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Krauß, Fritz
Carl Rottmann — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 9: Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.19424#0302

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Lchlosser und die romantischen Maler.

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Kuch von dem gleich unglücklichen hölderlin schlummert da ein noch
ungedrucktes Nanuskript im Ltiftsarchiv. E5 ist ein Ztück aus seiner pindar-
bearbeitung, welches erst im Jahre 1806 entstanden ist und so ein merkwürdiges
Oenkmal dichterischer Lichtverklärung und des damals über den unseligen
Oichter hereinsinkenden IVahnsinnsdunkels darstellt.

Ioseph von Eichendorffs allbekanntes Lied „Jn einem kühlen Grunde"
hängt im mageren Kähmlein als Griginalhandschrift an der Wand.

Schlosser und die romantischen Alaler.

Jn gleicher Zreundschaft wie mit den Oichtern lebte Lchlosser auch mit
den Malern der katholisch-romantischen Zchule, den sogenannten Nazarenern.
Nnd eben diese Beziehungen vermittelten all die köstlichen Bilderschätze, welche
den hauptbestandteil der Zammlung auf Ltift Neuburg ausmachen. Es war
das ja damals jene goldene Zeit, wo man auf einmal anhub, rein aus dem
heiligen Geist heraus Bilder zu malen, eine Zeit, wo der Satz möglich war, den
Nönig Ludwig I. den Schaffenden zurief: „Grotze Nünstler, weil ihr Lhristen seid!"

Gb Kriedrich Schlosser an den mächtigsten und kernigsten der roman-
tischen Maler, an Peter Gornelius, durch persönliche Lekanntschaft geknüpft
war, steht dahin, sicherlich hat aber der Lruder, Lhristian Schlosser, in Rom
bei den „Nlosterbrüdern von 5t. Zsidor" viel verkehrt. Zedenfalls befinden sich
zwei grotze Bleistiftzeichnungen von der hand des Gornelius, aus Zchlosserschem
Besitz, auf dem Stift. Oie eine, die ums Zahr 1813 in Rom entstanden sein wird,
stellt den „Rbschied des Npostels Paulus von der Gemeinde zu Ephesus" dar
(abgebildet in Lhristian Eckert: Peter Lornelius; Vielefeld u. Leipzig 1906,
5. 41). Gs sind ja lauter antikisch hergerichtete Ziguren, in scharfe, kalte Non-
turen eingesperrt. Nber dafür konnte der junge Nünstler nichts, das war eben
der gefrorene Zeitstil des Lmpire. Nllein wie auf dem Bilde der Züngling aus
Ephesus den Npostel in stürmischer, inniger Leidenschaft umschlingt, als könnte
er ihn nimmer verlieren, während paulus, in gefatztem Schmerz des gereiften
Nkannes, den Nopf zum Züngling herabneigt und seine Rechte dem anderen
Züngling gelassen zum Nbschiedskusse reicht, das konnte damals nur einer
malen, der dort doch noch so junge, feurige Lornelius. Oas andere ist ein
Ooppelwerk von Lornelius und Zriedrich Gverbeck. „Zur Erinnerung an
unsern Zreund G. §. Zchloßer von §. Gverbeck und Z. P. Lornelius. Rom den
16. Nlärz 1815" steht rechts unten auf der Bleistiftzeichnung in nachgefahrener
Lchrift. Ls ist also ein Geschenk der beiden Zührer der deutschen romantischen
Nlalerei an Rat Zchlossers Bruder, den 5chwarmgeist Lhristian. Oas Bild ist
ein rechtes 5gmbol der Zreundschaft: einer hat den andern gezeichnet. Links
ist Goerbeck von der hand des Lornelius, rechts Lornelius von Gverbecks hand
dargestellt. Oaher kommt es, datz auf dem Bilde einer dem andern unwill-
kürlich etwas von seinem eigenen wesen mitgegeben hat. 5o besitzt Lornelius,

psijche, m seinem schönen kleinen Vuch^ Zriedrich Lreuzer und Uaroline von Günderode diese „Melete" aus
den Stistsurkunden schon grotzenteils veröffentlicht hatte, l8S6. Lbenso »nbeachtet, fürchte ich, ist die berichtigende
Zuschrift Nohdes an die Zrankfurter Zeitung, l2. Uugust l896g
 
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