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Krauß, Fritz
Carl Rottmann — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 9: Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.19424#0157

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2. Rom.

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den, daß ein Gemälde um fertig zu sein weder IRühe noch Zeitaufwand bedarf,
sondern, daß was ein Runstwerk ausmacht, in etwas anderem bestehe, als was
gewöhnlich unter Kusführung verstanden wird. 5o wenig ich indetz damit ein-
verstanden bin, was ich schon in Runstabhandlungen gelesen, datz meine Lüder,
so wie sie aufgefatzt wären, nicht mehr Rusführung zu wünschen übrig ließen,
indem es leicht dem Ganzen nachtheilig sein könnteü so wenig rührt mich die
Bemerkung, datz ich mir doch die Üppigkeit des Bodens der italienischen Natur
zueignen möchte, wie Zchorn sagt,- es ist durchaus nicht das charakteristische
einer jeden italienischen Landschaft, und an den schönsten Ztellen, die ich bisher
gesehen habe, fand ich sehr wenige üppige vegetation- verbranntes Gras auf
sandigem steinigem Boden, haidekräuter, hagedorn und wilder Zenchel sind
gewöhnliche vordergründe, und nur einzelne Ztellen machen üusnahme, und
wo diese dann sind, ist auch ein anderer 5til in der Umgebung. lvenn also
dieses unbedeutende Lild dem ^Lribjitjax mitzfallen hat, so hätte er besser
gethan, wenn er von mir hätte reden wollen, im Ullgemeinen zu sprechen und
dieses übergehen sollen, damit er mir dadurch nicht geschadet hätte und was
mir fehlt und was ich bedarf in meinem Ztudium, das weitz ich besser als er.
5o sehr ich Ursache habe, darüber verdrutz zu haben, so wenig dank ich's dem
andern Nezensenten in seinem Lobe Ivorte gewählt zu haben, die ich ebenso
wie die von diesem tadeln mutz, da er mich auf Nosten von anderen tüchtigen
Nkalern herausgestrichen hat, was keine gute kvirkung thut, im Zalle seine U7ei-
nung auch wahr wäre." Oas ist gewiß ein menschlich schöner Zug an Nottmann.

2. Rom.

Lndlich soll's aber fortgehen von Genua, südwärts. Neben dem Ehrgeiz,
der einen unternehmend macht, „sind hier nun auch hundert andere Ursachen
und Beweggründe, die einen spornen und jagen, daß man vor hast kaum mehr
den pfad sieht, der einem als seine Laufbahn vorgeschrieben worden. kvenn
ich nur erst mal das für mich gefunden habe, auf dieser Neise," stöhnt Rott-
mann, „was ich als geistige Nahrung bedarf, und mich dadurch etwas beruhigen
kann, denn wie gesagt, ich fühle eine Unruhe in mir wie ich sie noch nie gehabt,-
ohne meine eigene Unforderungen, die ich an mich mache, sind noch so viele
Uugen jetzt auf mich gerichtet, daß ich nicht mehr wie sonst auf geradewohl
auf die Bilderjagd gehen kann, und wer mal aus Italien kommt, von dem fordert

^ Merkwürdigerweise äutzert drei Jahre später (t82d) der Uunstreferent der „Klora", Nr. td2, genau
dieselbe Nnsicht, wie jene von Nottmann gelesenen „Nunstabhandlungen". Ls schade z. B. bei Noch dem Se-
samteindruck die zu grotze Bestimmtheit in der Kerne. Es bleibt bemerkenswert, datz Nottmann (vgl. oben S.98)
al; Nolorist, hier als Nuflöser der Zeichnung, als ein Kortschritt im rein naturalistischen Sinne Noch
gegenüber ausgespielt wird. wir entsinnen uns noch, datz Rottmann in seinen Iugendaquarellen und dem Ge-
mälde der „Burg Eltz" die hintergründe noch viel mehr mit kleinlichen Bäumchen vollgestopft hat als Noch. Oas
Geschlecht Nochs ist eben das, aus dem Nottmann herausgewachsen ist. Oatz Nottmann rein naturalistisch-formal
über Noch hinausgekommen ist, das ist nicht sein verdienst (denn sein persönliches wollen ging doch am wenigsten
auf naturalistische Ziele aus), sondern abermals der Lntwicklungsgang seiner Zeit überhaupt, dem sich keiner,
der vorwärts will, entziehen kann. Nlle Neuerungen können nur im Sinne der eigenen allgemeinen Zeitrichtung
gewollt und vollzogen werden.
 
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