganzen sgstematischen Xunstwissenschaft gründen
lasse, ein so schwaches und vor allem so schmales Zundament, datz er sich nicht
einmal getrauen möchte, den doch so engumzirkten Lau einer einzelnen Mono-
graphie darauf aufzumauern.

Zomit wäre die 5lrbeit schon von vornherein gerichtet. 5ie bringt weder
stofflich aufregend Neues, noch ist, was sie bringt, formal neu. Nlit Naserümpfen
und hochgezogenen Ntundwinkeln werden die von der Zpitze meine Nrbeit
verächtlich als „äutzerlichen Biographismus", „psgchologisierende Novellistik",
als „Nultursalat" und „atomistische Ztilkritik", eben rundweg als „Nunst-
philologie" abtun. Nunstphilologie ist sie. Und das mit mancher Ubsicht.
Nus drei Gründen hauptsächlich: Zolange unsere wissenschaft noch nicht über
eine eigene brauchbare Nlethode oder gar über ein tragfähiges Zgstem verfügt,
deuchte es als das beste, einfach die Nlethode verwandter lVissenschaften, wie
der philologie und Geschichte, zu entleihen. Oann: eine Urbeit über Nottmann
schien das gewissermatzen zu fordern. Wenn bei einem Nünstler die Resultate
schon so feststehen wie bei ihm, indem sozusagen durch Nopfrechnung die
5ummen seiner Lebensarbeit längst richtig gezogen worden sind, so bleibt einem
zusammenfassenden Werk über den Nünstler nur übrig, die einzelnen Zum-
manden genau aufzuzählen und vorzuaddieren. Zchlietzlich kann man ja auch
einen künstlerischen Lharakter — genau wie einen menschlichen — gerade an
kleinen Linzelzügen weit sicherer fassen, als wenn man blotz nach seinem
grotzen äutzern Gesamthabitus greift.

Und drittens und letztens wird die philologische Ukribie in einem oft lang-
wierigen Zitieren fremder Nleinungen über unseren Nünstler zutage treten.
Oas geschah aus dem tiefsten Grund, aus Gerechtigkeit. Der verfasser ist sich
selber nur zu wohl bewutzt, datz sein Werk durchaus nicht harmonisch in sich
selber ausschwingt, sondern, zwiespältig, ein ständiges, kämpfendes Uusein-
andersetzen zwischen dem Vehandelten und dem Behandelnden darstellt. Eine
Nkonographie über Nottmann zu liefern heitzt für uns: sich herumschlagen
mit einem drückenden problem, dem problem des Literarischen und des Uka-
demismus in der bildenden Nunst des neunzehnten Jahrhunderts.

Trotz ihrer zugestandenen Zwiespältigkeit wird niemand diese Zchrift als
eine polemische hinstellen wollen. Eben aus dem Grund, weil ihr verfasser,
in dem Gefühl, von seinem skeptisch pspchologistischen Standpunkt aus nun ein-
mal unmöglich dem Gegenstand vollauf gerecht werden zu können, unparteiisch
an den entscheidenden Ztellen die Nronzeugen der Rottmannschen Nunst zu Wort
kommen lietz. Ls dünkte ihn das besser als das Nusschalten oder gar verleugnen
seiner eigenen persönlichkeit. Venn Lharakter mutz da sein. Ja, der verfasser
huldigt sogar der Nnsicht, datz sein Werk überall da schwächlich und verbesserungs-
bedürftig ist, wo auch nur aus einem Zatz sein eigenes Zch nicht mitspricht.
Oas schien mir aufrechte Ehrlichkeit und keine versteckte Nnmatzung zu sein.
 
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